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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Thunders, Johnny (wie ich johnny thunders mit porridge umbrachte)



aria
16.05.2001, 23:39
ist natürlich quatsch, aber die geschichte hat sowohl mit johnny thunders als auch mit porridge zu tun. also erschien mir der name irgendwie passend ...
in fortgeschrittenem alter befindlich, habe ich einen kleinen beitrag zu einem zusammentreffen mitzuteilen, der mich nicht in allzugutem licht darstehen lässt. den prominenten auch nicht gerade, aber der hat ja den promi-bonus und ist außerdem schon tot.
bei besagtem prominenten handelt es sich um johnny thunders, seines zeichens ex-mitglied der glam-punk-band new york dolls. eines tages klingelte frühmorgens das telefon (na ja, es war schon nach zehn) und ein mensch aus meinem bekanntenkreis fragte, ob er mit einem musiker vorbeikommen könne. damals wie heute wohnte ich in hamburg und der mensch, der mich anrief begleitete andauernd irgendwelche semibekannten bands duch die republik.
jedenfalls hatte ich wie so oft die nacht zuvor in den vielbesungenen bars st paulis meine jugend vertrödelt und öffnete mit wirrem haar, abgerocktem morgenmantel und verquollenem gesicht den gästen die tür (das war damals ganz normal, wir befinden uns in den frühen neunziger jahren). vor mir standen neben meinem bekannten ein typ, noch abgerockter als mein morgenmantel und sein begleiter. als sich herausstellte, dass es sich um eben jenen johnny thunders handelte, verfluchte ich meine faulheit, nicht wenigstens mit ein wenig make up ein bisschen jugendliche frische gezaubert zu haben oder wenigstens etwas einigermaßen repräsentatives übergeworfen zu haben.
bald darauf wurde mir klar, dass ich damit bei meinem gast auch nicht mehr eindruck hätte schinden können als mit meinem brösel haschisch, den er gierig konsumierte.
mein bekannter hatte brötchen zum frühstück mitgebracht und ich fand meine geistesgegenwärtigkeit einfach umwerfend, als ich johnny fragte, ob er als engländer vielleicht lieber ein porridge haben möchte. leider hatte ich das alles irgendwie durcheinandergebracht. jedenfalls antwortete er leicht pikiert, er sei amerikaner und käme aus new york und dort verabscheue man porridge (klar, hat ja auch bei den new york dolls mitgespielt, aber es war schließlich morgens und ich war veraktert)
wie dem auch sei. die ganze episode ist eher traurig. nachdem er mein haschisch weggequalmt hatte, verleibte er sich sein fläschchen methadon ein und kippte dauernd aufs unappetitlichste mit dem kopf in den aschenbecher. sein manager war ziemlich nett, aber er tat mir leid, weil der typ so durch war und ein durchaus freundschaftliches band die beiden zu verbinden schien.
wenig später war johnny mit den toten hosen in düsseldorf im studio, um eine version von born to loose aufzunehmen und keine woche nachdem er in meiner küche gesessen hatte, wurde er in new orleans tot aufgefunden.

pinkas
17.05.2001, 18:21
Dieser Beitrag verdient doch mehr Aufmerksamkeit. Aria wird sich gehörig erschreckt haben. Schön, dass Du Porridge magst. Auf diesen Packungen mit dem schottischen Kugelstosser schreiben sie glaube sogar Porage Oats.

Edmund
17.05.2001, 19:11
Schoene, tragische Geschichte.
Nur eins verstehe ich nicht: Was war denn da jetzt genau typisch fuer die fruehen 90er?
wirre Haare?
spaetes Aufstehen?
Morgenmaentel?
Gaesten die Tuer oeffnen?
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Macht fuenf Groschen,
Edmund

aria
17.05.2001, 19:36
na, alle aufgezählten dinge. außer den gästen die tür zu öffnen - das tue ich auch heut noch gern. ist halt vorbei, der rock'n'rollige lebensstil, den wir damals alle propagierten. man sieht ja, wo die helden bleiben, kippen mit den köpfen in aschenbecher und gruseln die fans mit todesnähe.
(Beitrag wurde von aria am 17.05.2001 um 18:38 Uhr bearbeitet.)

Ignaz Wrobel
17.05.2001, 19:45
Hm. Nicht vielleicht eher eine Frage der Lebensphase als des Jahrzehnts? Klingel mal bei mir, mal sehen, welche Frisur Dir entgegenlacht.

aria
17.05.2001, 20:15
ja, wahrscheinlich handelte es sich um eine art phase. das mag stimmen. auch wenn ich geneigt bin, zu vermuten, die heutige jugend macht diese phase in leicht abgeänderter form durch (man sehe sich bloss die entsprechende musik an - für die ich übrigens grosse sympathien hege). rock'n'roll zumindest ist doch derzeit irgendwie unheimlich unhip. oder?
was jan delay so schön als 'hannoveranischen rock'n'roll' bezeichnet, spielt sich doch zumeist in den geistigen einöden grauer vorstädter ab. na ja, ich will mal nicht so sein und meine lieblingsfloskel anbringen: die geschmäcker sind halt verschieden.

Ignaz Wrobel
17.05.2001, 20:32
Moment, ROCK'N'ROLL? Bist Du sicher daß Du von den NEUNZIGER Jahren sprichst? Oder war das ein Tippfehler? Rock'n'Roll ist natürlich auf irgendeine Art immer in, aber nun gerade speziell in den Neunzigern ist mir das nicht aufgefallen... Ist ja auch egal, jedenfalls eine erzählenswerte Geschichte.

aria
17.05.2001, 21:17
na logo, anfang der neunziger gab es doch dieses revival, wo dann plötzlich solche bands wie metallica in den hitparaden herumlümmelten und alle wieder unbedingt wilde tätowierungen haben wollten, die in den achtzigern, soweit ich mich entsinne, weniger en vogue waren. oder?