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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Cash, Johnny (10 Dollar von Johnny Cash)



Murmel
30.04.2001, 15:34
Vor einigen Jahren bat mich ein Freund, ihm bei einem Chauffeurjob zu helfen. Johnny Cash käme nach München und man brauche zwei Fahrer. So fuhr ich mit einem Transporter zum Münchener Flughafen und empfing Mister Cash samt Frau, Band und Manager. Leider fuhren in meinem Transporter nur das Gepäck und der Manager mit, der natürlich von der Autobahn schwärmte, aber nicht genau wußte, wo die denn sei. Er hielt die Autobahn scheinbar für eine kleine Rennstrecke irgendwo in Deutschland, auf der jeder mit seinem Auto einmal so richtig die Sau rauslassen durfte.
Nachdem wir alles ins Holiday Inn gebracht hatten, kam Johnnys Frau auf mich zu und bedankte sich herzlich für die Hilfe beim Ein- und Ausladen der Koffer. Dann gab sie mir eine 10-Dollar-Note mit den Worten 'Here's some of Johnny's cash.' Ich lächelte höflich. Ob sie das immer sagt, wenn sie Trinkgelder gibt?
(Beitrag wurde von Murmel Clausen am 30.04.2001 um 14:35 Uhr bearbeitet.)

Pomito
30.04.2001, 16:53
Frau June Carter hätte alles Recht der Welt gehabt, das Geld auch in ihrem eigenen Namen zu überreichen, schließlich gehört sie mit ihrer Familie ebenfalls zu den Ikonen der Honkytonks.
By the way: Beim letzten Johnny Cash-Konzert stieg der Man in Black auf eine Bühne in Düsseldorf und begrüßte das Publikum mit den Worten 'Hello Frankfurt!' Ob das mit Drogen, Alzheimer oder amerikanischer Arroganz gegenüber mitteleuropäischer Geographie zu tun hatte, ging im Pfeifkonzert leider unter.
Neben seiner Frau durfte auch sein mißratener Sohn einen Soloauftritt während des Konzerts bestreiten. Die männliche Brut zeichnete sich durch dürftige Vortragskunst und einen schneeweißen Strampelanzug aus, den er offensichtlich als Kontrast zu seinem schwarzgewandeten Vater trug.
Später baten Mütter in der ersten Reihe Herrn Cash, ihre hochgehaltenen Babys zu segnen. Sehr peinlich. Aber: Gutes Konzert.

Ruebenkraut
01.05.2001, 01:09
Während eines längeren US-Aufenthalts in meiner Schulzeit kamen auch oft Fragen hinsichtlich Autobahn - offenbar eine der ersten Assoziationen bei 'Deutschland' und ich gab natürlich immer bereitwilligst Auskunft, handelte es sich doch im Vergleich zu anderen naheliegenden Assoziationen (Adolf Hitler, zweiter Weltkrieg, Mauer, Lederhosen etc.), nicht um so ein ganz peinsames Thema. Jetzt gerade beim Lesen von Murmels Bericht fällt mir auf, dass die wahrscheinlich wirklich genau das dachten: Die Autobahn als so eine Art Rennstrecke irgendwo in Deutschland. Das habe ich natürlich versäumt zu korrigieren.
Andererseits: Ist es wirklich schlimm, Düsseldorf mit Frankfurt zu verwechseln? Detroit und Cleveland?

nejteit
01.05.2001, 15:48
ja ... nichts zu cash, bloss zur rennbahn: als ich im herbst 95 in vancouver war, veranstaltete eine lokale radiostation irgendeinen wettbewerb, erster preis: ein woche porschefahren in deutschland. mir hat die idee sehr gefallen.

Herr Weber
01.05.2001, 18:40
Mitte oder Ende der 80er Jahre fuhr ich nach Nürnberg, weil Frank Zappa dort gastierte. Ich war schon nachmittags in der Stadt. Also dachte ich: 'Ich lauf mal durch die Stadt, vielleicht geschieht ja ein Wunder und ich begegne zufällig Frank Zappa.' In völliger Unkenntnis der Örtlichkeiten stiefelte ich also durch irgendwelche Strassen, um die Zeit totzuschlagen. Und plötzlich steht er vor mir, wirklich ganz in schwarz und mit komischen Stiefeln an den Füßen: Johnny Cash. Er hatte gerade einen Mercedes verlassen und lief auf ein Hotel zu. Am Abend erzählte Frank Zappa während seines Konzerts, Johhny Cash sei auch in der Stadt. Dann spielte er 'Ring fo fire.'

Jasper Nicolaisen
02.05.2001, 14:46
Bei der Frage, ob Cash«s Frau Trinkgelder immer immer mit so launigen Sprüchen garniert, fiel mir ein ,daß ihr Mann bei ehelichen Zusammenkünften ja auch mal sagen könnte : 'Here«s Cash«s Johnny'.Ich würde es schön finden, wenn diese gewiß nicht leicht zu führende Ehe mit solchen kleinen running-gags aufgelockert würde.
Erst fand ich es bizarr, daß F.Z. 'Ring of Fire' covert, aber jetzt...mmmhm.Nein, eigentlich paßt es.Hat er am Text bzw. der Musik irgendwas verändert ?
'Dreamed I was an Eskimo
Who fell into a ring of fire
«Twas a hundred degrees below zero
And the flames were getting«higher'...
sowas in der Art ? Oder nur nachgeplärrt ?

Herr Weber
02.05.2001, 23:51
Der Text war, wenn ich mich richtig erinnere, nicht verändert. Später erfuhr ich, dass Frank Zappa wohl schon während seiner gesamten Tournee darauf spekulierte, Johnny Cash irgendwann zu einem Gastauftritt zu überreden. Er outete sich quasi als Fan des Countrybarden, was ja, so gesehen, auch eine Form des Paparazzens ist. Sehr berühmter Star verehrt sehr berühmten Star.

Ruebenkraut
03.05.2001, 00:08
uups, sorry verwählt.


(Beitrag wurde von Ruebenkraut am 02.05.2001 um 23:09 Uhr bearbeitet.)

Herr Genista
19.10.2001, 00:55
??????????????????????????????????
Weil grad ein historischer Moment ist, und ich ja bekanntlich was für Zahlen übrig habe, wuchte ich auch noch den 500sten Beitrag. Diesen.
!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

Chavez
19.10.2001, 10:37
Die peinliche Angewohnheit amerikanischer Stars, deutsche Publikümer mit unpassenden Städtenamen zu begrüßen, hängt wohl eher mit mangelnden topographischen Kenntnissen zusammen. Und vielmehr noch, um verzweifelt dem altes Rock'n-Roll-Klischee hinterherzujammern 'Morgens im Nightliner aufgewacht und erstmal gefragt, in welchem Land wir heute sind.'
So begab es sich einst in Augsburg anläßlich eines Alannah Myles Konzertes, daß das Publikum statt 'Oooogsböööörg' mit 'Hello Ooooxford!' bejubelt wurde. Und in Bayreuth krähte Bryan Adams, der es als Weitgereister eigentlich besser wissen sollte, ein 'Hello Beirut!' in die Menge.
Ich glaube, er war sogar als Diplomatenkind mal ein paar Jahre dort aufgewachsen, vielleicht deshalb. Er hat es dann auch gleich gemerkt, und es war ihm sichtlich peinlich, daß seine Band ihn auslachte.

DREA
19.10.2001, 10:42
75,2 Kalauerpunkte fuer 'Here's some of Johnny' cash. 100 Lobpunkte fuer Genistas Hochwuchten.
(Beitrag wurde von DREA am 19.10.2001 um 09:57 Uhr bearbeitet.)

brunnenG
28.10.2001, 12:43
Re, Die peinliche Angewohnheit amerikanischer Stars, deutsche Publikümer mit unpassenden Städtenamen zu begrüßen,
Das tun nicht nur amerikanische Stars.
David Bowie in Ulm 87 (glaube ich):
'hello you.. people from.. stuttgart..
no, you people.. from nurenberg..
no.. from ulm..'
(er war bekifft *g*)

vir
30.10.2001, 01:47
Chuck Berry in Wettingen, Kanton Aargau: 'Hello Germany'. Damals hatte ich noch keinen Schweizer Pass und fühlte mich natürlich angesprochen.
------------------
Ultra posse nemo tenetur

Ignaz Wrobel
30.10.2001, 01:51
Ich will auch eine Schweizerin heiraten.

Walter Schmidtchen
30.10.2001, 01:57
Was stand unter anderem auf dem Bauhaus Tour T-Shirt?
Porto Spain
Leuwen Germany
Vienna Australia
Ich musste es mir DESWEGEN kaufen, und als ich dem Verkäufer sagte, ich kaufe es DESWEGEN, sagte er, ich sei nicht der einzige, der es DESWEGEN kauft

rron
16.05.2003, 12:39
agA

Klede
16.05.2003, 12:39
June Carter Cash (http://www.spiegel.de/kultur/musik/0,1518,248868,00.html) ist gestorben, ausserdem ist Freitag.

Klede
16.05.2003, 12:40
rron!

rron
16.05.2003, 12:41
Mist, Cookiefehler.

Klede
16.05.2003, 12:43
Kacke, gedoppelt.

honz
12.09.2003, 13:20
R.I.P.

U_Sterblich
12.09.2003, 15:15
Oh! Während der letzten Woche verstorben: Johnny Cash, Leni Riefenstahl und mein Opa. Ansonsten keine Gemeinsamkeiten.

Schocker
05.12.2003, 00:24
Johnny Cash habe ich nie persönlich gesehen, nicht mal auf einem Konzert. Nur seine Musik höre ich seit Jahrzehnten, und besonders in den Wochen nach seinem Tod. Dabei sind mir wieder die etwas skurrilen Umstände eingefallen, unter denen mir sein Name zum erstenmal begegnet ist, vor fast 30 Jahren. Und ich muß noch heute darüber grinsen, obwohl ein gemischtes Gefühl vielleicht angebrachter wäre.

Es war in der 8. oder 9. Klasse des Gymnasiums. Wir bekamen einen neuen Erdkundelehrer, den ich hier „Meier“ nenne. Er war vielleicht 30 oder knapp darunter, etwas beleibt, hatte eine angenehm beruhigende Bariton-Onkelstimme. Sein stets peinlich genau sitzendes Jackett harmonierte tadellos mit der exakten Symmetrie seines Schnauzers.
Meier war kein übler Typ. Er wußte viel, auch über sein Fachgebiet hinaus. Er gab sich sachlich und aufgeräumt, hatte aber Humor und nahm fadenscheinige Ausreden, wenn mal wieder die Hausaufgaben nicht gemacht waren, schlagfertig auseinander, jedoch ohne Bosheit. In gewisser Weise paßte er sich uns an, kannte unsere Sprüche und setzte gerne noch einen drauf. Dabei war er stets ruhig und maßvoll. Und wenn wieder mal blaue Briefe ins Haus standen, erkundigte er sich, ob jemand von uns davon betroffen sei und bot Hilfe im Umgang mit den Eltern an. Ich glaube, daß es ihm damit ernst war. Er verstand es, sich in unsere Welt zu versetzen, was man keineswegs von jedem Lehrer sagen konnte.

Nur einmal ging ihm das gründlich daneben. Einen Vorgeschmack erhielten wir, als er mit uns einen Lesebuchtext über afrikanische Stämme durchnahm.
„In diesem Text leistet sich der Schreiber eine Riesenunverschämtheit“, meinte Meier. „Seht mal genau hin, findet ihr sie?“
Es ging um Sitten und Gebräuche der Pygmäen. Keinem fiel was auf.
„Na, da ist doch die Rede von „Pygmäenhorden““, machte Meier uns aufmerksam.
Stimmt. Da stand in der Tat das Wort. Pygmäenhorden durchwandern Afrika, oder so. Na gut. Das Wort „Pygmäenhorden“ ist schlimm, das darf man nicht sagen. Wir schrieben es uns hinter die Ohren.
Richtig in Fahrt geriet Meier, als er kurze Zeit später auf Indianer zu sprechen kam. Er erklärte, wie die Weißen sie immer wieder um ihr Land betrogen und in Reservate sperrten. Zur Unterstützung seiner Worte schleppte er in der nächsten Stunde einen Plattenspieler an und ließ uns ein Lied hören: „Ballad of Ira Hayes“. Gesungen von einem, der sich Johnny Cash nannte.
„Das Lied handelt von einem Indianer, der für die Weißen kämpft, von ihnen aber danach genauso verachtet wird wie vorher, weil er ein Roter ist, und am Alkohol zugrundegeht“, verkündete Meier und setzte den Tonarm auf.

Eine dunkle, mahnende Stimme, und die mehr gesprochenen als gesungenen Worte

Ira Hayes, Ira Hayes

Dann, zu einsetzendem Rhythmus, der Refrain, dessen auf- und abschwingende Melodie mir sofort ins Ohr ging:

Call him drunken Ira Hayes, he won't answer anymore
Not the whisky drinkin' Indian nor the marine that went to war

Und da war noch mehr. Eine Stimme, die nicht „schön“ klang, aber warm, menschlich, und ehrlich. Die ganz unaufgeregt und ohne Verrenkungen ihr Anliegen vortrug, mit minimalem musikalischem Aufwand. Irgendwie anders als Gary Glitter.
Meier dudelte uns die Nummer drei-, viermal hintereinander. Vergaß auch nicht, reinzuquatschen, um uns rechtzeitig auf wichtige Dinge hinzuweisen:
„Jetzt kommt die Stelle, wo er in den Krieg zieht“
„Gleich fängt er an zu trinken“.
Und dann das Ganze nochmal und nochmal...es war zuviel des Guten. Gerade weil mich das Lied und die Stimme dieses Unbekannten sofort beeindruckten, kamen mir Meiers Betroffenheitsgehabe und seine penetrante Art, uns seine Ansicht einzuhämmern, nur peinlich vor.

Etwas mußte geschehen, und es geschah auch, schneller und auf andere Weise als ich dachte.
Wie ich vor der folgenden Erdkundestunde das Klassenzimmer betrat, standen fünf sechs Leute an der Tafel und schmierten sie mit den abartigsten Sprüchen zu. „Alle Indianer ab ins Reservat!“ “Amerika den Weißen!“ „Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer!“ Die anderen, auch ich, standen drumherum, lachten, feuerten die Täter an, bis die Tafel von oben bis unten voll war. Wenn das verabredet gewesen war, hatte ich nichts mitbekommen. Mir kam es fast so vor, als würden sie instinktiv handeln und das tun, was unbedingt getan werden mußte.
Meier kam rein. Blickte auf die Tafel. Und das muß man ihm lassen, er hatte sich in der Gewalt. Machte einfach den normalen Unterricht. Erwähnte unser Manifest mit keinem Wort, ließ es nicht mal wegwischen. Es kam auch nicht zu einem Nachspiel von seiner Seite oder zumindest zu einer Predigt. Ein bißchen war ich enttäuscht - einen ausrastenden Meier hätte ich gerne mal erlebt. Aber ich hatte ihn unterschätzt.

Das war meine erste Begegnung mit Johnny Cash, zu einer Zeit, als er noch lange nicht „cool“ war, und erst recht kein Kultstar. Niemand in meiner Klasse mochte Countrymusik.
Ich dagegen kaufte von da an seine Platten, soweit es meine Ersparnisse erlaubten, und lernte auch andere Countrymusiker kennen und schätzen: Johnny Horton, Hank Williams, Merle Haggard, Bill Monroe, die Statler Brothers.
Und bitte: es gibt nichts, was ich mehr verabscheue als Rassismus. Aber damals, das müßt ihr verstehen, das war reine Notwehr.

Freewheelin_Biller
05.12.2003, 13:13
Ich höre Cash ja auch sehr gerne, musste aber neulich doch schon ziemlich lachen, als ich mir "When we were kings" erstmals ansah (im Kino hatte ich ihn verpasst), und zwar die Szene, in der der in diesem Film wirklich umwerfende, gottgleiche, das Konzept Charisma wie kein Zweiter auf diesem Planeten verkörpernde Muhamad Ali darüber doziert, warum er die weiße Musik nicht mag. Da klänge jedes Lied gleich, und zwar (und dann singt er zu einer erfundenen Melodie): "There's a train coming round the mountain, at Folsom prison, at Folsom prison." Er zumindest mochte Johnny Cash also nicht.

trackstick
05.12.2003, 14:04
"Anfang der 70er gehörten so viele Leute zur Johnny Cash Show, dass sie bei Inlandsflügen die gesamte erste Klasse belegten. Einmal bekam deswegen Muhammad Ali nicht den gewünschten Platz. Cash bot ihm seinen an, Ali lehnte ab. Die Cash-Mannschaft wäre schließlich zuerst da gewesen. Ali war nicht nur Boxer, sondern auch Dichter, und er schenkte Cash eines seiner Gedichte, und Cash erzählte später, dass er es in seinem Safe aufbewahrt und den Wunsch hat, es eines Tages zu vertonen und aufzunehmen."
Diese Anekdote stammt aus Franz Doblers "The Beast in me", aber auch in der Autobiographie "Cash" werden Gedicht und Safe erwähnt.

fabchief
17.02.2006, 18:49
Erstens ist Freitag und zweitens ist er gerade im Kino (und das auch einigermaßen würdig vertreten durch Joaquine Phoenix oder wie man den schreibt).

Frank Zappa hat übrigens nur die erste Strophe von Ring of Fire gecovert, die hat er dafür dann gleich zwei mal nacheinander gespielt. Merkt eh keiner. Zu hören ist das ganze auf "The Best Band You Never Heard In Your Life".
Bei diesem Anlass sollte man auch unbedingt mal wieder die American Recordings in den Himmel loben.

yellowshark
21.02.2006, 17:38
#7 Superstar ehrt Superstar?

Ich habe Zappas Kommentare („Johnny’s wife got sic, so he can’t come tonight.“) auf dem von fab erwähnten Album offenbar immer falsch verstanden und mich gefreut, dass endlich einmal jemand mit begeisternder Boshaftigkeit eines der dümmsten Lieder der Welt Zeile für Zeile der verdienten Lächerlichkeit preisgegeben hat. (JC: „I Went Down, Down, Down“ – FZ: “It’s one way of learning English - Oh!, Oh!, Oh!"). Schade.