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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Jakob Sisters (Erbsensuppe mit J.S.)



TorAbstoss
24.04.2001, 21:02
Ich weiß nicht mal mehr, wie alt ich seinerzeit war, aber ich denke, ich war wohl ein munterer Knabe zwischen sechs und acht, als wieder einmal das alljährliche Dorffest in dem kleinen oberbergischen 500-Seelen-Dorf Namens Hunstig stattfand. Schon Tage zuvor hatte die freiwillige Feuerwehr das Festzelt aufgebaut (ferner standen eine Los-, eine Wurfbude und sogar ein Karussell zur Verlustierung bereit), das ob der diesjährigen Stargäste, eben der Jakob Sisters, schon in wohliger Vorfreude (oder Sorge um die Statik?) erzitterte. Hier muss ich kurz und nicht ganz ohne Lokalpatriotismus einfügen, das wir damals das weit und breit berühmteste Dorffest hatten: Dank der großzügigen Unterstützung des örtlichen Unternehmers (Jagdwaffen und -zubehör) wurde nämlich jedes Jahr ein wirklich prominenter Zeitgenosse eingeladen. Ich erinnere mich z.B. noch an den damaligen Landwirtschaftsminister Josef Ertl (in jenen Tagen noch rotwängig und wohl genährt - wie entsetzt war ich vor einiger Zeit, ihn als gezeichneten, mageren Greis zu sehen) und Tina York (beim Vortrag ihres Hits 'Der Mann mit dem Panama-Hut' warf sie eben diese ins Publikum, und ein von mir glücklich ergatterter fristete über Jahre ein frohes Dasein als immer wieder gern bemühtes Faschingsrequisit). Doch nun war die Zeit reif für die Sächselschwestern. Ob es nun die große Mercedeslimousine war (an die ich mich gut erinnere), mit der sie vorfuhren, der Auftritt (an den ich mich kaum erinnere) oder die Ur-Ur-Urgroßrüden der heutigen Pudelgeneration: Irgend etwas hat meine Freundin Corinna und mich jedenfalls dazu bewegt, uns nach dem Auftritt der Sisters in den Backstagebereich zu schleichen. Dieser war um genau zu sein ein Upstagebereich, lag er doch treppauf im Besprechungsraum des Feuerwehrhauses, der den Gästen als Garderobe diente. Ui, war das spannend - zwei vorsichtig schleichende, nicht unbedingt höfliche, aber neugierige Jungpaprazzi auf dem Weg, Einbrecher ins Promidasein zu werden! Schon auf dem halben Weg sächselte es uns entgegen, denn die Tür zur Garderobe war nur angelehnt, so dass wir, oben angekommen, ins Allerheiligste spinxen konnten. Und das spinxte auch gleich flinken Auges zurück - wir waren entdeckt! Aber wer die Jakob Sisters kennt, weiß: Die sind nicht Ete und auch nicht Petete, und wir wurden kurzerhand eingeladen, den dreien, die bereits beim Packen waren, Gesellschaft zu leisten. Was wir gesagt oder gesprochen haben, weiß ich wohl nicht mehr. Nur, dass sie äußerst nett waren - und diese Nettigkeit gipfelte darin, dass mir eine Schwester wahrhaftig ihren noch fast vollen Teller mit Erbsensuppe rüberschob, begleitet von einer einladenden Geste und warmen Worten (leider wärmer als die Suppe, wie sich herausstellen sollte)! Oha, aber folgendes weiß ich noch genau: Einserseits war ich im Zweifel, ob ich dieses Geschenk denn wirklich annehmen könne - und andererseits, ob ich es annehme wolle. Schließlich hatte sie ja schon an dem weißen Plastiklöffel geleckt, der in der Suppe steckte, und das fand ich nun doch irgendwie ein bißchen ekelig. Ich weiß nicht, ob ich den Löffel von Tina York bereitwilliger genommen hätte, jedenfalls wurde meinem Zögern mit einem nachdrücklichen 'Kannste essen, die is wirklich gut!' ein Ende bereitet - wer kann angesichts einer so charmanten und noch dazu aus prominenten Munde kommenden Einladung schon nein sagen? Bestimmt kein sechsjähriger Hunstiger! Und so ich biß in den sauren Apfel, diesmal in Form eines lauwarmen Hülsenfruchteintopfs mit Einlage aus der dorffestlichen Gulaschkanone.
Der erste Löffel war, nun - ein wenig mit Arbeit hinsichtlich des Schluckvorgangs verbunden, aber dann ging, vielmehr rutschte es ganz gut. Ob ich als wohl erzogener Bub den Teller auch brav und zum meteoroligischen Wohle des weiteren Festverlaufs leer gegessen habe? Leider, auch hier lässt mich die Erinnerung im Stich. Corinna und ich haben uns irgendwann verabschiedet, nicht ohne einen Stapel Autogrammkarten, und Essen hin oder her: Wir waren mächtig stolz, erzählten diese Geschichte natürlich sofort unseren Eltern und hernach jedem, der uns über den Weg lief.Und wie man sieht: Auch an diesem hübschen Forum führte er vorbei.

Beautyfullooser
24.04.2001, 21:09
Ist das schön! Eine schöne, lange Geschichte! Ur-Ur-Urgroßrüden! Tina York! Klingt alles total hunstig!
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Beautyfullooser

Christopher Wurmdobler
24.04.2001, 21:29
waren es 3 oder 4 sisters?
sonst eine sehr schöne geschichte. ich finde jungpaparazzi-erinnerungen sind auch sehr schön, weil sie so unschuldig sind...
cw
(Beitrag wurde von Christopher Wurmdobler am 24.04.2001 um 20:29 Uhr bearbeitet.)

cologneobserver
24.04.2001, 21:30
hallo ihr beiden,
schaut mal ne ebene höher. leckerli.
oder hier
http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=10182
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(Beitrag wurde von cologneobserver am 24.04.2001 um 20:31 Uhr bearbeitet.)