Schenk, Otto (in Hut und Trenchcoat)

[tschisi]

Also vor zwei Tagen, da lag es irgendwie in der Luft. Das gewisse Etwas, dieses Gefühl, daß ES passieren sollte, daß ES kurz bevor stand. Ich war kribbelig, unruhig, in freudiger Anspannung des großen Momentes harrend, ich lugte neugierig hinter jede Ecke, blickte in Nischen, auf Bäume und um mich herum, denn ich wußte: irgendwo mußte er sein, von irgendwoher mußte er kommen, der Promi, der zu paparazzierende, das Objekt jeglicher Begierde... - und bald wars soweit: ich stand mit dem Auto an einer Ampel direkt neben dem Naschmarkt und mein Blick schwiff und er krallte sich jäh fest an einem Antlitz das keines zweiten sich vergewissernden Hinsehens bedurfte, jeder Irrtum war ausgeschlossen, es war sofort klar, das war er, das war THE MAN, das war OTTO 'OTTI' SCHENK und er war es selbst. Er war größer als man annehmen durfte, er trug Hut und Trenchcoat, er schaute mürrisch und seine Begleiterin war auch schon gereift und trug dunkelrot-gefärbtes Haar und dunkle Brille. Die beiden schlenderten und ahnten nichts von mir, ich aber, ich hatte sie im Visier und ich wußte: würde ich jetzt hupen, ich würde Otto Schenk erschrecken und ich wußte: würde ich jetzt spontan beschließen, in scheinbar blinder Raserei Vollgas und amokartig in die Menschenmenge zu fahren, ich würde Otto Schenk (OTTO SCHENK!) erwischen.
Und so sog ich mich voll an seinem Glanz und prickelnder Freudentaumel strömte durch mich.

[Tex Rubinowitz]

Tschisitschisi, stehst am Sonntagmorgen um dreiviertel 9 auf, schenkst uns eine (Deine zweite) Autogeschichte, und keiner antwortet.
Wahrscheinlich weil unsere ganzen deutschen und schweizer und holländischen und polnischen (Hallo Mariola) Bienen Otto Schenk nicht kennen, kennen können. Dabei hat der Mann eine eigene Art des Sprechens erfunden!

[Wilfried Wieser]

Als Österreicher ist es mir selbstverständlich vollständig unmöglich, Otto Schenk nicht zu kennen, zumal ich noch dazu jenes Eisgeschäft am Wiener Hohen Markt bevorzuge, in welchem auch Schenk schleckt.
Aber leider, tschisitschisi, ich habe Deine Geschichte zwar gern gelesen, aber wg. Unausgeschlafenheit ist mir beim besten Willen kein Kommentar eingefallen, nur ein niveauloser Witz mit Otto Schenk, Björn Borg und Angelika Kaufmann, den erzähle ich natürlich nicht.

[Larry Erbs]

von Otto Schenk gibt es so einen lahmen Witz den er IMMER wieder erzählt. Ich habe ihn leider vergessen. Er reimt sich. Weiss den wer?

[Elli Kny]

Otto Schenk ist sozusagen mein Nachbar. Er wohnt im Haus neben mir. Er lässt sich Lebensmittel natürlich nur anliefern, weil sonst müsste er auch zum einzigen Billa hier gehen. Er hat eine bombastische Dachterrasse und eine schöne Wohnung, ist trotzdem sehr mürrisch, grüßt nicht, war auch nicht anders zu erwarten.
Ganz anders hingegen der Herr Bretschneider, der Meinungsforscher mit dem 50cm langen Bart, der kommt manchmal um 7Uhr früh heim, grüßt immer.

[pinkas]

Otto Schenk kennt man auch in der BRD, der war oft genug im Fernsehen. Er gab eine Zeit lang so eine Art lahmen Filmrollenarchivar, der um irgendwelche Sketchklamotten rummoderierte. Mir wurde nur nie recht klar, warum dieser Mann als so komisch gilt, naja, komischer als Max Schautzer ist er vielleicht schon.

[cologneobserver]

oh mann, DAS ist otto schenk?
der mann, der im schlaf nicht nur spricht, sondern sogar moderiert? furchtbar.

[Frau H aus B]

Pinkas, war das sowas wie 'Willy Schwabes Rumpelkammer' unseligen DDR-Angedenkens?

[Frau H aus B]

Die Geschichte fand ich übrigens sehr schön, ich habe zwar Otto Schenk, glaub ich, noch nie gesehen, aber man kann ja im Geiste einen beliebigen anderen Prominentennamen einsetzen, das wirkt ungemein stimmungsaufhellend, probierts mal aus!

[Frau H aus B]

Sorry, ich meinte natürlich Semiprominentennamen, sonst funktionierts nicht.

[pinkas]

Lieber Col.Obs.: DAS ist Otto Schenk.
Liebe H, das kam früher im Dritten, eine Mischung aus 'Spaß am Montag' und 'Rudis Reste Rampe' (will meinen, mit Rudi Carell gibts doch auch so ein Sketch-Recycling), so ähnlich auch wie Willy Schwabe wohl, wobei ich von dieser Reihe nur den herrlichen Titel kenne.
Du kannst übrigens Deine Beiträge ergänzen oder sogar bearbeiten, wenn Du auf den kleinen Notizblock über dem Text klickst. Dann erscheint nach getaner Arbeit so ein Vermerk:
(Beitrag wurde von pinkas am 23.04.2001 um 15:32 Uhr bearbeitet.)

[Wilfried Wieser]

Und den Meinungsforscher Rudolf Bretschneider, kennt jemand Rudolf Bretschneider?

[Elli Kny]

Scheinbar nur ich.

[Wilfried Wieser]

Er tarnt sich ja auch mit diesem 50cm langen Bart.
Zudem sollten wir den oben erwähnten deutschen und schweizer und holländischen und polnischen Bienen erklären, dass jeder Wiener verpflichtet ist, um 7 Uhr morgens hinter den Gardinen zu stehen, um tabellarische Aufzeichnungen darüber anzulegen, wann die Nachbarn heimkommen.

[Elli Kny]

Ich bin doch keine Spannerin hinter Gardinen, Wilfried! Wie kannst DU so ein Gerücht in die Welt setzen? Ich begegne ihm am Hauseingang-höflich, freundlich und mit ein bisschen Ehrfurcht, in der Hoffnung, dass er auch mich um meine Meinung befragt. Seine Haarmähne ist mittlerweile auch einen halben Meter lang, eine eindrucksvolle Person, solche Nachbarn mag ich.

[Wilfried Wieser]

Entschuldige vielmals, Elli, wie bin ich nur auf sowas gekommen. Natürlich keine Gardinen.
Und er hat Dich wirklich nie was gefragt?

[Elli Kny]

Doch,doch...aber der Bart war immer zwischen uns.Aber ich bin nun so weit, Ihn etwas zu fragen.Ich werde uns anschließend seine Meinung hier zur Verfügung stellen.

[Tex Rubinowitz]

Dürfen denn Meinungsforscher überhaupt eine Meinung haben? Sind die nicht innerlich zerrissen? Wälzen sich im Bett?
Der Bart von Brettschneider ist in der Tat beachtlich, wie wäscht man eigentlich so einen Bart? Muss man so ein Ungetüm fönen? Velbertpetermaffayfresserin Babsi könnte das beantworten, weil ihr Mann auch so ein Kinnmöbel hat, aber die kommt nie in diesen Strang. Wettet wer mit mir um einen Apfel?
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 23.04.2001 um 21:01 Uhr bearbeitet.)

[Tex Rubinowitz]

Wieso kommt eigentlich Tschisi nicht in seinen prächtig gedeienden Strang? Das ist so wie ein Babyklappenbaby, das er da abgelegt hat, der Schlingel.

[tschisi]

Wow. Ich bin überwältigt.
Babsi kommt natürlich gar nirgendwo mehr hin, die sitzt nur noch auf dem Thron und thront dort vor sich hin - sie ist doch jetzt unsere Königin. Manchmal besucht sie den Kaschmir, öfter aber den Grafen. Da wird ihr Gatte nämlich nicht so schnell eifersüchtig - aus hinlänglich bekannten Gründen.

[Elli Kny]

Tex, jetzt versteh ich warum Herr Bretschneider um 7Uhr heimkommt,er kann nicht schlafen und zieht dem Wälzen andere
Tätigkeiten vor. Soll ich mir aus dieser Erkenntnis eine Frage brauen? Oder ist das zu indiskret? Mir wird das nämlich andererorts vorgeworfen.
Oder soll ich mich auf das Föhnen des Bartes beziehen?
Ich möchte eine ausformulierte Frage, die lerne ich auswendig, um dann einmal im richtigen Moment das Richtige zu sagen.
Gebt mir Anweisungen!

[Tex Rubinowitz]

Du brauchst nur ein kleines Kärtchen vorbereiten, auf dem www.hoefliche-paparazzi.at steht, und das Stichwort Otto Schenk, und ihm das morgen um 7 in die Hand drücken, alles Weitere wird sich schon fügen.
Vielleicht wird morgen schon unsere Meinung analysiert sein.
Und vielleicht weiss er auch, warum es auf dem Mars Spinnen gibt, eben im Radio wurde das gerade behauptet, aber nicht von David Bowie, sondern von den seligmachenden BAUHAUS

[Beautyfullooser]

In Österreich gibt es Radiosender, die Bauhaus spielen??? Ich zieh sofort nach Österreich!

[Elli Kny]

Das Kärtchen muss nur noch foliert werden, schließlich will ich gefallen damit. Dann ist es in der Tat nur mehr eine Frage der Zeit, wann wir die Meinung des Meinungsforschers hören. Hoffentlich krieg ich keinen Ärger mit der Hausverwaltung wegen Meinungshausierens, unverständlicherweise gelte ich dort als 'streitbare Partei'.
In meiner Eitelkeit habe ich das als Kompliment aufgefasst, wer kann denn schon von sich behaupten eine Partei zu sein?

[Larry Erbs]

wenn Du ihn das nächste mal siehst, könntest du ihn nach dem lahmen Witz fragen?

[Elli Kny]

Der Mann, von dem ich spreche, duldet keine Witze, Larry!Er meint nur.

[Tex Rubinowitz]

Er meint den anderen

[Elli Kny]

Dieser kann ja nicht grüßen, den snobb ich ab!

[Elli Kny]

Gerade saß Herr Bretschneider im Cafe vor dem Haus.Als ich zu grüßen ansetzen wollte um ihm dann geschickt seine Meinung zum Forum rauszulocken, merkte ich erst die Gegenwart einer Dame. Mir versagte die Stimme, ich grüßte nicht mal, ich habe ihn überhaupt noch nie in Begleitung gesehen.
Vielleicht geht wer anderer hin, ich bleib eher auf das Haustor fixiert.

[Wilfried Wieser]

Und wieder war der Meinungsforscher Bretschneider sichtbar: exakt in jenem Gebäude, welches er laut den hier dokumentierten Wahrnehmungen offenbar bewohnt und das er häufig gegen 7 Uhr morgens zu betreten pflegt. Doch heute am frühen Vormittag betrat er nicht, nein, er verließ! Es war gegen 8 Uhr und so stellt sich die Frage, ob der Mann wohl mit einer einzigen Stunde Nachtruhe das Auslangen findet.

[Hohlblockstein]

Ich muss meinen ersten Beitrag dazu nutzen, Otto Schenk in Schutz zu nehmen, denn ich habe ihn im Frühling ins Herz geschlossen.
Früher mochte ich ihn auch nicht, seine Archivar-Sendung war für mich komisch nicht nachvollziehbar (ich war auch noch ein Kind).
Aber diesen Frühling hat er zweimal im Fernsehen Antworten gegeben, die mir sehr sehr gut gefielen.
Das eine Mal habe ich vergessen, aber das zweite Mal war so:
Es war in den Seitenblicken (sehr interessante, 5-minütige ORF-Boulevard-Sendung mit Bonmots von Besuchern bei Veranstaltungen der höheren Gesellschaft), da ging es (kann mich auch an das nicht genau erinnern) wohl um einen Edith-Piaf-Liederabend, und die Promis wurden gefragt, ob sie das Lied 'Je ne regrette rien' unterschreiben würden. Alle faselten was von glücklicherweise restlos geglücktem Leben und gefundenem Lebensmensch etc., nur Otto Schenk sagte, so empört, wie er es in seinem scheinbar lethargischen Gemüt zustande brachte:
'Das ist doch ein Blödsinn! Wie kann irgendwer sagen, dass er nichts bereuen würde. Also bitte, das ist doch ein Riesenblödsinn!'
Ich lachte auf und hatte ihn von da an lieb.

[Wilfried Wieser]

Wieder ein Montagmorgen, wieder der Meinungsforscher, diesmal um sieben. Die heutige Wahrnehmung vermochte die Vorstellungen über Bretschneiders Kommen und Gehen jedoch nicht zu verdeutlichen, er stand nämlich. Er stand mit dem Rücken zur Hauswand und sprach englische Worte in sein Telefon.

[honz]

WIESER !

[poldi]

manche leute nannten ihn 'kreuz-otti'.

[Walter Schmidtchen]

echot:
WIESER!

[Larry Erbs]

Fürstin Knypsilanti bat mich mal eine Grussbotschaft an Herrn Brettschneider auf einen Zettel zu kritzeln. Existiert diese Botschaft noch? Wurde sie schon übergeben?

[Elli Kny]

Die Grußbotschaft existiert natürlich immer noch. Wie sich ja nun bestätigt, handelt es sich bei Herrn Bretschneider um einen undurchsichtigen Nachbarn. Das Kommen und Gehen und Stehen dieses Mannes versetzt mich in handlungsloses Staunen.Vielleicht bin ich eines Tages fähig, außer zu grüßen noch etwas Zielbringenderes hervorzubringen. Wir nähern uns diesem Mann in elliptischen Kreisen.

[Wilfried Wieser]

Seit Wochen keine Spur von Bretschneider.

[Ignaz Wrobel]

Wieser!

[Ignaz Wrobel]

Pardon:
WIESER!

[Elli Kny]

Nicht ganz: ich blickte (stumm) Bretschneider durch die Brillengläser in die Augen, sie waren hellblau.
Hi Wrobel, Hi Wieser!

[Wilfried Wieser]

Kny!

[Wilfried Wieser]

Pardon:
KNY!

[Wilfried Wieser]

Ja, den Forschern stumm durch die Gläser blicken. Ob er wohl uns Meinende seinerseits durchschaut?
Ebenso gilt:
WROBEL!

[Elli Kny]

Heute, welch Moment, ich habe einen Duschgeher aus einer Konditorei mitgenommen! Der neue Duschgeher erwies sich als flinker Kerl, er wollte partout nicht den Lift in mein Etablissement nehmen. Ein schwerer Fehler, wie sich nun herausstellte.

Ich, die ebenfalls noch Ungeduschte, wartete, blickte kurz nur, durch ein Fenster in den Innenhof, (schon wieder eine Scheibe zwischen uns), und ein mächtiger, weißer, langer Bart, eine mächtige, weiße Haarmähne, stahlblaue Augen, ein schwarzer Mantel, kräftige Arme, ach, er war es.

B-R-E-T-S-C-H-N-E-I-D-E-R!

Er untersuchte die im Hof aufgestellten Abfalleimer.