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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fischer, Joschka (in der Tucholskystraße)



Wolfgang Mueller
17.04.2001, 23:59
Es geschah heute. Heute um 16.12 bis 16.54 in Berlin. Ich war bei meinem Frisör Oliver Weidner in der Auguststraße. Wir besprachen die Eröffnung der Zweigstelle der 'Walther von Goethe Foundation Reykjav’k' in eben seinem Frisör-Laden, als der Isländer J—n Atlasson mit seinem Fahrrad vor dem Fenster stoppte und das Geschäft betrat. Er hatte einen Zollstock dabei und markierte die Stelle, wo zur Eröffnung der Zweigstelle im Frisör der isländische Botschafter sprechen wird. Dort nämlich wird J—n eine kleine Bühne aus Paletten bauen. Der Botschafter Ingimundur Sigfusson hat nämlich fest zugesagt, meine neugegründete Foundation im Frisör mit einer Rede zu eröffnen.
Nachdem J—n die Ecke vermessen hatte, gelüstete uns nach einem Kaffee. Das naheliegenste Café ist quer über die Ecke in der Tucholskystraße. Es heißt Culinero und ist berühmt für seine guten, selbstgebackenen Kuchen und irgendwie kein Neue-Mitte-Schickeria-Café. Eher klein, gutsortiert, freundlich und liebevoll. Wir betraten die Lokalität und bestellten Apfeluchen mit Mandelsplittern. Plötzlich sagte Oliver etwas murmelnd zu mir: 'Guck mal da, Joschka Fischer.' Ich beugte mich unaufällig nach vorn und tatsächlich: da saß er. Joschka Fischer. Nun wollte ich die richtige Balance zwischen hoeflichen-paparazzitum und Respekt vor Privatsphäre aufrecht erhalten und genehmigte mir insgesamt nur vier bis fünf verstohlene, unauffällige Blicke.
Joschka Fischer saß mit einem etwas hageren Herren am zweiten Tisch am Fenster, lehnte sich gelegentlich im Stuhl etwas nach hinten. Er schaute ziemlich ernst drein. Immer wenn ich vorsichtig herüberblickte, war er nicht am Sprechen. Ich vermute, er entspannte sich. Doch setzte er mehrfach eine blaue Baseballcap auf und ab. Warum, war nicht zu ergründen. Einmal zog er sie so tief ins Gesicht, dass ihn niemand hätte auf beiläufigem Fuße erkannt.
Nun habe ich Joschka Fischer ja erst vor drei Tagen einen persönlichen Brief geschrieben. Eben weil er als Außenminister der allerhöchste Dienstherr der Goethe-Institute ist und die mir ja mit Klage drohen. (siehe www.geysir.com) Aber das hätte ich nicht gemacht, da hinzugehen und zu sagen: 'Hallo, ich habe Ihnen erst vor drei Tagen einen Brief geschrieben. Und nun sitzen Sie hier. So ein Zufall aber auch!'
Nein, das wäre sehr unhöflich. Der Außenminster kann in Berlin in Ruhe seinen Kaffee trinken und seinen Streuselkuchen verzehren und alle tun so, als ob das völlig normal wäre. Naja, viellleicht nicht ganz. Die beiden blonden aufgedonnerten Frauen neben uns wechselten zum leeren Tisch neben Joschka Fischer just in dem Augenblick, da sie ihn erspähten. Wechselten aber so, als ob sie lieber am Fenster sitzen würden und nicht an der Garderobe. Es könnte natürlich sein, dass sie das auch ohne Außenminister gemacht hätten.
Schließlich bezahlten wir unsere Zeche und gingen ganz natürlich und völlig unverkrampft, ohne den Außenminister der Bundesrepublik Deutschland auch nur einen Blick zuzuwerfen aus dem Café. Als ich mein grünes Fahrrrad aufschloss und damit auch das blaue von J—n Atlasson, glaubte ich einen kurzen Moment lang zu bemerken, dass Fischer die Szenerie aus dem Fenster betrachtete. Er saß direkt mit Fensterblick: Ein Isländer und ein Deutscher, ein blaues und ein grünes Fahrrad und nur ein einziges Fahrradschloss.

(Beitrag wurde von Wolfgang Mueller am 17.04.2001 um 23:03 Uhr bearbeitet.)

krautruebe
18.04.2001, 00:45
Weshalb Joschka so ernst geschaut hat, stand heute in der Zeitung: 'außerordentlich besorgt' sei er, hat er dem dpa Menschen diktiert, ob der Lage im Nahen Osten.
Tja, leider nicht wegen der foundation in Island.
Schade, eigentlich.
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ruebenkraut auf urlaub

honz
18.04.2001, 15:33
Jetzt muß ich doch nochmal diese alte Geschichte hochhieven, die passt hierhin doch vfiel besser:
Joschka Fischer geht ab und an mal vom Außenministerium zu Fuß durch die Jägerstraße zum Gendarmenmarkt. Er läuft meißt alleine und grübelt.Dieser Grübelerblick mit den verkniffenen Augen ist inzwischen ja schon
Bestandteil bundesdeutscher Ikonographie. In gebührenden Abstand dahinter laufen die Men in Black mit dem Knopf im Ohr.
Nach einer viertel Stunde läuft er dann wieder zurück und grübelt weiter. Ich
habe mich gefragt, was macht der da am Gendarmenmarkt in ner viertel Stunde? Für ein Salat im Borchards unter seinesgleichen ist das ja wohl ein bischen kurz. Vielleicht ein Hummercemesüppchen im Vau oder Mini-Pizza im Trenta Sei? Glaub ich nich. Der Mann hat besseres zu tun ,ist ja schließlich AM, der kan sich das auch bringen lassen von seinen
MIB.
Als ich ihn neulich mal wieder dahergrübeln sah, hab ich mir gedacht: 'Dem geh ich mal unauffälig nach, da häng ich mich dran.'
Der feine Herr Fischer geht zur Sparkasse, zieht sich 200 Mark, und läuft wieder zurück.
Es muß die Macht sein, die ihn so einsam macht.

akbrehm
18.04.2001, 17:28
ich kann herrn fischer nicht mehr ernst nehmen... gucci und konsorten haben ihn von seiner linie abgebracht... mir war er mit turnschuhen und jeans lieber. auch mit bauch. lieber gotthilf und ottfried statt joschka. punkt

Wolfgang Mueller
18.04.2001, 20:04
Nein, das finde ich nicht fair. Bei diesem Gehalt in Turnschuhen und Schlabber-Shirt herumlaufen, das fände ich völlig unangemessen bzw. kokett. Ob es wirklich korrupt ist, beim Empfang iranischer Ayatollahs einen Anzug mit Krawatte statt Turnschuhen und Jeans zu tragen, erscheint mir doch sehr zweifelhaft.
Ich habe es allerdings auch nie verstanden, weshalb alle: 'Verrat!' riefen, als sich Bundeskanzler Schröder eine kubanische Zigarre für 100 DM ansteckte. Was für eine langweilige Diskussion. Ausgelöst von BILD-Redakteuren, die auf der anderen Seite das Fahren teurer, überflüssiger Autos völlig normal finden und problemlos als wertvollen Beitrag zur Unterstützung der deutschen Volkswirtschaft bezeichnen würden.
Wenn ich ein Minister-Monatsgehalt zur Vefügung hätte, würde ich mir übrigens rare antiquarische Bücher über Island kaufen. (Z.B. das Buch des Hamburger Bürgermeister Andersen über Island aus dem Jahr 1750 - zur Zeit ist ein Exemplar in einem Antiquariat in Kornwestheim für 4.400 DM im Angebot.) So ein Buch im Schrank fällt nicht so auf wie ein Anzug von Gucchi, ist aber auch sehr hübsch. Und was würdest Du Dir vom Ministergehalt kaufen?

Hartmut Andryczuk
18.04.2001, 20:17
Hätte ich das Gehalt eines Aussenminister, würde ich ganz sicher Hausstaubmilben als Plüschtiere (auch für die Kinder von Herrn Fischer) herstellen lassen. Ich gönne übrigens jedem seine COHIBA-Zigarre für 100.- DM. Kommunismus heisst, dass jeder Millionär sein sollte.

krautruebe
18.04.2001, 22:16
Wolfgang, auch ich gönne dem Schrö seine Zigarre. Aber bist du sicher, dass er nicht zugleich die Vorliebe für überflüssige Autos teilt? Und mit den BILD Leuten teilt er ja auch noch anderes - jedenfalls solange es ihm irgendwie nützt.
Aber auch das ist normal und keineswegs ein Grund fürs Übelnehmen.
Übrigens: Ist dir aufgefallen, dass Joschka wieder zugenommen hat? Behauptet jedenfalls eine Gewährsfrau.
Er komme wohl nicht mehr zum Joggen, dafür wieder mehr zum Essen.

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ruebenkraut auf urlaub

(Beitrag wurde von krautruebe am 18.04.2001 um 21:24 Uhr bearbeitet.)

stu
18.04.2001, 22:52
Komischerweise habe ich gerade hier ins Forum geklickt um meinerseits eine Joschka-fischer Geschichte zu erzählen. Und war nicht wenig überrascht, als mir jemand zuvorgekommen war. Nun denn: Ich kann dennoch auftrumpfen, denn ich traf ihn schon zwei mal. Das erste Mal spazierte er auf der Friedrichtstraße, an der rechten Hand die Freundin, in der linken Hand eine kleine Tüte von Lafayette (Feinschmeckerabteilung.) Besonders in Erinnerung blieb mir, dass die Freundin einen Rucksack, Joschka eine Baseballkappe und vor allem abgelatschte Schuhe trug. Die Kappe war vermutlich Tarnung.
Das zweite Mal ist erst zwei Wochen her. Da spazierte ich am Wochenende um den Schlachtensee, während Joschka gefolgt von zwei angestrengt schnaufenden Liebwächtern vorbeijoggte.Von mir allerdings erst mal total unbemerkt, ich musste erst von meinem Freund darauf hingewiesen werden, und konnte der kleinen Karawane nur noch staunend hinterhergucken.
Auf dem Parkplatz wartete übrigens ein gelangweilter Chauffeur in einem riesigen, gepanzerten Mercedes mit getönten Scheiben, solche die uns Paparazzi wirklich das Leben schwer machen.

Jackson Mueller
18.04.2001, 23:38
Hach, Ihr höflichen Berliner Paparazzi seid schon beneidenswert! Von Jockel Fischer beim Fahrradaufschließen beobachtet zu werden resp. ihn beim 200 Mark holen zu paparazzen, sowas kann uns Ostwestfalen nie und nimmer passieren.
Hier sitzt höchtens mal der grüne Wohnungsbauminister von NRW vorm Oberschülercafé Alex und wartet auf sein Taxi, das ihn zwei straßenbahnhaltestellenweit zum Bahnhof bringen soll. Oder der Fraktionsgeschäftsführer der lokalen SPD-Ratsfraktion benutzt sonntags dieselbe Sauna wie das Volk und sieht auch dabei in einer spezifisch altsozialdemokratischen Variante schlecht gelaunt aus, just wie ein Herbert Wehner für die Landbevölkerung.
Kaum bin ich einmal, quasi aus Versehen, in Berlin, steht der erstaunlich kleine, geradezu quadratisch wirkende Modefritze mit Zöpfchen und Riesensonnenbrille (jedoch hier ohne Fächer) vor mir an der Bushalte. Aber so sehr der zugereiste Paparazzo ihn auch ebenso höflich wie heimlich bestaunt - er kommt nicht auf seinen Namen.
1. Wer kann helfen?
2. Mit so einem scheiß Namensgedächtnis hat man die üppigen Berliner Paparazzi-Chancen auch vermutlich nicht verdient.

stu
18.04.2001, 23:59
Karl Lagerfeld?
an einer Bushaltestelle? Ob sich die letzte Kollektion nicht so gut verkauft hat?

klesk
19.04.2001, 00:01
dochdochdoch

Jackson Mueller
19.04.2001, 00:13
Na klar: Karl Lagerfeld! Danke.

Wolfgang Mueller
19.04.2001, 14:17
Ja, krautrübe. Du hast auf jeden Fall recht. Schröder mag dicke Zigarren UND große Autos. Das muss nun wirklich nicht sein. Aber Joschka Fischer kam mir übrigens auch ein wenig rundlicher vor. Und das Café Culinero hat nun schon allerhand Kalorienreiches zu bieten. Viele süße italienische Törtchen. Apropos Karl Lagerfeld. Das hatte ich beinahe schon vergessen: Neben der Geschichte aus dem Kumpelnest 3000 (die sich irgendwo ganz unten im Gurkenglas befindet), sah ich ihn noch einmal als Kunde im Berliner Zeichenbedarfsladen Otto Ebeling in der Fuggerstraße 43. Ich trat ein, um mir einige lose Blatt Zeichenpapier zu besorgen und Lagerfeld stand direkt vor mir, um Kohlestifte zu erwerben. Er nuschelte seine Bestellung und die glockenwache Bedienung legte ihm diverse Kohlestifte verschiedener Stärken vor. Er entschied sich für eine der mittleren Dicke: 'Ja davon bitte fünf!'

akbrehm
19.04.2001, 15:30
das der joschka jetzt dünner aussieht, liegt daran, daß er nen opel-diesel fährt! ihr kennt doch die werbung, wo die frau dank opel-diesel ihre hose wieder zumachen kann, oder?
könnte auch sein, das joschka seine geliebten pasta und rotwein hinter sich gelassen hat. dafür kratzt es jetzt beim reden. http://www.plauder-smilies.de/party/drinka.gif

stu
20.04.2001, 11:03
Herr Müller, Joschka mag zwar dicklicher aussehen, aber den Kampf gegen die Rundlichkeit hat er noch nicht augegeben. Denn wie bereits erwähnt joggt er ja immer noch, und das macht er gar nicht mal so schlecht. Immerhin sahen seine Leibwächter, die Schränke, ganz schön angestrengt aus.

Wolfgang Mueller
20.04.2001, 12:30
Liebe stu, nein, nein, nein, er war nicht dick. Aber in diesem italienischen Laden sieht jeder ein wenig rundlicher aus. Also im Sitzen und in entspanntem Zustand sowieso. Ich meine, Joschka Fischer ist natürlich ein eher pyknischer denn ein leptosomer Typ (oder sanguinischer?)

Pomito
20.04.2001, 13:30
Seit Herr Fischer so irre abgenommen hat, dürfen Deutsche auch wieder Kriege führen. Es besteht also ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen dem Verlust von Körpergewicht a.k.a. persönlicher Askese und der Militarisierung der Außenpolitik (Vgl. Vegetarismus bei Diktatoren des 20 Jahrhunderts).

Tex Rubinowitz
20.04.2001, 16:31
Nach der Logik hätte Hermann Goering Pazifist sein müssen.

Ruebenkraut
20.04.2001, 23:12
Wegen seiner Beleibtheit (unter anderen Attributen) gilt er doch wohl einigen noch als der 'höfliche Nazi', wenn auch Hoeflichkeit nicht gleich Pazifismus.

Wolfgang Mueller
21.04.2001, 16:34
Soeben wurde ich von Radio EINS (oder so) interviewt nach meinem Zusammentreffen mit Joschka Fischer in einem Café in der Tucholskystraße vor wenigen Tagen. Man fragte mich nach einem hoefliche-paparazzi-Erlebnis, das jüngste Erlebnis ist noch ganz frisch und so schilderte ich es. Der Reporter fragte mich auch, ob ich Joschka Fischer auf meinen Brief angesprochen hätte, dem ich ihm drei Tage vorher geschrieben habe. Das habe ich natürlich nicht gemacht, es würde ja den Regeln von Höflichkeit widersprechen. Der Mann war privat da. Aber noch habe ich vom Außenministerium (als höchste Instanz der Goethe-Institute) keine Antwort auf meine Bitte um Hilfe wegen der Klage des Goethe-Institutes bekommen. Dafür aber heute eine Broschüre von demselben, die vom Goethe-Institut Minsk stammt: Performancefestival navinki 2000. Da sind Fotos u.a. von mir zu sehen, wie ich in einer Disko in Minsk über Elfen, Goethe und Transvesititen referiere. Außerdem habe ich dort u.a. ein Dia von der Ex-Präsidentin Islands Vigdis Finnbogad—ttir gezeigt, wie sie den ersten verheirateten schwulen Männer auf der Polarinsel gratuliert (Das ist 1996 geschehen/Percy und Sigurdur waren 12 Jahre ein glückliches Paar und wurden nach ihrer Eheschließung außerdem auch das erste geschiedene gleichgeschlechtliche Paar Islands; die Ehe hielt nämlich nur sechs Monate).
Das zu erzählen (natürlich nicht das mit der Scheidung) war in diesem Zusammenhang besonders wichtig, weil in Weißrussland ein Herrscher namens Lukatschenko regiert und just zu dem Zeitpunkt an dem das navinki2000 Festival stattfand, der geplante Gay Pride in Minsk von den Behörden verboten wurde. Es wäre der erste Demonstrationszug dieser Art in einem russischen Land gewesen. Also ich meine in aller Bescheidenheit doch, dass die Goethe-Instituts-Zentrale in München allen Grund hätte, ihre Drohungen gegen mich wegen Schadensersatz, Klage wegen Verstoß gegen das Markenrecht, Unterlassungs-verpflichtungserklärung etc. sofort zurückzuziehen und mir stattdessen den Posten des Generalsekretärs zu überlassen. Bedingungslos!

(Beitrag wurde von Wolfgang Mueller am 21.04.2001 um 15:38 Uhr bearbeitet.)

lacoste
21.04.2001, 16:43
Ja, der Meinung bin ich auch! Wir sollten auch langsam darüber nachdenken, uns einen Firmeneigenen Rechtsbeistand zuzulegen.

Tex Rubinowitz
21.04.2001, 16:50
Witzig, ich bin auch gerade interviewt worden, telefonisch von einem berliner Sender, zum Thema HöPap,
die haben mich gleich mal geduzt, da meinte ich, dass ich die andere Form doch vorziehen würde, als sie mich nach einem repräsentablen Beitrag fragten, sagte ich Frau Schottländer. War das ok? Bekomme ich jetzt ein Bier im Bierhimmel spendiert?

bettyford
21.04.2001, 16:54
ja, tex, ich bin auch gerade interviewt worden. man nannte mich bettyblue. und wegen dieses interviews musste ich einen freund abwürgen, der mich anrief um mir zu erzählen, dass seine freundin in gerade verlassen hatte. 'simone, ich bin so traurig!' 'ähh, ja, kann ich dich gleich zurückrufen?' ich blöde kuh.

Tex Rubinowitz
21.04.2001, 18:47
Sind wir etwa alle interviewt worden? Hat das jemand gehört?

bettyford
21.04.2001, 19:03
hoffentlich nicht! ich denke, ausser wolfgang, tex und mir hat es keiner gehört. die moderatoren waren ja TOTAL gut drauf ('ja, simone, nach janDeelay gehts auch schon los!')

Tex Rubinowitz
21.04.2001, 19:50
Bei mir wars Kim Wilde.
Und bei Wolfgang? Ist der etwa JETZT schon im Bierhimmel?
Heute ist übrigens Ostern, griechisch orthodoxes, ich empfehle allen Anwesenden heute Nacht in eine griechisch orthodoxe Kirche zu gehen (In Wien: Am Fleischmarkt), da ist vielleicht ein Trubel! Die Strasse muss abgesperrt werden, innen ein unglaubliches Geschiebe, grossartige Choräle, nur Kerzenlicht, extatisch fast. Und hinter- oder vorher griechisch essen gehen, fetttriefende Vitrinenbatzen und Retsina!

(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 21.04.2001 um 18:56 Uhr bearbeitet.)

bettyford
21.04.2001, 19:54
ja, so unglaublich locker drauf seiend. in ermangelung eines ironisch guckenden smileys könnte jetzt der eindruck entstanden sein, ich hätte die aufgekratzheit der beiden herren als angenehm empfunden. dem ist _natürlich_ nicht so. ich kann nur diese smileys nicht ab.

Tex Rubinowitz
21.04.2001, 20:02
Verzeihung, ich hab mein LOCKER VOM HOCKER UND VERDAMMT GUT DRAUF SEIN wieder rausgenommen, weil Du das ja auch schon hattest. Genau, sind am besten mit den dummen Smileys vergleichbar, diese Radioten. Wir hatten hier mal einen, der hat immer Alkoholistensmileys hier verwendet.
Wahnsinnig komisch.

bettyford
21.04.2001, 20:19
tex, griechische ostern sind grossartig! man kriegt tonnenweise rote eier geschenkt (nicht das vorgefärbte verrottete zeug aus dem supermarkt, sondern frische, von einer griechischen mutti selbstgefärbten) und muss von der kirche eine brennende kerze, ohne dass sie erlischt, nach hause bringen. griechische familienoberhäupter vergiessen literweise schweiss wegen der autositze.
besser ist es aber, feste mit persern zu feiern, da gibt es immer wodka und gekochte schafsköpfe.

Wolfgang Mueller
22.04.2001, 03:20
Ey, Ihr seid ja alle voll gut drauf! Supersendung, alles Live, mächtig was los da im Sender. War heute im Frisörsalon BEIGE und traf dort den Frisörmeister Oliver. Später mit Grimur H‡kornarsson und J—n Atlasson in den Laden 'Obst und Gemüse', 'n Bier schlürfen. Nix mit Bierhimmel.
(Beitrag wurde von Wolfgang Mueller am 22.04.2001 um 02:32 Uhr bearbeitet.)

Hartmut Andryczuk
22.04.2001, 11:32
Knorke.

Dreizehn Koestlichkeiten
22.04.2001, 11:49
Fast ebenso schön wie griechische Osterfeste sind griechische Hochzeiten. Ich durfte letztens einer beiwohnen. Der Zeremonienmeister tanzte mit einer Art Silberkrone um das Brautpaar herum und küßte allerlei Bücher. Währenddessen sang sein Kompagnon mit muezzinesker Stimme Glaubensweisheiten. Es war toll! Als wir hinausgingen, bekamen wir kleine Stoffsäckchen in die Hand gedrückt, die Ostereier und Gummibärchen enthielten.

Dreizehn Koestlichkeiten
22.04.2001, 11:49
(Hier hatte sich ein Beitrag verdoppelt. Entschuldigung.)
(Beitrag wurde von Dreizehn Koestlichkeiten am 22.04.2001 um 10:54 Uhr bearbeitet.)

bettyford
22.04.2001, 12:11
ostereier und gummibären? gehören da nicht überzogene mandeln rein? bücher küssen. gefällt mir.
wieso werden hier eigentlich beiträge an einem samstag um 2.20 uhr gepostet? lehnt man um diese uhrzeit nicht volltrunken an einer bar/wand/mann und beschliesst, garnix mehr zu sagen, weil man sich den rest seines lebens dafür schämen könnte?
(Beitrag wurde von bettyford am 22.04.2001 um 11:17 Uhr bearbeitet.)

Dreizehn Koestlichkeiten
22.04.2001, 12:30
Tatsächlich waren es pastellfarben überzogene Mandeln in Ostereiform. Im Anschluß fand übrigens auch noch eine Kindstaufe statt, die allerdings eher unschön war. Von ihr soll hier lieber geschwiegen werden.

Wolfgang Mueller
22.04.2001, 13:55
Liebes kleines Tagebuch,
nach 'Obst und Gemüse' fuhr ich gestern Nacht zu einer Party bei Falko Henning (ein taz-Mitarbeiter). Dort fragte ich die Journalistin Iris Hanika, die im Berliner Teil der FAZ schreibt, ob sie sich wieder mit Olaf aus dem Antiquariat Kalligram verstehe. Sie hatte vor drei Jahren einen Text im 'Tagesspiegel' veröffentlicht, in dem sie die Umwandlung von Tödliche-Doris-Songs aus den frühen 80ern in Musikgebärden durch zwei Gebärdendolmetscher als unmoralisch geißelte. Tenor: Elfen-Müller benutzt Gehörlose bzw. deren Handikap für seine Zwecke. Olaf hatte ihr daraufhin gesagt, dass er den Text bescheuert fand und sie hatten sich heftig zerstritten. Offensichtlich hält die Verletztheit bei ihr immer noch an, obwohl der Artikel schon so alt ist. Denn, als ob ich in ein Wespennest gestochen oder einen Dampfkessel unter Druck geöffnet hätte, platzte sie geradezu und brüllte herum. Es wäre ja so, dass die Gehörlosen die Musik damals ja gar nicht mitbekommen hätten und die Hörenden beides, nämlich Musik und Gebärde. Das wäre Verarschung. Ich fragte sie, ob sie bei der Vorstellung im Prater/Volksbühne die Gebärden-Wortspiele (man kann mit Gebärden z.B. sogar reimen!) verstanden hätte, diese Wortspiele könne man außerdem auf ganz spezielle Weise mit Musikgebärden kombinieren. Da wären doch die Gehörlosen den Hörenden gegenüber eindeutig im Vorteil gewesen. (Dina Tabbert, eine der (natürlich hörenden) Dolmetscherinnen hat gehörlose Eltern, was bedeutet, dass sie die Sprache sozuzsagen als Muttersprache kennt und damit besonders komplex umgehen kann.)
Das hat Iris Hanika damals nicht gesehen, (wußte sie auch nicht) sondern nur zwei 'Frauen, die sich gebärden' (ihre Formulierung im Tagesspiegel, klingt übrigens in meinen Ohren irgendwie abfällig), also die Dolmetscherinnen, die sie dann aber anschließend nicht einmal gesprochen hat. Ich fand ihren Text seinerzeit natürlich auch unter aller Kanone, er sollte sich vor allem kritisch und ironisch gegen mich bzw. mein 'künstlerisches Werk' wenden, wurde aber von meinen gehörlosen Freunden und Bekannten durchgehend als verletzend gegenüber Gehörlosen empfunden, als eine Form 'positiver Diskriminierung'.
Hier ein Auszug Tagesspiegel 30.12.1998
'Ich fand, es entstand vor allem der Zwang zum Voyeurismus bei den Hörenden und bei mir dazu das unangenehme Gefühl, die anwesenden Gehörlosen gründlich zu verarschen. Denn für die war das ja keine neue Kunst oder so, sondern Alltag, das Dolmetschen bittere Notwendigkeit.'

Das klingt bitter, aber für Gehörlose ist deutsche Gebärdensprache natürlich genauso viel oder wenig bitter (nötig) wie für Hörende die deutsche Lautsprache.
Als ich dann wissen wollte, warum sie denn keinen der über hundertfünfzig anwesenden Gehörlosen gefragt habe, die von der Veranstaltung ja doch auffällig begeistert waren, schrie Iris Hanika, dass sie keine Gebärdensprache könne und sich also gar nicht hätte unterhalten können. Und außerdem hätte ich ihr damals nicht gesagt, dass dieses 3-Tage Festival sich auch an gehörloses Publikum gerichtet hätte. (Dabei gab es dort gehörlose Musiker, Interpreten, Tänzer und eine dicke Pressemappe, das Festival hieß 'Gehörlose Musik').
Sie hat dann so herumgebrüllt, dass mir vor Schreck circa ein bis zwei Liter Blut in den Kopf schossen, das ganze Partypublikum schaute verwundert auf dieses eigenartige Bild und später erfuhr ich, dass sie anschließend wutentbrannt nach Hause gerannt ist. Du meine Güte, hätte ich bloß nichts gesagt. Andererseits ist es auch wirklich arrogant, wenn sich Menschen zum Fürsprecher von anderen machen, die sie für hilflos wähnen und von Verarschung sprechen, ohne mit den Verarschten auch nur ein einziges Wort gewechselt zu haben (auch in Gebärdensprache bzw. mit Dolmetscher). Ob die mich wohl in der FAZ-Redaktion auch so angebrüllt hätte?

(Beitrag wurde von Wolfgang Mueller am 22.04.2001 um 13:05 Uhr bearbeitet.)

rupertjahn
22.04.2001, 14:56
Ohhhhhh, ja! Was Witze über Schwerhörige angeht, ist man bei Zeitungen überaus empfindlich....

Tex Rubinowitz
22.04.2001, 17:36
Kann mir mal bitte einer sagen, warum gestern doch kein griechisches Ostern war?
Die Kirche verammelt, der Pope verschwunden.
Dafür waren die lauwarmen, fetttriefenden Vitrinenbatzen lecker, tschuldigung, dass ich abschwiff.
Also weiter jetzt mit den Tauben.

Ruebenkraut
22.04.2001, 20:58
Ja Tex, kann ich dir sagen: Dein Kalender oder dein Informant lag falsch. Griechische Ostern waren schon letzte Woche. Was selten vorkommt, ist heuer eingetreten: Orthodoxe und 'unsere' Osterfeier fielen auf denselben Tag. ich hatte mich schon gewundert über eure postings, aber gedacht, in Berl(wi)in haben die Griechen vielleicht ihr Ostern verschoben oder so....

Tex Rubinowitz
22.04.2001, 23:15
Aber wieso hast Du das gewusst?
Arbeitest Du in einer interkonfessionellen Kalenderfabrik? Oder bist Du Grieche?

Ruebenkraut
22.04.2001, 23:38
Viel einfacher: Mein Vater ist am letzten Wochenende aus dem Griechenlandurlaub zurückgekehrt und hats beiläufig erzählt.

Ruebenkraut
28.04.2001, 09:06
Eben (7:00 Uhr im Deutschlandradio) eine Meldung zu Joschka und den unhöflichen Paparazzi (Hallo Honz, warst du das?): Joschka bestreitet die Meldung (war auch in der Taz zu lesen), dass seine vierte Ehe in der Krise sei. Die (noch) jüngere Frau, mit der man ihn gesehen habe, sei seine eigene gewesen (Verjüngungskur?). Und außerdem: er finde das alles zum Kotzen.
Vorsicht Honz, dass es nicht dich trifft.

honz
28.04.2001, 17:22
nee, das war ich nicht, es gibt ja noch ein paar mehr Finsteringe in diesem düstererm Geschäft. Auch paparazze ich ungern Politiker, die geben kaum was her, und wenn man sie abschiesst wird das nie gesendet. Eine Kollegin von mir hat mal dem Schröder im Vollsuff ein Interview abgeluchst, das war bei der Wahlgewinnungsfest in Hannover glaub ich mit den Scorpions, seien Berater waren genauso doon wie er und haben nicht aufgepasst. Beim Sichten haben alle so laut gegrölt, daß der Chefredakteur wach wurde, der hat das Band gleich eingesackt. Es ist seitdem im Giftschrank eingekerkert.
Zudem hatte ich mal ein traumatisches Erlebnis mit Haider, seitdem hab ich keinen Politiker merh paparazzt. Ich war zum Hahnekammrennen in Kitzbühl und plötzlich läuft mir der Haider über den Weg. Ich wollte unauffällig an ihm vorbei, doch der sieht das Kamerateam und drängt sich mir förmlich auf.
Eigentlich hat der mich paparazzt. Ich ließ ihn also was sagen, und dachte mir 'dem werde ich mit einer ganz geschickten Superfangfrage schon aufs Glatteis locken', aber der hat mich ja sowas von supercool-charmant an die Wand geredet, daß ich beschämt von dannen zog. Auch das wurde zum Glück nie gesendet.
Aber eigentlich wollte ich von einem hoeflichen Paparazzi-Erlebnis erzählen als ich noch als Anbinder auf einem alten Fahrgastdampfer auf der Spree fuhr. Hassemer hatte das Schiff 1994 oder 95 gechartert. Es ging um die Vorstellung eines neuen Logos für die Berlin Tourismus Marketing, dabei sollten sich die Gäste die Regierungsbaustellen anschauen. Der damalige Bauminister Klaus Töpfer war auch an Bord.
Das spannende an der Sache war, daß Töpfer überhaupt keinen Bock auf diese Präsentation hatte, der hat den Hassemer wo es nur ging vermieden, was auf einem Schiff nicht ganz einfach ist. Irgendwanneinmal stand er dann direkt am Bug hinter dem Lichtmasten vor dem Ankerspill. Kurz nach dem Reichstag kommt die Kronprinzenbrücke, die wurde damal erst gebaut, war noch eingeschalt und dementsprechend niedrig. Der Schiffsführer fuhr die Strecke in diesem Frühjahr zum ersten Mal und hatte noch gar nicht mitbekommen, daß da auf einmal eine neue Brücke steht. Plötzlich fing er an zu schreien, dann ging eine wildes Schornsteigelege los, und plötzlich hörte ich einen Schrei mit 'Lichtmast' und 'holt den Minister da raus' und sah mich nur noch Matrixmäßig vom Steuerhaus Richtung Ankerspill springen. War nix passiert, ich konnte den Mast gerade noch umklappen - Töpfer war eh schon in Deckung gegangen.
Dann hat Töpfer etwas saudämliches gesagt, aber gleichzeitig war es auch so cool. Das habe ich mir gemerkt, ich weiß nur nicht mehr was er gesagt hat. Aber das ist auch nebensächlich, denn die HöPapointe kommt ja erst noch:
Die Tour endete an der Hansabrücke. Dort ist es sehr grün, die Weiden hängen über das Wasser, es war ein herrlicher Tag - Kaiserwetter. Am Anleger liegen zwei Alkis und lassen sich die Sonne auf den Bierbauch brezeln. Das waren keine Sandler, sondern eher so die Marke sub-proletarischer Spiessbürger mit Knasterfahrung. Da liegen sie also in ihren weißen Feinrippunterhosen im Gras und hören Musik aus einem Taschenradio, das sich der eine an sein Fahrrad montiert hatte. Dieses Rad war vollausgestattet, mit Rückspiegeln, Fuchschwanz und allem, ein Kadett der Besitzlosen gewissermaßen.
Der Dampfer legt an, ich spring an Land, mach die Leinen fest und will den Steg ausbringen: der endet ungefähr einen halben Meter vor dem ersten Alki. AlkiI macht überhaupt keine Anstalten sich auch nur einen Zentimeter wegzubewegen, das Schiff natürlich auch nicht, denn das war ja schon fest vertäut. Töpfer hat ein paar Gorillas dabei, davon kommen zwei raus und wollen den Alki wegräumen, doch der bleibt einfach liegen und fängt an zu grölen,' ey was wollt ihr Clowns, det is hier öffentliches Jelände', wobei der Mann vollkommen recht hatte. Das mussten auch die Gorillas einsehen und versuchten es auf dipolmatische Art. AlkiI ignoriert das einfach und dreht und an seinem Radio herum.
AlkiII wacht auf und erkennt den Minister, der inzwischen auf den Steg rausgekommen ist : 'Ey det is doch der Töpfer! Mensch Wolle det is der Töpfer' und kriegt sich gar nicht mehr ein vor Bewunderung. Jetzt stehen beide auf und laufen nur in Socken und Unterhosen, jeder eine Dose Hansa Pils in der Hand auf den Minister zu: 'Mensch Töpfer, was machstn Du hier' etc. Töpfer geht auf die Beiden zu, die Gorillas zucken nervös, schüttelt beiden die Hand, lehnt das angebotene Bier höflich ab, geht einfach weiter und ruft seinen Gorillas ein 'ich geh schonmal vor' zu.

Frau H aus B
28.04.2001, 18:21
Was für eine wunderschöne Geschichte, Herr Honzz! Ich habe das alles überaus plastisch vor meinem inneren Auge gesehen und mußte sehr lachen.

Tex Rubinowitz
28.04.2001, 18:31
Ich auch

hanswasheiri
28.04.2001, 19:00
Verehrter Honzz - die Geschichte hätte gut und gern einen eigenen Strang verdient. Kuckuckseier sind eigentlich etwas für Fortgeschrittene wie Tex.
Nur nicht zu bescheiden!

honz
28.04.2001, 19:21
Das freut mich natürlich sehr. Deshalb werde ich mich etwas mehr trauen und einen neuen Strang mit einer schönen Geschichte mit Geschrei und Jude Law eröffnen.
Ein Tip an die liebe diplomierende Frau H aus B.: eine dreivertel Stunde schreiben, dann zur Belohnung eine viertel Stunde ins Forum. Das dreimal hintereinander machen, dann abwaschen oder spazieren gehen. Küchen sind nie so sauber wie während der Diplomarbeit, mann kann auch mal unter dem Bett saugen. Das ganze wiederum dreimal wiederholen macht ca. 5 Seiten pro Tag.

frosch2
21.06.2001, 11:44
Gestern abend um neun, http://www.stadtplandienst.de/query;ORT=b;PLZ=10623;STR=Str%2E%20des%2017%2E%20Juni;HNR=152;GR=2 in Berlin, laufen drei Männer auf dem Bürgersteig an mir vorbei, von der Straße des 17. Juni kommend, in die Marchstraße, Richtung Moabit, einbiegend. Dreiecksformation, Spitze in Laufrichtung. Ein Älterer mit deutlich ausgebildeten, freiliegenden Waden und zwei ausgeruhte Klitschkofiguren, preußisches Gardemaß, Ruderer, Speerwerfer oder so was, in langen Hosen, dahinter. Alle drei farblich eher getarnt, bzw. angenehm, in blau und grau. Warum fiel die Truppe trotzdem auf, vor dem TU-Architekturgebäude, mit naturgemäß hoher Exotenquote? Weil hier vernünftigerweise niemand langrennt (joggt). An diesem äußerst stark befahrenen, vierspurigen Kreisverkehr mit zweistelligen Auffahrunfallzahlen täglich, einmal die Woche einschließlich Hubschraubereinsatz, sieht man selten Jogger. Und wenn doch einmal, dann nie in beschriebener Anordnung.
Vielleicht wollte der Trainer ja mal zusammen mit seinen beiden Schützlingen, wie früher, oder so, dachte ich. Und war an der für den Autoverkehr gerade grün werdenden Ampel über den 17. Juni angekommen. Hier sah ich endlich den eigentlichen Auslöser. Ein 7er BMW, schwarz, mit ausgeschaltetem Blaulicht auf einer Stange, fuhr in Schrittempo vorbei und bog auch in nördlicher Richtung ab, seine geringe Geschwindigkeit beibehaltend. Die Scheiben waren runtergekurbelt bzw. mit elektrischen Fensterhebern gesenkt worden und man hörte wunderschöne bulgarische Chorgesänge. Von den Läufern war nichts mehr zu sehen, aber die Baseballkappe fiel mir wieder ein, ausgewaschen dunkelblau, und daß man sein Gesicht nicht erkennen konnte, weil er nur nach unten schaute, auf den vor ihm liegenden Weg. Graue Haare hatte er und einen für mich ungewöhnlichen Laufstil. Er hob die Füße nur wenig, fast ein Geher. Der ehemalige Außenminister Klaus Kinkel kann ausgeschlossen werden, zu groß, zu dick. Und er läuft lt. eigener Aussage nur morgens. Es wird der Amtierende gewesen sein. Seltsamerweise löste diese Erkenntnis kein Kribbeln o. ä. aus. Es ließ mich kalt. Maischbergerhaft kaputt nennt man so was wohl. Oder es ist das Alter. Die dicken Scheiben des Wagens waren doch geschlossen, fällt mir gerade wieder ein. Wahrscheinlich Klimaanlage.
(Beitrag wurde von frosch2 am 21.06.2001 um 11:24 Uhr bearbeitet.)

Pippi Langstrumpf
28.10.2001, 11:51
Ich wohn seit mehreren Jahren in Berlin aber irgendwie verstecken sich alle Promis vor mir.
Bis auf unser Joschi.
Den sah ich im Supermarkt...
Es war der 14.12.2000 gegen 18:00 Uhr.
Mit der S-Bahn aus Westen kommend wollte ich schnell in den Edeka im S-Bahnhof Friedrichstrasse.
Der ist so toll, der hat auch Sonntags auf und manchmal muss man inner Schalnge vor der Tuer auf Einlass warten (die Touri-Attraktion :-)
Ich wollt nur gaaaaaaaanz schnell ein paar Tueten Parmesan fuer's Abendessen abgreifen, stuermte also rein, links hinten zum Kaeseregal, zielsicher gegriffen und ab Richtung Kasse.
Irgendwie war an den Kassen nicht viel los, ich nahm also die erstbeste in der Mitte.
Vor mir ein grosses Etwas in einem langen dunklen Wollmantel.
*lalalalala* *wart*
Ploetlich dreht sich grosses Mann in Mantel um und ich erkenne besagtes faltiges Gesicht.
*uih*
Er dreht sich wieder nach vorn und ich checke den korrekt ausrasierten Nacken mit dem graumelierten Haar, wo ich doch so auf graumeliert stehe.
An der Kasse kommense nicht inne Puschen, so dass ich gaaaanz unauffaellig nach den MIBs Aussschau halte, aber nix zu sehen.
Nun neben dem S-Bahnhof liegt das Bundespresseamt, oder wie heisst det?
Na da wo die immer die Konferenzen in der Tagesschau bringen. son grottenhaessliches Gebauede am Spreeeufer.
Jedenfalls, denk ich so, naja ist fuer ihn ja net weit, schnell mal rueber kurz Abendessen abgreifen und dann nach Hause.
Angeblich wohnt er ja bei der Synagoge und die ist auch nicht besonders weit entfernt.
Da die Kassiererin ewig braucht hab ich noch gelegenheit die Einkaeufe zu checken:
Sonnenblumenkernbrot, Bananen, abgepackter Fertig-Salat, und er verlangte eine Tuete, war alles unter DM 20.
Die Kassiererin scheints auch erst spaet geschnallt zu haben, guckte kaum hoch, machte nur *piep* *scan*
Er den ganzen Kram inne Tuete und ab durch die Mitte.
Hinter mir ein Typ der grinste.
Ich meinte zu ihm und Kassiererin: 'Na dann muessen wir ihn uns nicht in der Tageschau ansehen.'
Egal, hab eh keinen Fernseher.

2 Tage spaeter kommt mir im Halbdunkeln Unter den Linden Genschman mit Frau entgegen, oder ich hatte Politikerhalluzinationen.

Aporie
28.10.2001, 12:23
Leider haben Sie diesen Text in einer etwas schwierigen Zeit für Debutant(inn)en geschrieben, aber wie von rron calli angemahnt, einem Strang angehängt. Weil er auch sonst alle geschriebenen und ungeschriebenen Regeln dieses erlauchten Forums berücksichtigt und wirklich gut ist, soll das hier auch festgehalten werden.
In einem Punkt dürften Sie sich allerdings geirrt haben. Mitglieder der Toscana-Fraktion kaufen durchwegs kaltgepresstes Olivenöl (Extra Vergine).