Omas Enkel
04.04.2001, 00:27
Ob es einen interessiert ? Ich weiss es nicht. Wir werden sehen.
Es muss irgendwann nach 1993 gewesen sein. Adrian, ein guter Freund, und ich wollten einen saufen gehen. Uns so richtig die Kanne geben. Musste sein. Ich war nach der Wiedervereinigung im Osten als Beamter. Jede Woche bin ich von der polnischen Grenze zurück in meine Heimatstadt in Nordrhein Westfalen gefahren. Adrian, ein Spätaussiedler und Kumpel vom Abendgymnasium hat während meines Ostaufenthaltes auf meine Katzen, Schroth und Washington, aufgepasst. Dafür wollte ich mich bedanken und ihn auf ein paar Bierchen einladen.
Wochenende. Wir gingen in den 'Gallerietreff', eine Kneipe einer mittelgrossen Stadt in NRW. Muss man nicht kennen. Mehr Treff als Gallerie. Jede kleine Industriestadt hat so etwas. Es hängen ein paar Bilder an der Wand, ab und an tritt ein Kleinkünstler auf. Kunst als Vorwand zum Biertrinken.
Ich fasse mich kurz: Es war so nach dem siebten Kölsch, als eine junge Dame uns sagte: 'In zehn Minuten müsst ihr hier raus. Trinkt das Bier aber noch in Ruhe aus - oder habt ihr Karten ?'
Darauf ich: 'Nee, brauchen wir nicht, wieso sollten wir denn Karten brauchen?'
Die Bedienung erwiderte:'Na, Rüdiger Hoffmann tritt hier gleich auf, der SUPER-Kabarettist. Wenn ihr keine Karten habt, dann müsst ihr halt gehen. Die Vorstellung ist schon seit Wochen ausverkauft'
Wir verspürten Lust auf ein achtes Kölsch und wenig Lust, diesen netten Ort bereits zu verlassen, als ich geistesgegenwärtig entgegnete 'Lass mal gut sein, Rüdi und ich sind soooooo dicke Kumpels - schon von der Uni.... bring doch noch mal zwei lecker Kölsch... schreib's ruhig auf Rüdis Deckel'. Wie man den Nachnamen Hoffmann schreibt, weiss ich bis heute nicht, habe ihn nie geschrieben gesehen. Doppel-Eff ? Doppel-Emm ? Ist das wichtig ?
Die hübsche Bedienung zweifelte ein wenig und sagte 'Wartet mal, ich frag' mal nach...'
Keine zwei Minuten später stand Rüdiger Hoffmann am Tresen und sagte 'Aha, das sind also meine Kumpels...'
Darauf ich: 'Weisste, ich hatte ne harte Woche, will mit meinem Kumpel einfach nur ein Bier trinken, über alte Zeiten plaudern, fragen wie es meinen Katzen geht. Wir wollen nur noch ein paar Kölsch zischen und dann weiterziehen. Und weil ausverkauft ist, können wir auch keine Karten kaufen. Obwohl ich zweifle, ob ich sie kaufen würde - ich kenne Dich nicht, weiss ja nicht mal ob Du lustig bist.'
Darauf sagt 'Rüdi' Hoffmann: '... also - bleibt hier, trinkt das Bier in Ruhe. Wenn ich lustig war, dann bezahlt halt später.'
Und weg war er.
Die Show fing an und wir haben viel gelacht. Rüdiger Hoffman war jede Mark wert, die wir nicht bezahlt haben.
Am Ende der Show wollten wir ihn dann bezahlen, aber Schwupps-Di-Wupps, war er schon weg. An der Kasse war auch keiner mehr.
Wie sollten wir also den Künstler für seine harte und gute Arbeit bezahlen? 2 Bierchen auf seinem Deckel und zwei mal sieben Mark Eintrittsgeld - insgesamt 18,80 DM, Mehrwertsteuer inklusive.
Da wir weder Adresse noch Kontonummer von Hoffmann hatten, haben wir einem Obdachlosen einen Zwanzigmarkschein in die Hand gedrückt.
Rüdi Hoffmann wird die Geschichte schon vergessen haben. Der Obdachlose wird vielleicht von den zwei Besoffenen erzählen, die ihm mal einen Zwanni geschenkt haben.
Und ich? Ich schäme mich noch heute, dass ich Hoffmann um seinen Lohn geprellt habe.
(Beitrag wurde von Omas Enkel am 04.04.2001 um 08:14 Uhr bearbeitet.)
Es muss irgendwann nach 1993 gewesen sein. Adrian, ein guter Freund, und ich wollten einen saufen gehen. Uns so richtig die Kanne geben. Musste sein. Ich war nach der Wiedervereinigung im Osten als Beamter. Jede Woche bin ich von der polnischen Grenze zurück in meine Heimatstadt in Nordrhein Westfalen gefahren. Adrian, ein Spätaussiedler und Kumpel vom Abendgymnasium hat während meines Ostaufenthaltes auf meine Katzen, Schroth und Washington, aufgepasst. Dafür wollte ich mich bedanken und ihn auf ein paar Bierchen einladen.
Wochenende. Wir gingen in den 'Gallerietreff', eine Kneipe einer mittelgrossen Stadt in NRW. Muss man nicht kennen. Mehr Treff als Gallerie. Jede kleine Industriestadt hat so etwas. Es hängen ein paar Bilder an der Wand, ab und an tritt ein Kleinkünstler auf. Kunst als Vorwand zum Biertrinken.
Ich fasse mich kurz: Es war so nach dem siebten Kölsch, als eine junge Dame uns sagte: 'In zehn Minuten müsst ihr hier raus. Trinkt das Bier aber noch in Ruhe aus - oder habt ihr Karten ?'
Darauf ich: 'Nee, brauchen wir nicht, wieso sollten wir denn Karten brauchen?'
Die Bedienung erwiderte:'Na, Rüdiger Hoffmann tritt hier gleich auf, der SUPER-Kabarettist. Wenn ihr keine Karten habt, dann müsst ihr halt gehen. Die Vorstellung ist schon seit Wochen ausverkauft'
Wir verspürten Lust auf ein achtes Kölsch und wenig Lust, diesen netten Ort bereits zu verlassen, als ich geistesgegenwärtig entgegnete 'Lass mal gut sein, Rüdi und ich sind soooooo dicke Kumpels - schon von der Uni.... bring doch noch mal zwei lecker Kölsch... schreib's ruhig auf Rüdis Deckel'. Wie man den Nachnamen Hoffmann schreibt, weiss ich bis heute nicht, habe ihn nie geschrieben gesehen. Doppel-Eff ? Doppel-Emm ? Ist das wichtig ?
Die hübsche Bedienung zweifelte ein wenig und sagte 'Wartet mal, ich frag' mal nach...'
Keine zwei Minuten später stand Rüdiger Hoffmann am Tresen und sagte 'Aha, das sind also meine Kumpels...'
Darauf ich: 'Weisste, ich hatte ne harte Woche, will mit meinem Kumpel einfach nur ein Bier trinken, über alte Zeiten plaudern, fragen wie es meinen Katzen geht. Wir wollen nur noch ein paar Kölsch zischen und dann weiterziehen. Und weil ausverkauft ist, können wir auch keine Karten kaufen. Obwohl ich zweifle, ob ich sie kaufen würde - ich kenne Dich nicht, weiss ja nicht mal ob Du lustig bist.'
Darauf sagt 'Rüdi' Hoffmann: '... also - bleibt hier, trinkt das Bier in Ruhe. Wenn ich lustig war, dann bezahlt halt später.'
Und weg war er.
Die Show fing an und wir haben viel gelacht. Rüdiger Hoffman war jede Mark wert, die wir nicht bezahlt haben.
Am Ende der Show wollten wir ihn dann bezahlen, aber Schwupps-Di-Wupps, war er schon weg. An der Kasse war auch keiner mehr.
Wie sollten wir also den Künstler für seine harte und gute Arbeit bezahlen? 2 Bierchen auf seinem Deckel und zwei mal sieben Mark Eintrittsgeld - insgesamt 18,80 DM, Mehrwertsteuer inklusive.
Da wir weder Adresse noch Kontonummer von Hoffmann hatten, haben wir einem Obdachlosen einen Zwanzigmarkschein in die Hand gedrückt.
Rüdi Hoffmann wird die Geschichte schon vergessen haben. Der Obdachlose wird vielleicht von den zwei Besoffenen erzählen, die ihm mal einen Zwanni geschenkt haben.
Und ich? Ich schäme mich noch heute, dass ich Hoffmann um seinen Lohn geprellt habe.
(Beitrag wurde von Omas Enkel am 04.04.2001 um 08:14 Uhr bearbeitet.)