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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hirschbiegel, Oliver (The Oliver Hirschbiegel-Mystery)



ChristianYSchmidt
03.04.2001, 22:12
The Oliver Hirschbiegel-Mystery
Kurze Vorrede
Ich weiß, daß es von Tex bereits einen Oliver Hirschbiegel-Strang gibt. Doch ich glaube, daß es ein solches Zusammentreffen mit einem Prominenten, wie es in der nun folgenden kurzen Geschichte geschildert wird, in dieser Form hier noch nicht gab. Zudem hoffe ich, daß durch die Veröffentlichung an dieser Stelle endlich das Rätsel gelöst wird, das mich beschäftigt, seitdem besagter Herr prominent geworden ist. Vielleicht trägt irgend jemand Oliver Hirschbiegel die Geschichte zu, denn er ist wohl der einzige, der mir weiterhelfen kann. Ich denke, daß die genannten Umstände die Veröffentlichung meiner Hirschbiegel-Begegnung in einem eigenen Strang rechtfertigen. Wenn nicht, dann ist es aber auch egal.
Geschichte
Ich besitze ein kleines Adressenringbuch. Es ist mein ältestes Adressbüchlein überhaupt. Ich glaube, ich bekam es zur Konfirmation geschenkt, also mit 14 Jahren. Auf dem abgegriffenen schwarzen Deckel prangt in der rechten oberen Ecke ein fast verblichenes Abziehbild, das einen schreienden Asterix-Römer zeigt. Ich habe das Buch lange benutzt, ich denke, mehr als fünfzehn Jahre. Zunächst habe ich die Adressen meiner Klassenkameraden hineingeschrieben ö und die meiner Lieblingslehrer. Dann kamen meine Freunde dazu. Auch jeder Mensch, dessen flüchtige Bekanntschaft ich machte und der mir seine Adresse gab, landete in dem Buch. Zum Beispiel steht Rita Messing drin, aus Bocholt, und dazu die Bemerkung ³IR 1975 (Athen)ã. IR steht natürlich für Interrail. Ich habe aber von dieser Adresse niemals Gebrauch gemacht.

Später notierte ich mir die Adressen meiner Geliebten, Kommilitonen und noch später die meiner Kollegen. Auch wenn nicht mehr weiß, wann ich wen kennengelernt habe, so sind die ungefähren Daten doch recht leicht zu rekonstruieren. Aufgrund der Position, an der die Adressen stehen, und aufgrund der Schrift. Die ersten Eintragungen weisen noch sehr kindliche Züge auf, mit der Zeit aber gehen sie in das Geschmiere über, das ich heute bedauerlicherweise meine Handschrift nennen muß.
Und so ist auch der Zeitpunkt, an dem ich Oliver Hirschbiegel kennengelernt habe, ziemlich genau festzumachen. Seine Adresse steht nämlich zwischen der meines Musiklehrers Ulrich Hase ö übrigens ein Mann, der, wie er gerne erzählte, zusammen mit Walter Kempowski in Bautzen in derselben Zelle, zumindest aber im selben Block gesessen hat ö und Bodo Hapke, damals ein ebenso hageres wie fanatisches Mitglied ³meinerã maoistischen Organisation ³Liga gegen den Imperialismusã. Das heißt, ich muß, als ich Oliver Hirschbiegel traf, ungefähr sechzehn Jahre alt gewesen sein, höchstens siebzehn. Darauf deutet auch die Schrift der Füller-Eintragung hin, die wirklich äußerst kindlich ist (selbstverständlich bin ich ein Spätentwickler). Wahrscheinlich machte ich also um das Jahr 1973 herum die Bekanntschaft mit Herrn Hirschbiegel, der damals natürlich noch gar kein Herr war.
Weshalb ich hier so ins Detail gehe, dürfte inzwischen klar sein: Ich kann mich nämlich überhaupt nicht mehr daran erinnern, wo und unter welchen Umständen ich Oliver Hirschbiegel kennenlernte. Ich weiß auch nicht, wie dieser Mensch aussah. Ich habe nur eine sehr dunkle Erinnerung daran, daß ich ihn nicht allein kennenlernte, sondern sich noch ein zweiter Mensch in seiner Begleitung befand. Um wen es sich dabei handelte: Ich habe keinen Schimmer. Daß ich es sich aber bei meinem Oliver Hirschbiegel um den nunmehr berühmten Regisseur Oliver Hirschbiegel handelt, beweist nicht nur der doch recht seltene Name, sondern auch die Tatsache, daß ich eine Hamburger Adresse notierte. Oliver Hirschbiegel wohnte damals in Hamburg-Harvestehude in der Bundesstraße. (Die ganze Adresse und Telefonnummer will ich hier nicht preisgeben, denn wahrscheinlich lebte Hirschbiegel damals noch bei seinen Eltern, die immer noch dort wohnen könnten. Eltern sind ja oft sehr immobil). Er muß es also sein, denn auch der berühmte Oliver Hirschbiegel ist Hamburger.
Es ist furchtbar. Jedes mal wenn ich heute den Namen Oliver Hirschbiegel lese ( je öfter ich den Namen schreibe, desto unglaublicher klingt er), fällt mir seine Adresse in meinem Buch wieder ein. Ich frage mich dann, wie und wo das wohl war, als ich Oliver Hirschbiegel kennenlernte. Ich möchte wissen, was und worüber wir damals geredet haben. War Hirschbiegel auch Maoist? Oder Interrailer? Hippie? Ein Tramper auf einer Raststätte? Und hat er vielleicht auch meine Adresse? Alles ist möglich, aber so sehr ich auch grübele, meine Erinnerung rückt nichts raus, nicht das kleinste Detail.
Ich frage mich auch, wie mein Leben verlaufen wäre, wenn ich Oliver Hirschbiegel einmal angerufen hätte. Würde ich heute Albert Oehlen kennen? Wäre auch ich ein Freund Diedrich Diederichsen? Malte ich? Oder schriebe Pop-Essays? Wäre ich hip? Ein Schauspieler? Ein Drumân Bass-Artist? Wäre mein Leben besser? Oder schlechter? Wäre ich reicher? Oder ärmer? Klüger oder dümmer?
Was aber wäre, hätte ich mit Rita Messing einmal Kontakt aufgenommen? Ob diese Frau heute wohl auch etwas berühmter ist? Einen Moment, ich googel sie mal. Tatsächlich, da ist sie, allerdings nur mit einem einzigen Eintrag im ganzen weltweiten Netz. In der Diskussionsrunde von www.sammler.com schreibt Frau Rita Messing am 10. Februar um 10 Uhr 12 Minuten und 31 Sekunden unter der Überschrift ³Rosnthal-Teller Aladin und die Wuderlampeã (Orginal kopiert) : ³Biete gegen Gebot zwei Teller aus der Serie Aladin und die Wunderlampe.ã Das also. Nun ja.
Christian Y. Schmidt

Tex Rubinowitz
03.04.2001, 23:26
Tolle Geschichte, hab sie mit offenem Mund lesen müssen, verzeiht den dümmlichen Ausdruck.
(in meinem Gesicht)

elle otto
03.04.2001, 23:39
Zurueck auf den verdienten oberen Rang.

elle otto
03.04.2001, 23:42
Mein Mann sagt gerade: 'Auf der Autobahn begegnen einem hin und wieder Lastwagen mit dem Aufkleber 'Meiner ist 5 Meter lang'.'
(Beitrag wurde von elle otto am 03.04.2001 um 22:43 Uhr bearbeitet.)

Edding Kaiser
03.04.2001, 23:49
Und davor:'Damen aufgepasst:'
Huah! Herrlich!

Wolfgang Mueller
04.04.2001, 00:11
Sehr schöne Erzählung. Was dabei sehr interessant ist: Ich habe Oliver Hirschbiegel gegen 1981 sogar mal fotografiert, mit einer kleinen billigen schwarz-weiß-Knips-Kamera, mit ihm öfters gesprochen - ja man könnte sogar sagen, dass wir flüchtige Bekannte gewesen seien. Und doch: Ich kann mich ebenfalls an nichts mehr erinnern, außer eben an das Foto und dass ich mit ihm öfters gesprochen habe. Über was? Über wen? Überhaupt keine Ahnung, das ist ungewöhnlich, eigentlich merke ich mir immer irgend etwas Eigenartiges. Löst sich das Rätsel oder wird es jetzt ganz mysteriös? Wer hilft?

Ruebenkraut
04.04.2001, 00:26
Ich habe - glaube, letzte Woche - mal einen Film von Oliver Hirschbiegel gesehen und kann mich auch überhaupt an nichts anderes erinnern...
(das zählt dann doch wohl nicht als Geschichte)
Nix für ungut, aber stimmt, ich habe die Mystery-Story auch ganz gern gelesen.

Angelika Maisch
04.04.2001, 01:48
so langsam, während ich mich genüßlich in diesen Strang hineinlas, keimte in mir dennoch der Verdacht, daß, ja daß es an Oliver Hierschbiegel selbst liegen muß, wenn keine Sau sich an irgendwas konkretes nicht erinnert. Könnte es, um einmal gewagt zu mutmaßen, Christian, also könnte es damit zu tun haben, daß der Hirschbiegel zum Club der Unsichtbaren gehört? So wie ich und du? Und wie stehts mit euch beiden, Wolfgang Müller und Rübenkraut? Gibt es ihn vielmehr überhaupt, den Club der Unsichtbaren?
Eine neue Theorie beginnt in mir zu keimen.

Ruebenkraut
04.04.2001, 12:24
Ich bin sehr wohl sichtbar, wenn ich dem Spiegelbild im Monitor gluaben darf, und wär ichs nicht, würde ich sicherlich in keinen Club eintreten. Kannst Du glauben.

Poser Rosenberg
04.04.2001, 19:32
Schade um die schöne Theorie! Was sollen denn jetzt die Schüler denken? Gleich werfen sie wieder mit Papierkügelchen, dann hagelt's Tadel, es wird geweint und am Ende werden die Eltern einbestellt.
Ich habe übrigens den Verdacht, daß Oliver Hirschbiegel einfach ein sehr, sehr, sehr ausgefuchster Zeitgenosse ist, der seine Mitmenschen zur Mysteriumsbildung benutzt, wie er's gerade braucht. Und sie hinterher wegwirft wie einen alten Schuh bzw. Freund oder wahlweise Kochtopf.
(Beitrag wurde von Poser Rosenberg am 04.04.2001 um 18:34 Uhr bearbeitet.)

Angelika Maisch
04.04.2001, 19:44
Du hast vollkommen recht, Poser Rosenberg, so gehts nicht. Ich muß in mich gehen und mich besinnen, der Theorie Gestalt verleihen.
Bin nach kurzer Klausur wieder zurück.

ChristianYSchmidt
04.04.2001, 21:03
Nein Angelika, nicht in Dich gehen. Denn wahrscheinlich bist Du auf der richtigen Fährte. Hirschbiegel ist so unsichtbar wie Du und ich. Ich untersuche das Phänomen gerade etwas genauer. Demnächst mehr.

tex
04.04.2001, 21:25
Ich glaube wir haben bei Oliver Hirschbiegel eine interessante Diskrepanz zwischen schillerndem Namen und unscheinbarem und höflichem Wesen. Dass man einfach von ihm mehr erwartet. Auch wenn er da ist, fällt er nicht auf, weil er sich zurücknimmt.

DerCaptain
04.04.2001, 22:48
Oliver Hirschbiegel hat einen schillernden Namen?!?
------------------
'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

Tex Rubinowitz
04.04.2001, 23:06
Zumindest schillernder als Captain oder Schmidt, oder Maisch oder Müller, nicht?
Du musst Dir nur mal den den Namen gebenden Beruf vorstellen. Schillerts schon?

PS ich hatte mit dem Mann mal beruflich zu tun, was nicht hierhergehört, und weiss deshalb, dass er sehr sanftmütig, klein und unauffällig ist
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 04.04.2001 um 22:10 Uhr bearbeitet.)

Poser Rosenberg
06.04.2001, 15:44
Aha, aha!

Murmel
14.12.2001, 11:08
Will auch mal freitagswuchten.

Goodwill
15.12.2001, 01:01
Ich würde nicht nur vom Hirschbiegel-Mystery sprechen, sondern sogar vom Hirschbiegel-Imperium. Warum?
Weil die Hirschbiegels aus mindestens drei Brüdern bestehen, die ihre Zelte an drei verschiedenen Orten aufgeschlagen haben. Ich zum Beispiel habe mal Thomas Hirschbiegel in Hamburg kennen gelernt. Er war damals Polizeireporter für die ÈMopoÇ, trug eine windschiefe Kassenbrille und konnte prima darüber erzählen, wie gern er in der Polizeikantine isst, über welche Kiezgrößen er eigene Akten angelegt hat, und dass es zu seinem Job gehört, hin und wieder mit Bullen Squash zu spielen.
Etwa zwei Jahre danach war ich auf einem Syslesterfest in Zürich. Und da begegnete mir Hirschbiegel Nr. 3, damals ein Schauspielschüler. Leider habe ich den Vornamen vergessen. Ich sagte, dass mir sein Hamburger Bruder ein Begriff wäre. Und er sagte dann, dass das sein komischer Bruder wäre, der Schwarze-Schaf-Bruder sozusagen. Der, über den er sich mit seinem Wiener Bruder, dem Regisseur Oliver Hirschbiegel, immer unterhalte.

Caliste
23.12.2002, 17:47
.

MAdeSerres
05.11.2003, 12:07
Herr Schmidt,

ich werde Ihre Geschichte, wie gewünscht, an Hirsch - mit dem ich seit Jahren befreundet bin - weiterleiten. Er dreht gerade in St. Petersburg, kommt aber dieser Tage zurück. O.H. lebt mittlerweile in Wien. Es ist zweifelsfrei der Hirschbiegel aus Hamburg, Jugend-Maoist, lernteGrafik un Design, ging dann an die HfBK und studierte bei Sigmar Polke und Mike Hentz. Einer von Olivers Brüdern ist der Journalist Thomas Hirschbiegel (Hamburer Abendblatt, glaube ich). Ich poste demnächst die Story, wie ich O.H. kennenlernte (in einem Bunker der Ligne Maginot in der Lorraine/Frankreich). Mit dabei war glaube ich auch der von Ihnen erwähnte Markus Oehlen. (Nein, Sie hatten ihn nicht erwähnt, sehe ich gerade, das war in der anderen O.H-Geschichte)
Höflichst
M.A.deS.
Anbei ein semi-aktuelles Foto (von vor ca. 3 Jahren), wo ich mir mit O.H. eine unserer häufigen Auseinandersetzungen über die Kunst in der Ästhetik liefere. Vielleicht ging es aber auch um etwas ganz anderes...

Elpenor
05.11.2003, 12:42
Diese Auseinandersetzung über die Kunst in der Ästhetik, da hätte ich doch gerne genaueres gewußt.

Klingeltonk
05.11.2003, 13:19
Ist die Anfangsgeschichte im P-Buch? Falls nicht, aber bitte ja, notfalls könnte man ja alle anderen dafür streichen.

stubenkueken
10.11.2003, 19:16
manchmal übermannt es einen und man denkt sich jetzt oute ich mich einfach nur um der ehrlichkeit willen, weil ich weiß, dass es mir gut tun wird vor mir selber nicht länger vorgeben zu müssen ich würde ne ahnung haben. herr hirschbiegel ist regisseur, schön. dennoch habe ich keine ahnung wer er ist, was er gemacht hat...
so, jetzt ist es raus und ich fühl mich besser. dennoch spare ich mir die frage wer er denn nun ist und was er treibt, denn ich habe ja gelernt, dass fragen stellen nicht gern gesehen wird.
zumal ich ein frischling bin...

klesk
11.11.2003, 00:09
"komm doch mal rüber mann, und setz dich zu mir hin, weil ichn frischling bin, weil ichn frischling bin!"
mensch, mach dich locker, oder sag mama, dass sie dir die zöpfe beim nächsten mal nicht so doll festzurren soll.