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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mariano, Charlie (Abendessen mit Charlie)



king of bongo
31.03.2001, 15:39
Es begab sich im Jahre 1993, als ich mich auf meinem Indientrip zur Weihnachtszeit für einige Tage im etwas verschlafenen Hotel Silversands am Strand von Mahabalipuram niederließ.
Etwas mürrisch drückte ich den in der 'festive season' verlangten Aufschlag für den Bungalow ab. Wie sich später herausstellte bekam man für den Aufschlag auch etwas geboten.
Allabendlich baute man den wenigen Hotelgästen am Strand ein reichhaltiges Buffet auf und unterhielt sie mit verschiedenen Darbietungen. Hervorzuheben sind hier die Zaubershow eines witzigen kleinen Inders und seines Sohnes (der mindestens siebensprachig die Gäste aus allen Ecken der Welt miteinbezog) und die atemberaubende Vorführung klassischen indischen Tanzes (dargestellt wurden Auszüge des Ramayanas). Ob der Leichtfüßigkeit und Ausdrucksstärke der jungen Tänzerin blieb mir nichts anderes übrig, als innerlich einem Großteil der weiblichen Bevölkerung Europas das Prädikat 'Trampel' zukommen zu lassen. Ich glaube, ich war kurz davor, der jungen Dame meine immerwährende Liebe zu gestehen. *g*
Ok, tut hier wohl nichts zur Sache, ich komme also zum Kern der Geschichte.
An einem dieser Abende wurde mir mein Platz an einem der Tische mithilfe eines Platztellers zugewiesen, auf dem mein Name aus säuberlich zurechtgeschnitzten Kartoffelscheiben prangte. Hergestellt wurden diese Meisterwerke der Schnitzkunst übrigens von den 8 Hotelazubis, die gemeinsam den 2-Bett-Bungalow direkt neben meinem bevölkerten.
Gut, ich nahm also Platz an dem Tisch und traf so auf meine 3 'Mitesser': einen recht ironischen Engländer mittleren Alters, mit dem ich mich anderntags über unangenehme Flugerlebnisse unterhielt, einen ruhigen älteren Herrn mit grauen Haaren und grauem Vollbart und eine ca. 50-jährige Dame mit hellblonder Kurzhaarfrisur.
Bei letzterer kam ich etwas ins Grübeln. Mann, die kennst du doch irgendwoher. Es fiel mir dann auch ein, diese Frau, die mich immer etwas an ein Pferd erinnerte (sorry) war eine deutsche Serienschauspielerin (Praxis Bülowbogen oder diese Bankserie mit Uschi Glas, na jedenfalls sowas in der Art). die Dame stellte sich als äußerst nett heraus.
Gut, wir kamen also ins Gespräch, der ältere Herr stellte sich als Charlie vor, und wir unterhielten uns nun auf Englisch über all die Verrücktheiten, die's in Indien nunmal so gibt. Mit Bedauern stellte er fest, daß er in ein paar Tagen für eine Woche zurück nach Europa fliegen müsse, genauer nach Berlin. Ahja, da studier ich doch auch. Ich fragte ihn, ob das nicht etwas teuer sei, nur mal eben für ne Woche nach Deutschland zu fliegen und warum überhaupt.
Daraufhin meinte er, er mache halt ein bißchen Musik und hätte einen Auftritt in Berlin und die Kosten seien egal, weil er das alles bezahlt kriege. Nur der ganze Aufwand sei ihm etwas zuviel und er würde lieber im sonnigen Indien bleiben.
Naja, wir plauderten über alles mögliche, getrunken wurde auch, das versteckte Grinsen von 'Charlie' nahm zu und ich wußte immer noch nicht, mit 'was' ich da am Tisch saß.
Das wurde mir erst Wochen später nach meiner Rückkehr klar, als ich in einem älteren Berliner Stadtmagazin blätterte und plötzlich bei den Veranstaltungstips auf ein Foto stieß. Dargestellt ein älterer Mann mit grauem Haar und einem versteckten Grinsen im Gesicht. Im Begleittext wurde frenetisch gejubelt (sinngemäß): Juchuu, der Gott des Jazz-Saxophons - Charlie Parker - weilt in der Stadt. Ein must für alle Jazzfans.
Die wahren Jazzenthusiasten mögen mir verzeihen, daß damals 'Perlen vor die Säue' geworfen wurden. Ich finde nunmal keinen Zugang zum Jazz *g*
In diesem Sinne
+-KoB-+

Wolfgang Mueller
31.03.2001, 18:18
Das ist doch sehr sympathisch mit einer Berühmheit am Tisch zu speisen und es gar nicht zu merken. Und wenn Herr Parker noch nicht mal beleidigt war, dann ist er wohl ein netter Kerl. Vielleicht kannst Du ihm ja einen persönlichen Brief schreiben, wo Du schilderst, wie das damals war und ob er Dir die beiliegende CD signieren würde.
Da erlebt man manchmal ungeheuer spannende Sachen. Ich habe meiner Schwester Regina (sie ist 5 Jahre älter wie ich und damit 10 Jahre älter wie mein Bruder Max) mal geraten, direkten Kontakt zu einer prominenten Person aufzunehmen. Regina bemalt nämlich unter anderem Vogeleier mit unterschiedlichsten Motiven und eines davon zeigte Gerhard Schröder mit Zigarre. 'Schick doch mal ein Foto davon zu Herrn Schröder!' riet ich ihr. Und überraschenderweise tat sie das auch und bekam vier Wochen später einen netten Brief und das Foto signiert von Gerhard Schröder zurück. Er hat dazu einen wasserfesten Silberstift benutzt. Regina war ganz außer sich, ja, Gerhard Schröder ist wohl der einzige prominente Mensch, der ihr je geschrieben hat. Das ist doch toll oder?

Was ich damit eigentlich nur sagen wollte, ist, dass Du jetzt die Chance hast, Charly Parker einen netten Brief zu schreiben, die damalige Situation aus Deiner Sicht zu schildern und eine CD beizulegen. Und dann berichte!

oha
31.03.2001, 19:03
Eine wirklich prima Idee, Herr Müller!
Nichts wie losgeschrieben, Herr von bongo, und berichtet!
Aber eh ichs vergesse: Mahabalipuram! Charlie Parker! Buffet!
Diese Geschichte ist komplett kompatibel mit meiner ganz persönlichen Variante der Maslowschen Bedürfnispyramide, und muss deshalb ausführlich betanzt und besungen werden, am besten bei Indischem Jazz und einem leckeren Happen.Ich kümmer mich da mal eben drum.

Tessa
31.03.2001, 19:29
So sorry, boys: Charlie Parker ist leider tot. Seit 1955. Ich wünschte auch, es wär nicht wahr. Aber das mit der signierten CD wird so wohl nix.

Edding Kaiser
31.03.2001, 20:52
Jawohl, Tessa! 12. März 1955. So ist das. Entweder war kingofbongo vor SEHR langer Zeit in Indien, oder er hat da was SEHR seltsames gegessen. Oder ihm ist Charlie Parker erschienen. Das wird's wohl sein. Deshalb hat er auch so verschmitzt gelächelt. Hihi, die denken alle, ich leb noch, dabei bin ich ja in echt schon total tot, hihi...

Ruebenkraut
31.03.2001, 21:14
Aber: Bild in Berliner Programmzeitschrift? Vielleicht ne andere Jazzgröße namens Charlie, die im Artikel mit Parker verglichen wurde? Ich würde die Geschichte nicht so schnell als völlig erfunden abtun. Herr King of Bongo gibt ja selber zu, nix von Jazz zu verstehen.
(Beitrag wurde von Ruebenkraut am 31.03.2001 um 20:15 Uhr bearbeitet.)

king of bongo
31.03.2001, 21:39
Urgh, sorry. Wie ihr seht hab ich wirklich keine Ahnung von Jazz.
Der gute Mann heißt Charlie Mariano
http://www.jazz-network.com/swr/sendung/970913.html
Als ihr meintet, der sei seit 1955 tot, wurde es mir doch etwas mulmig. Diner with a Zombie? Und dabei hatte ich den letztes Jahr noch quicklebendig bei arte gesehen.
Also nochmals sorry. Vielleicht kann ich das mit einem Trittin auf dem Fahrrad wieder gutmachen.
+-KoB-+
(Beitrag wurde von king of bongo am 31.03.2001 um 20:50 Uhr bearbeitet.)

Ruebenkraut
31.03.2001, 22:39
Hatte gleich vermutet, dass es um Mariano ging, traute mich aber nicht den Verdacht auszusprechen (ich weiß, das kann jeder behaupten, stimmt aber echt). Mariano hat in Berlin ne echte Fangemeinde, er ist relativ häufig da und ich bin auch schon mal von einem Jazzfan mitgenommen worden. Es ergab sich aber keine Zufallsbegegnung, nur das Übliche.

oha
01.04.2001, 05:13
.(Beitrag wurde von oha am 01.04.2001 um 04:16 Uhr bis zur Unkenntlichkeit bearbeitet.)
(Beitrag wurde von oha am 01.04.2001 um 11:45 Uhr wegen unschöner Narben entfernt.)
(Beitrag wurde von oha am 01.04.2001 um 12:24 Uhr bearbeitet.)