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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rowohlt, Harry



koeniginvonsaba
30.03.2001, 19:12
Neulich wollte ich eine Lesung besuchen, kam jedoch um wenige Minuten zu spät und der vor der Tür rauchende Kassierer verwehrte mir den Eintritt mit der Begründung, die Kasse sei 'schon zu', auch zauderte er, das Eintrittsgeld, wie von mir vorgeschlagen, privat anzunehmen.
Hinter mir näherte sich ein Wagen und heraus stieg Harry Rowohlt, der genauso aussah, wie ich hoffe, daß der liebe Gott aussieht: mit Jeansjacke, Rauschebart und Rauschehaartracht.
Eilfertig schnarrte der Kassierer in Richtung
Herrn Rohwohlt:'Ich laß sie dann mal so rein'
und zu mir, murmelnd '..und sie auch.'
Später, während der Lesung, sah ich ihn hinter den gerade nicht besetzten, unbeleuchteten Tresen gehen, um einen Aschenbecher zu holen.
Ich aber dachte vor lauter Ehrfurcht: jetzt macht er sich ein paar Getränke zurecht, aber ist ja Harry Rowohlt, der darf das.

elle otto
30.03.2001, 20:05
Hier scheint doch mal wieder eine neuer Aspekt in dieser Sammlung der Prominentenbegegnungen auf, wenn er mir in anderen Geschichten nicht entgangen ist: reellen Nutzen daraus ziehen zu koennen, mit einem Prominenten an unerwartetem Ort zeitgleich zu sein, nicht nur durch in Ohnmacht fallen, oder sonnen im Prominentenglanz, oder Beitrag haben fuers Forum.


(Beitrag wurde von elle otto am 30.03.2001 um 19:21 Uhr bearbeitet.)

mart
22.04.2003, 20:49
MAKE LOVE (oder sonst irgendetwas) NOT OSTERMARSCH!!, möchte ich brüllen. Denn die lange Schlange friedensbewegter Menschen, die sich durch meine Straße zieht, blockiert das Auto, dass mich schon vor einer halben Stunde zur jährlichen Portion Osterlamm transportieren sollte. Das zarte, rosige Fleisch junger Schafe wird abkühlen und vielleicht zäh werden, also bleibt mir nichts zu tun, als mich aus dem Fenster zu hängen und das Ende der Parade abzuwarten.

Erst kommen die Vertreter aus Palästina, die sich sichtlich mit ihrem riesigen Transparent abmühen - es ist zu groß für die enge Straße und der Wind bläht es auf wie ein großes Segel. Zwischen den vielen Menschen mit den bunten PACE-Flaggen immer wieder attac-Vertreter, deren Slogans in Ordnung gehen für mich. Und dann - mitten in der Menge - Harry Rowohlt, wie oben beschrieben: "mit Jeansjacke, Rauschebart und Rauschehaartracht". Er und seine Begleiterin schlendern mit dem Pulk. Von hier oben wirken sie, als staunten sie über die Straße, die in diesem Moment so bunt wirkt, wie ich mir Köln zu Karneval vorstelle. Herr Rowohlt schaut sich interessiert um. In alle Richtungen - fast erwarte ich, dass er sich um die eigene Achse dreht. Ich sage zu meiner Schwester, die mit mir wartet: "Schau mal, da ist ja der Harry Rowohlt." Ich kann sie gerade noch vom Fenster zurückreißen, als sie übermütig "Harry" ruft. Ihr "Ha" kommt vielleicht noch unten an. Das "rry" verhallt von Harry ungehört in meinem Wohnzimmer.

Es geht noch eine Viertelstunde weiter. Nächster Höhepunkt ist die DKP, deren Vertreter immer so bieder aussehen, als ob nicht die Revolution sondern der Kleingartenverein ihr Hort der Freude wäre. Einziger Ausreißer im DKP-Block: Einer mit fettigen Haaren und speckigem Che-Guevara-Schweiß-Shirt. Dann ist Schluss. Das Lamm ist noch warm, weil die weise Mama es im Ofen aufbewahrte. Also: Nichts verloren, nur ein Beitrag für's Forum gewonnen. War wieder ein Superostermarsch!

Kater
23.04.2003, 12:18
Bei Rowohlts letzter Lesung in Hannover tummelte sich ein ziemlich abgerissener Clochard im Zuschauerraum. Harry kannte ihn wohl von früher, nach ersten alkoholbedingten Ausfällen stellte er ihn jedenfalls als "Lasse S. Schröder" dem Publikum vor.
Nach einem kräftigen Schluck aus R.'s Whikeyflasche verabschiedete sich der Mann von den anderen Zuschauern mit den Worten "Lasst den in Ruhe, Mensch, der Mann will LESEN!". Danach suchte er circa 10 Minuten die Tür, fand sie irgendwie und verschwand mit den Worten "Scheiß Abonnement!".