Fassbinder, Rainer Werner (in München)

[Juergen Kiel]

Es muss so etwa um 1979 gewesen sein. Tatort: München-Schwabing, Elisabethstr. Zu Besuch bei meinem Freund Alexander, standen wir (Studenten, langhaarig) auf dem Balkon seiner Wohnung und versuchten, in dem brausenden Verkehr unten diverse Luxuswagen zu erkennen. Da sehen wir, wie sich unten auf dem Bürgersteig ein Mann aus dem im Ergeschoss liegenden italienischen Restaurant hinaus bewegt. Beziehungsweise humpelt. Sofort war klar: Der berühmte Regisseur Rainer Werner Fassbinder! Mit einem Gipsbein! Wahnsinn! Alex suchte noch nach seiner Kamera, aber es war zu spät zum Fotomachen. Zur Feier des Tages wurde auf dem Beobachterposten eine Flasche Asti entkorkt, obwohl es gerade erst Mittag war.
Alex: 'Was hältst du eigentlich von Rainer Werner Fassbinder?'
Ich: 'Überschätzt.'
(Das italienische Restaurant war später Drehort für einen Schickimickifilm mit Götz George und Gudrun Landgrebe. Aber den haben wir uns nicht angesehen, weil wir eher 'progressiv' waren).
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McKielly

[Christopher Wurmdobler]

mir hat RWF mal 50 Pfennig geschenkt. ich muss so 5 jahre alt gewesen sein, als er mit seiner ilustren truppe (hoffentlich war hanny schygulla dabei) den landgasthof meiner tante christa in der nähe von frankfurt/M. besuchte (RWF war damals am TAT im FFM). ich lebte damals dort und wie alle gäste wurde auch fassbinder angeschnorrt. 50 pfennige gab es! sehr großzügig!
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[Wolfgang Mueller]

Mich rief eines Tages Anfang der 80er der 'Wahre Heino' an, der den legendären Schallplattenshop 'Scheißladen' in der Großbeerenstraße in Berlin betrieb. 'Stell Dir mal vor, wer hier gerade war!' sagte er ungewöhnlich atemlos. 'Fassbinder war da, mit zwei Leuten und hat nach Platten von der Tödlichen Doris gefragt!' Ich wurde sehr neugierig und fragte den Wahren Heino (d.i. Norbert Hähnel): 'Was hat er gesagt? Und was hast Du ihm gegeben?' 'Er sagte, er wolle Material für einen Film sammeln, der sich mit der neuen Musikszene beschäftigt, geniale Dilletanten, Punk, Underground und so. Nach seinem nächsten Projekt (sollte der legendäre Kokainfilm werden) will er den drehen.'
Der Wahre Heino sagte, dass Fassbinder dann die Maxi-EP ohne Titel (bekannt als 'Die 7 tödlichen Unfälle im Haushalt') und zwei Kassetten mitnahm, mehr gab es damals auch noch gar nicht von uns. Zwei Wochen später war er tot und der langweilige Wim Wenders wurde in der beginnenden Kohl-Ära zum neuen großen deutschen Regisseur erkoren. Ist das nicht furchtbar?

[Tex Rubinowitz]

in der Tat.
Für Neulinge: Wolfgang Müller ist, war eine Tödliche Doris
Zu Jürgen Kiel: Ich verstehe nicht ganz, wie man aufgrund des Angesichtwerdens eines 'überschätzten' Regisseurs bereits Mittags anfängt Alkohol zu trinken, und zwar schon 1979. Wo bist Du denn jetzt?
Morgens um 6, angesichts eines UNBEKANNTEN Regisseurs? Wie kannst Du ihn erkennen, und was trinkst Du? 90prozentigen Alkohol?

[Juergen Kiel]

Freut mich, so nette Fassbinder-Erlebnisse herausgekitzelt zu haben.
Zu Tex: ich hab RWF immer für einen SEHR GUTEN Regisseur gehalten (besser als Wenders allemal), aber dennoch überschätzt (was immer das heissen mag). Übrigens: 2 Gläser Sekt sind noch keine Orgie und durch einen schönen Paparazzi-Vorfall allemal gerechtfertigt. Wo stehe ich jetzt? Hm, ich würde sagen: 1 Glas Multivitaminsaft beim Anblick Hitchcocks auf der Frankfurter Zeil.
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McKielly