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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Alexander, Peter (Vaters rechter Schuh, Peter Alexander und ich)



Pomito
26.03.2001, 12:28
Unsere Familie ist beim Thema 'höfliche Paparazzi' quasi erblich vorbelastet:
Während meine Oma bei jeder Gelegenheit erwähnte, sie habe damals 'im besten Schuhgeschäft von Kattowitz' gearbeitet, in dem die gesamte Prominenz der oberschlesischen Kohlenmetropole verkehrt habe (deren Namen unsereins natürlich nichts mehr sagen), erfreute mich mein Vater nahezu jeden Sonntag mit der Geschichte, wie Peter Alexander ihm sein teuerstes Schuhwerk versaut habe.
Ich möchte diese liebgewonnene Erinnerung aus meiner Kindheit daher gerne dem geneigten Publikum zur Kenntnis geben (wenn auch die Wächter der reinen Paparazzilehre bemängeln mögen, dass die Begegnung mit dem beliebten österreichischen Unterhalter nicht rein zufällig vonstatten gegangen sei):
Jeden Sonntag morgen gab es in unserer Familie das fußfetischistische Äquivalent zum Kirchgang: Mein Vater sammelte sämtliche Schuhe der Abstammungsgemeinschaft ein, um sie im heimischen Keller einer Säuberung zu unterziehen. Ich durfte ihm dabei stets assistieren. Beim Anblick eines bestimmten Paar Herrenschuhe hob er dann stets mit den Worten 'Diese Schuhe hat mir der Peter Alexander versaut!' an, die deutlich sichtbare Schramme von ca. 5 cm Länge auf dem rechten der beiden schwarzen Schuhe zu erläuteren. Ein Onkel, der über weitreichende Kontakte ins Schaugeschäft verfügte, hatte meinen Vater mit einer Freikarte für das Peter-Alexander-Konzert in die Düsseldorfer Philippshalle gelockt, wo die beiden Herren offensichtlich angetan der bunten Revue des Peter A. lauschten. Nach dem Konzert enpuppte sich das Paparazzi-Gen in meinem Vater als dominant, denn er stürmte auf die Bühne, wo Herr Alexander huldvoll Autogramme schrieb. Der Andrang der Verehrer und - innen war indes wohl so groß, das sich ein großes Hauen, Stechen, Knuffen und Puffen erhob. In diesem Tohuwabohu soll Herr Alexander nach den Worten meines Vaters ihm derart heftigst auf den rechten Schuh getreten haben, dass oben beschriebene lederne Narbe zurückblieb.
Ich habe mich immer gefragt, was der Herr Alexander wohl für Schuhwerk getragen haben muß, um solche deutlichen Spuren zu hinterlassen. Meinen Vater allerdings fragte ich nur, ob er denn schlußendlich ein Autogramm ergattert habe, was er immer bejahte, mit aber nie den Beweis vorlegte. In seinen Augen schien die Spur, die Peterchen auf seinem Schuh hinterließ, die weit anbetungswürdigere Reliquie zu sein als ein hastig hingekritzelter Namenszug.
Leider weiß ich nicht, wo der fragliche Schuh geblieben ist, denn nur allzu gerne hätte ich meine Kinder&Enkel jeden Sonntag mit dieser Geschichte zu verzückten 'Da Capo'-Rufen getrieben.

Pomito
26.03.2001, 15:26
Da verarbeitet man die Traumata seiner Kindheit, und niemanden scheint es zu interessieren: Der halbe Tag ist schon rum und immer noch keine Reaktionen.
Ist die Geschichte vielleicht zu spezifisch? Oder fühlen sich Österreicher angegriffen? Habt ihr kollektiv beschlossen, dieses Forum zu meiden? Mich gar zu mobben?
Bewahrt mich vor dem vorzeitigen Tod auf dem Boden des Gurkenglases! Selbst die Monica-Lewinsky-Story hat wenigstens eine (1) Antwort/Aufforderung bekommen.
Leicht verschnupft
Pomito

kathi m.
26.03.2001, 15:40
Lieber Pomito!
Zumindest ich weiß nichts von einer Boykottierung deiner Person, kann aber auch sein das ich genauso boykottiert bin und mir so nichts gesagt wurde.
Der Grund warum ich nichts auf deine Geschichte zu antworten gewußt habe, war der, dass ich nicht wußte, was ich Schönes, intelligent klingendes unter diese sehr schöne Geschichte schreiben sollte. Sie ist mit soviel Details und mit soviel persönlichen Eindrücken versehen das es schwer ist etwas zu fragen.
So gesehen kannst du es ja als Kompliment auffassen wenn niemand etwas drunterschreibt, weil alle rundum zufrieden sind.
Mit lieben Grüßen
Kathi M.

Angelika Maisch
26.03.2001, 16:51
Pomito! Nicht doch! deine Geschichte ist ganz vorzüglich! Charmante Schreibe außerdem. Ein bischen mußt halt manchmal Geduld haben. Insgesamt aber ist das eine der vergnüglichsten Geschichten, die ich hier gelesen habe. Es gibt übrigens, aber frag mich nicht wo, bereits eine Peter Alexander Begegnung. In welcher der Herr Sänger nicht eben den allerbesten Eindruck hinterließ. Auch in deiner Darstellung hat er sich ja hauptsächlich als Schuhruinator hervorgetan. Ein fragwürdiger Prominenter, möglicherweiße.

Pomito
26.03.2001, 17:14
Die Damen!
Habt Dank für aufmunternde Worte und den Appell an meine Geduld. Manchmal nagt die Ungewissheit doch arg an einem - aber eure mitfühlenden Zeilen haben mich wieder versöhnt und derart milde gestimmt, dass ich mich schon leise schäme ob meines Drängens auf Resonanz.
Sofort bei Fleurop nachfragend, ob Blumen auch an e-mail-Adressen versandt werden:
Pomito

oha
26.03.2001, 17:57
Lob vom Ausmasse mittlerer Galaxien soll dich ereilen für solch charmant vorgetragene Erinnerungen! Mir ward geradezu, als stiege mir der Duft von Schuhputzmittel und einem ausgestorbenen väterlichen Rasierwasser in die Nase!


(Beitrag wurde von oha am 26.03.2001 um 16:58 Uhr bearbeitet.)

Pomito
26.03.2001, 18:04
Es war und ist 'Tabac Original'. Das Rasierwasser, nicht das Schuhputzmittel.
Errötend
Pomito

PiaMia
26.03.2001, 18:35
Ich sagte ja schon im Schellenmariestrang, daß es sich lohnt, mal seine Eltern nach Promi-Begegnungen zu fragen. Überhaupt scheint jene Generation noch ein deutlich verherrlichenderes Verhältnis zu ihren Stars zu haben. Die wissen noch, was es heißt, eine berühmte Person zu treffen, rühmen deren Glanz, sonnen sich in deren Schein, würdigen deren wahrhaft überragende Position. Vor allem beweisen sie, mit welchem Stolz einen solche Begegnungen erfüllen sollten, indem sie noch nach Jahrzehnten mit glänzenden Augen von Asche im Kinderzimmer oder Kratzern im Schuh erzählen.
Heutzutage halten Schuhe und Stars doch maximal einen Sommer lang.

klesk
26.03.2001, 19:13
mein vater hat mal erzählt, er hätte neben dieter thomas heck im stau gestanden. kann aber leider keine weiteren details liefern.
(Beitrag wurde von klesk am 26.03.2001 um 18:14 Uhr bearbeitet.)

DerCaptain
26.03.2001, 21:09
Eine schöne Geschichte. Und ein armer Schuh...
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'Von ganzem Herzen, für alle Zeit...'

Tex Rubinowitz
26.03.2001, 22:14
Hätte Dieter Thomas Heck in Deines Vaters Auto Heck eine Schramme hinterlassen, wären wir hier wieder rund

Beautyfullooser
19.04.2001, 20:21
Die Geschichte, sie lebe hoch, sie lebe hoch, sie lebe hoch!

Walter Schmidtchen
28.10.2001, 03:39
Eine Geschichte, die schimmert wie Schuhcreme, ein grosses Kleinod

Hilde
27.09.2002, 10:58
muss nicht nachpoliert werden, selbstglänzend