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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schmidt, Helmut (Teil 1 von 3)



Kubovsky
17.03.2001, 01:17
Mein Herz hüpft ganz ausgelassen vor Freude, weil ich in diesem Forum endlich loswerden kann, was mich schon seit Jahren beschäftigt. In meinem weder besonders langem noch besonders kurzem Leben habe ich nämlich schon Begegnungen mit drei verschiedenen Bundeskanzlern gehabt - und jetzt kommtâs: jeweils während der von mir Getroffene im Amt war. Ein Zufall? Vielleicht. Jetzt möchte ich aber erstmal meine Begegnung mit Herrn Schmidt zum besten geben. Sollte sie gefallen, werde ich meine Begegnungen mit Herrn Kohl und Herrn Schröder gerne auch schildern.
Folget mir bei meiner Reise zurück in meine Vergangenheit. Ich mag so etwa neun Jahre alt gewesen sein, als ich mit meinen Eltern der schönen Hansestadt Hamburg einen Besuch abstattete. Was wir dort genau gemacht haben, kann ich trotz intensiven Überlegens leider nicht wiedergeben - bleibenden Eindruck hat es jedenfalls nicht hinterlassen. Um so prägender war der abendliche Besuch in Kramers Amtsstuben, einem gutbürgerlichen Restaurant, welches wegen seiner im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichneten Küche noch heute gepriesen wird. Natürlich weiß ich nicht mehr, was meine Eltern und ich gegessen haben. Ich nehme aber an, daß es Scholle ³Finkenwerder Artã, gedünsteter Angelschellfisch mit Senfschaumsauce und ein Kinderteller ³Pinocchioã war. Egal. Just an diesem Abend zogen auch Bundeskanzler Helmut Schmidt und seine bezaubernde Gattin Loki um die Häuser und landeten mit drei Lebwächtern in dem auch von meinen Eltern ausgewählten Lokal. Herr und Frau Schmidt setzten sich sodann mit zwei Leibwächtern gemeinsam an einen Tisch. Zwischen diesem Tisch und dem unsrigen waren nur noch ein kleiner Tisch, an den sich sodann der dritte, uns argwöhnisch beobachtende Leibwächter setzte. Tja, da saßen wir nun neben dem Ehepaar Schmidt und überlegten, was man eigentlich macht, wenn man mal neben dem Ehepaar Schmidt sitzt. Hier kürze ich einfach mal die etwa 83 Minuten dauernde Diskussion ab und gebe nur das Ergebnis wieder: man schickt den etwa neunjährigen Sohn los, um nach einem Autogramm zu fragen. Superidee! Ich tigerte also los und trat vor den Tisch des Bundeskanzlers. ³Herr Bundeskanzlerã, leitete ich mein Begehr nicht unstaatsmännisch ein, ³darf ich ein Autogramm haben?ã Herr Schmidt tat, was man nicht tun sollte, und erwiderte meine Frage mit einer Gegenfrage: ³Was bekomme ich denn dafür?ã Damit hatte ich nicht gerechnet. Nach einer mir ewig erscheinende Pause konterte ich: ³Also, ich könnte da sicher drei Manni Kaltz für bekommen. Von denen könnte ich Ihnen eins geben.ã Großes Gelächter, Unterschrift, Abgang.

PiaMia
17.03.2001, 11:54
Ich überlege gerade, ob es wirklich höflich ist, seine Kinder um Autogramme betteln zu lassen oder eher feige. Offensichtlich hat es hier aber dazu gedient, den Kanzler zu amüsieren, wie man es also früher bei Königen tat als Ausdruck besonderer Höflichkeit: Man schickte ihnen einen Narren zur Vertreibung der Langeweile. Schön!
Was aber ist ein Manni Kaltz? Ein Bier?

Tex Rubinowitz
17.03.2001, 16:55
Fussballer.
Aber ich wusste nicht, dass es 3 gleichen Namens gab oder gibt.
Es gibt übrigens bereits einen Helmut Schmidt-Strang, zwei Helmut Kohl-Stränge (einen mit Atomen!) und einen Gerhard Schröder Schlachtschiffstrang

Omas Enkel
03.04.2001, 22:30
Also ich habe bei der Story geschmunzelt - kommt nicht oft am Bildschirm vor...
Poste doch die anderen 2 Begegnungen.
Gruss
Omas Enkel

pinkas
05.04.2001, 01:35
Ja Kubovsky, poste. Als ich Schmidts kürzlich ansichtig wurde, musste ich sogleich an des späteren Creativdirektors Kubovsky Autogrammbitte denken. Ich befand mich auf einem Bahnsteig in Hamburg, als meine Freundin äusserte, da käme ja Helmut Schmidt. Ich dachte an einen der vielen hamburger Prinz-Heinrich-Mützen-Opas, aber ER war es tatsächlich selbst. Mein Kanzler. Diesen Kohl konnte ich nie akzeptieren, und als Schröder drankam, na ja, war ich für Kanzler-Respekt, wie ihn ein Grundschüler fühlt, allemal schon zu alt. Schmidt kam mit Krücke, bedächtig, liess sich die Koffer tragen und freute sich der seltenen Sonne. Vielleicht hat er auch die Hitze verflucht in seinem Dreiteiler, man steckt nicht drin, doch mir erschien er milde. Eine Woche zuvor sah ich beiläufig am selben Ort Ariane Sommer, die zwar auf dem aufsteigenden Ast, aber schon vergleichsweise Kleinkaliber ist, auf silbernen Absätzen herumstaksen und ihr maskenhaftes Gesicht herumtragen, das in Wirklichkeit noch operierter wirkt als auf den Fotos (obwohl es vermutlich gar nicht operiert ist). Da mir die Verstrickung dieses Forums mit der 'Zeit' bekannt ist, soll meine höfliche Position angesichts Schmidt die unhöflichere angesichts der Sommer ausgleichen. Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch, dass mir Gräfin Dönhoff und Fritz Raddatz in der Innenstadt von Hamburg ('Centrum') auch bereits unter die Augen kamen, wobei die Gräfin gerade das Wort 'Sprösslinge' äusserte. Von den Zeit-Verstrickten wird all dies niemanden mesmerisieren, von den anderen vielleicht auch niemanden. Es geht hoffentlich bald aufregender weiter mit Kubovsky?

Tex Rubinowitz
05.04.2001, 01:35
Schmidt war auch 'mein' Kanzler, für Brandt noch irgendwie zu ahnungslos, und Kohl, naja, sagen wir so, der Mann hats nicht leicht gehabt nach solchen Brocken, echten Monarchen halt.
Ich hatte sogar auf meinem Ranzen (Ranzen, hässliches Wort, gibts den Gegenstand eigentlich noch?) den Aufkleber ZIEH MIT, WÄHL SCHMIDT.

Ruebenkraut
05.04.2001, 01:35
Also ich hatte als frischgebackener Oberschüler den mir von meinen großen Schwestern nahegelegten Anstecker 'Willy wählen' am Pulli. Der war so orange und mit - meiner Erinnerung nach - weißen geschwungenen sixties-Buchstaben versehen.
Aber 'mein Kanzler'?
(Beitrag wurde von Ruebenkraut am 04.04.2001 um 15:53 Uhr bearbeitet.)

wuggi
05.04.2001, 01:35
Herr Kubowsky, die Geschichte ist entzückend. Besitzen Sie das Autogramm noch oder haben Sie noch die zwei Manni Kaltz? Interessant ist auch, wieviele Alexander Zickler man für eine Unterschrift von Gerhard Schröder bekäme. Fünf Toni Polster für ein Papiertaschentuch von Schüssel?

pinkas
05.04.2001, 01:35
Ruebe, bedenke, dass ich selbst 1982, als der Kohl den Schmidt ablöste, erst 10 oder 11 war. Heute wünschte ich mir durchaus nicht, dass mein Kanzler wohl über mein Grab reite und ich dann gerüstet hervorträte, den Kanzler, den Kanzler zu schützen. In den Waggon geholfen hätt ich ihm bei Bedarf aber schon.

pinkas
05.04.2001, 01:35
repeat
(Beitrag wurde von pinkas am 04.04.2001 um 18:14 Uhr bearbeitet.)