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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kühnen, Michael und Gerald Hess



Miss Raten
15.03.2001, 17:51
Auf Anregung einer lieben alten Freundin *schleim* gebe ich hier nun eine meiner Lieblingsgeschichten zum besten:
Vorgeplänkel: Es muss etwa 1989 oder 1990 gewesen sein, ich wohnte damals noch in dem kleinen beschaulichen Örtchen Langen/Hessen, damals die selbsternannte 'Hauptstadt der Bewegung'. Ich gehörte damals zur 'immmer-auf-der-Straße-rumlungern'-Fraktion, wir hatten einen Treffpunkt in einem etwa 100 Meter langen, 2 Meter breiten Park in jenem Ort.
Hauptakt: Eines Abends beschlossen wir (Mein Freund, mein Mitbewohner und ich) die naheliegende Dönerbude aufzusuchen um eine dieser leckeren Fladen zu verspeisen. Kaum hatten wir bei dem Besitzer Sylaiman Saribas 3 Döner bestellt, öffnete sich die Tür und der selbsternannte Führer der Bewegung himself, Michael Kühnen, und eines seiner Bückstücke, Gerald Hess, betraten die Dönerbude. Wir waren für einen Moment peinlich berührt, fragten uns natürlich sofort 'Was machen diese Menschen in einer Dönerbude?'. Kühnen und Hess bestellten bei dem ebenfalls ungläubig guckenden Herrn Saribas jeweils einmal Currywurst mit Pommes Frites. Mein Mitbewohner fand als erster seine Fassung wieder, ging zu den beiden hin, baute sich mit seinen 168 cm und seiner doch sehr schmächtigen Figur vor den beiden auf, stand stramm, machte sich mit zwei Fingern ein Gröfaz-Bärtchen und sagte mit zackiger Stimme folgenden, nie vergessenen Satz: 'Das heißt eine deutsche Bratwurst mit frittierten Kartoffelstäbchen!'
Nachgeplänkel: Wir haben Tränen gelacht und tuen es bis heute, es kam keine Gegenwehr von Seiten dieser deutschtümelnden Idioten und wir haben uns auf dem Boden gekringelt vor Lachen.
Mit dieser Geschichte beglücke ich nun schon viele Jahre sämtliche Bekannte, Verwandte und alle die es hören wollen.
PS: Ich hoffe nun ich habe Dir einen Wunsch erfüllt, liebe alte Freundin. Ich habe immernoch Dein Weihnachtsgeschenk (eine Wärmflasche!) bei mir rumliegen und auch die Fight-Club-Poster. Komm gefälligst mal vorbei und hol sie dir ab! ))
Miss Raten

anko
15.03.2001, 17:54
liebe miss, herzlichen dank fuer die schilderung - gute pointe, unertraegliches hauptpersonal, aber so ist es manchmal.
ihr hausmeister

Miss Raten
15.03.2001, 19:09
gute Zeit Herr Hausmeister *smile* alle Achtung! 3 Minuten zwischen Lektüre und Antwort - bemerkenswert.
Miss Raten

klesk
15.03.2001, 19:19
hallo missy,
ich hörs immer wieder gerne.
ich hab den herrn kühnen ja nur einmal zu etwa gleicher zeit nahe dem JUZ höchst aus der ferne gesehen. wenig später wurde er allerdings nebst bodyguards die straße runtergejagt, und hat dabei einen schuh verloren.
daß der hess ein bückstück war, ist mir allerdings neu.
achja: ankomme juni, um mit wärmflasche und büchsenbier wie in alten zeiten gemütlich um kleinstädtische verkehrsinsel/imbissbude rumzustehn. aber jetzt sind wir lieber ruhig, sonst müssen wir in den frauenverhauraum, und da gefällts mir nicht.

anko
15.03.2001, 19:26
@miss
ah, unter DEM aspekt (lese-antwort-korrelation) habe ich das noch gar nicht gesehen :-)
@klesk
was war denn das fuer ein schuh? hat er ihn sich wiedergeholt? oder liegt der heute in einen betonblock gegossen in dem rinnsal, das durch den ort fliesst, in dem der herr pommes ass?
fragt der hausmeister

Tex Rubinowitz
15.03.2001, 19:35
Ist Michael Kühnen nicht eigentlich schon in den 80er Jahren gestorben?
Und was passierte dann eigentlich, nachdem diese beiden Männer von diesem kleinen Mann verarscht wurden? Was war dann? Wurde geredet? Gehauen? Ignoriert? Gegessen? Mitgelacht?
WAS?

Tex Rubinowitz
15.03.2001, 19:38
Verzeihung, doppelt reingeflutscht
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 15.03.2001 um 18:43 Uhr bearbeitet.)

Miss Raten
15.03.2001, 20:08
Hallo Tex
Soeben bemühte ich das Handbuch des deutschen Rechtsextremismus: M. Kühnen verstarb am 25.April 1991 an einer doch sehr unkeuschen und undeutschen 4-Buchstaben-Krankheit. April scheint ein guter Monat zu sein, um als Gröfaz das Zeitliche zu segnen.
Zu Frage zwei: Es passierte rein garnichts. Wir machten uns vor Lachen ins Höschen, die Idioten ignorierten uns und verschwanden mit ihrem leckeren Gericht. Schade oder Glück? Keine Ahnung...
Zufrieden Tex?
Miss Raten

Miss Raten
15.03.2001, 20:18
Hallo Klesk
Juni: Ich mache das Bett und stelle Rotwein, Schlaftabletten und eine Familienpackung Tempos zur Verfügung.
Bückstück: Was weiß ich, ob der Hess ein Bückstück war, ist mir egal. Allerdings musste sich wohl jeder Mann im Umfeld dieses spätgeborenen, früh gestorbenen Gröfaz diesen Anfangsverdacht gefallen lassen. Und ich liebe das Wort Bückstück. Das ist alles.
Frauenverhauraum: eine durchaus reizvolle Vorstellung. Ich hätte nichts gegen eine ordentliche Tracht Prügel in der Mittagspause einzuwenden *SMile*. Musst ja nicht mitkommen...
Miss Raten

klesk
15.03.2001, 20:20
@ anko
leider ist mir der verbleib des kühnen-schuhs unbekannt, aber ich mutmasse mal folgendes: jemand wird ihn aufgelesen haben und dann hat ihn sich eventuell die antifa in den trophäenschrank gestellt. könnte aber auch sein, daß man ihn inzwischen auf ebay versteigert hat.
aussehen: schwarzer herrenlederhalbschuh, passend zur krawatte würde ich mal sagen.
@tex
kühnen war wohl zumindest bis anfang der 90er ganz lebendig, ist der nicht noch in die zone gereist zum agitieren? miss, hilf uns!

Miss Raten
15.03.2001, 20:27
klesk
Die dünnen Lederkrawatten habe ich ja total verdrängt....diese Visualbeleidigung der 80iger *schüttel*.
Miss Raten *schlapplach*

Tex Rubinowitz
15.03.2001, 21:17
wieso ist denn AIDS undeutsch?
Was ist denn eine deutsche todbringenede Krankheit? Pest?

Miss Raten
15.03.2001, 21:25
Lieber Tex
Ein strammer Deutscher ist weder schwul, noch schwarzhaarig, noch stirbt er an einer Krankheit, die in Afrika von Affen auf Menschen übertragen wurde...das musst du doch wissen *augenbrauehochzieh*. Obwohl, die Ironie in dieser Geschichte sollte wirklich mehr unterstrichen werden...
Ich kann gerne noch einige andere interessante Geschichten aus der Rubrik 'Die Nazideppen ganz privat' zum besten geben. Zum Beispiel die Geschichte der Kongo-Bar von Thomas Brehl....sorgt auch immer wieder für einen Lacher.
Miss Raten

klesk
15.03.2001, 22:11
@tex
eine deutsche todbringende krankheit: gibt's da nicht ein virus namens marburg?

Tex Rubinowitz
16.03.2001, 14:55
(Nein, der heisst Lüneburg)
Bei allem Respekt, aber ich kann mich schlecht für die Begegnung mit Michael Kühnen erwärmen.
Erstens ist sie unhöflich.
Zweitens ist mir die Reaktion zu hysterisch übertrieben (in die Hose macht man sich doch normalerweise vor Angst, nicht?)
Drittens verstehe ich nicht, warum MK nicht zu einem Türken gehen soll. Die Türkei hat doch im 2. WK auf Seiten Deutschlands gekämpft.
Viertens war doch selbst Adolf Hitler der fremden Küche nicht abgeneigt. Nach seinem Besuch bei Benito Mussolini lernte er Spaghettti lieben. Das war übrigens auch sein letztes Mahl im Führerbunker. Er wird sich doch nicht bei seinem Koch Fadennudeln mit Rote-Nachtschattengewächsfruchttunke bestellt haben. Soviel Zeit hatte er doch nicht mehr.
Ausserdem musste er ja auch noch heiraten.
Da finde ich die Szene mit dem Schuh viel sympathischer. Wir hatten hier auch mal eine Frau, die ist auf den Handschuhen Joseph Beuys' eingeschlafen.
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 16.03.2001 um 16:12 Uhr bearbeitet.)

Miss Raten
16.03.2001, 15:25
Guten Tag *artigknicks*
Denken wir uns folgendes Szenario: Die damalige FAP (später dann ANS/NA) hält Ihre Versammlung in Langen im griechischen Restaurant Akropolis ab. Oder im China-Restaurant Jade-Garten. Oder im türkischen Stehimbiss Bosporus. Ich wäre dabei gewesen! Jawoll!!! Wenigstens das Essen ist gut, zuhören muss man ja nicht.
Obwohl... die Trinksprüche hätten mich amüsiert 'Auf das Vaterland!' *raki abkipp*, 'Deutschland muss deutsch bleiben!' *mit sake anstoss*, 'Ausländer raus!' *mit türkischem Tee zuprost*.... das wäre was für mich gewesen und ich hätte mir wieder hysterisch vor lachen ins Höschen gepullert *schwärm*.
Auf das Höflichste
Miss Raten

Tex Rubinowitz
19.03.2001, 23:17
In Wien war gerade die Vorbereitung zur Dokumenta Nr 11.
Es war bei einem öffentlichen Talk anwesend der südafrikanisch Kurator Okwui Enwezor und andere Menschen auch, auch der geniale slowenische Philosoph Slavoj Zizek.
Er meinte, und ich zitiere jetzt schamlos den Artikel aus der Süddeutschen Zeitung heute von Rainer Metzger'...Zizek erzählte aus der südafrikanische Aparthet die Geschichte von der schwarzen Frau, der ein weisser Polizist knüppelschwingend nachrennt, auf der Flucht verliert sie eine Sandale, bekommt sie aber dadurch wieder, dass ihr Verfolger sich gentleman-like bückt und ihr das Schuhwerk überreicht, ehe er sich ans Prügeln macht. Bei allem Rassismus habe sich dabei eine Schicht an Zivilität bemerkbar gemacht, daran gelte es zu arbeiten. Ob er sich dergleichen auch bei Magdeburgern Skinheads erhoffe, wurde Zizek nicht gefragt, doch machte sich bei solchen Anekdoten ihrerseits ein Hang zum Romantizismus bemerkbar, wie er nur in der weissen Zelle reinen Denkens gedeiht.'

Tex Rubinowitz
20.03.2001, 01:39
Hat nicht auch Max Müller, der geniale Sänger der Gruppe MUTTER sich einmal des traurigen Phänomens MICHAEL KÜHNEN angenommen?
Ich frag so doof, weil ich grad nicht die MUTTER Cd finde, und sein Bruder, Wolfgang, der hier im Forum tätig ist, antworten könnte
(Beitrag wurde von Tex Rubinowitz am 20.03.2001 um 00:45 Uhr bearbeitet.)

Wolfgang Mueller
20.03.2001, 03:28
Ja, Max hat ein Lied über Michael Kühnen geschrieben. Es ist ein vollkommen geglückter Song über diesen Menschen - wie ich finde. (Und das scheint ja eigentlich gar nicht möglich zu sein.) Ich schau Morgen mal nach, ob ich die CD finde. Gute Nacht!

Wolfgang Mueller
22.03.2001, 11:44
Ich hab die CD gefunden, Max hat sie für mich signiert und draufgekritzelt: 'für meinen lieben Bruder', aus gutem Grund wie ich finde. Hier der vollständige Text des Michael Kühnen Liedes mit allen orthografischen Eigenarten meines Bruders:
Gruppe: MUTTER (1993)
CD Titel: 'Du bist nicht mein Bruder'

Michael
Diese Welt ist so faszinierend
voller Wunder und Widersprüche
sieh mich und versuch zu verstehen
daß die größten Widersprüche nicht ausreichen
um jemanden wie mich
nicht ernst zu nehmen!
Wovor haben sie Angst? Vor mir?
Der Übermensch. Die auserkorene Rasse.
Offen homosexuell und sterben an Aids.
Möchtest du, wenn du ein Mann bist, mit
mir schlafen?
zu spät zu spät
Mir tut überhaupt nichts leid bis zu meinem
Ende, das jetzt da ist. Was hätte ich auch
bereuen sollen wenn alles mir Recht gab
ich wäre ein Nichts gewesen ohne meinen Glauben.
Lieber Michael 10 x

Pomito
22.03.2001, 12:04
Herr Rubinowitz,
ich muß Sie korrigieren. Die Türkei hat im 2. Weltkrieg mitnichten an der Seite Deutschlands gekämpft (im Gegensatz zu 14/18) - zwischen 1939 und 1945 hielt man es am Bosporus mit einer Art wohlwollender Neutralität in Bezug auf das sogenannte Reich. Ob dies als Grund dafür ausreicht, dass ein Neo-Gröfaz einen türkischen Imbiss besucht, wage ich nicht zu beurteilen.
Um historische Korrektheit bemüht
herzlichst Ihr
Pomito

Tex Rubinowitz
22.03.2001, 16:03
Danke für den Geschichtsunterricht, Frau oder Herr Pomito. Vielleicht wäre Michael Kühnen auch lieber in ein finnisches Restaurant gegangen, aber die sind wohl in dem beschaulichen Örtchen Langen in Hessen nicht so reichlich gesät.
Man sah Sie hier noch nicht so oft, Frau oder Herr Pomito, nicht wahr?

Pomito
22.03.2001, 17:30
Herr Rubinowitz,
Ihre Beobachtung trifft zu: Nachdem ich mich ein ums andere Mal an den Preziosen der beteiligten Debattenfreunde erfreut hatte, fasste ich heute erstmals den Mut, ein kleines Klugscheisser-Scherflein beizutragen. Nicht unbedingt die charmanteste Art, sich einzubringen, aber ich hoffe, Sie und die anderen verzeihen mir meinen Ausflug ins Oberlehrerzimmer.
Ihr (sic!)
Pomito

Tex Rubinowitz
22.03.2001, 19:10
Im Auftrage von Wolfgang Müller präsentiere ich hier eine Zeichnung von Max Müller von Michael Kühnen:
http://www.alles-bonanza.net/forum/gifs/user/KuehnenMaxZeichnung93.jpg

Miss Raten
22.03.2001, 20:15
Ohha, Heinz Reisz und Michael Kühnen, Odin hab ihn selig. Eine sehr gelungene Zeichnung. Heinz Reisz wohnt ja bis heute in Langen/Hessen, dort wo sich die Südliche Ringstraße mit der ehemaligen B3 kreuzt. Im Langener Telefonbuch war früher seine wirklich bemerkenswerte Berufsbezeichnung vermerkt: Brunnenbauer. Ich habe lange darüber nachgedacht ob es sinnvoll ist, von Beruf Brunnenbauer zu sein und dies auch noch öffentlich zuzugeben...ich kam bis heute zu keinem Ergebnis.
In diesem Zusammenhang fällt mir auch wieder die Geschichte vom autonomen Umtopfungskommando ein, irgendwo habe ich diesen Beitrag von Spiegel-TV noch auf Video. Es ging darum, dass die Urne von M. Kühnen vom Kasseler (?) Friedhof verschwand. Ein autonomes Umtopfungskommado bekannte sich zu dieser Tat mit der Begründung, einen Wallfahrtsort der rechten Szene in Kassel (?)verhindern zu wollen. Dann folgte in diesem wunderbaren Beitrag ein Interview mit Esther Lisa Wohlschläger (sie war Kühnens zeitweilige Alibi-Freundin) und Christian Worch, die dann behaupteten, sie hätten die Urne mit M. Kühnens Asche im Wohnzimmer stehen...sie zeigten diese Urne sogar im Fernsehen...ich war wirklich very impressed ob dieser geschmackvollen Wohnzimmerdeko.
Jedenfalls war kurze Zeit später wieder mal so eine doofe Nazi-Demo in Langen und irgendein begnadeter Mensch kam auf die wirklich genial pietätlose Idee, vor dem Demonstrationszug Asche auszustreuen.....und dazu wurde ein Lied gesungen: 'Wo ist denn der Michael, dudai, dudai'....
Das fand ich wiederum richtig witzig...wenn auch sehr unhöflich.
Miss Raten

nejteit
23.03.2001, 00:10
auch wenn das hier eher der strang unhoeflich-paparazzi wird: meinen respekt fuer beide geschichten. ich bin in den achtzigern nie weiter gekommen als mir den fap-sympathisanten in bremen klandestine kaempfe in strassen durch unbewohnbare gewerbegebite zu liefern: kaum hatten sie die neueste auflage ihrer aufkleber an den laternenmasten angebracht, puhlte ich sie wieder moeglichst vollstaendig ab. am ende hatte ich eine schoene sammlung. aber das ist nichts gegen michael kuehnen alive or dead.

Beautyfullooser
14.04.2001, 11:55
So, jetzt kann ich mal die schöne Redewendung gebrauchen: 'Ich hebe einen Strang'.
Mir ist bei den Vorreden nämlich eine ominöse Geschichte wieder eingefallen, die mir bis heute kalte Schauer über den Rücken jagt.
Als ich in München noch im schönen Gärtnerplatzviertel gewohnt habe, führte der kürzeste Weg zur S-Bahn über den Viktualienmarkt, auf welchem sich ein kleiner, meist völlig überlaufener Biergarten befindet.
Und an ebenjenem ging ich eines Frühlingstages vorbei, auf dem Weg nach sonstewo.
In der Menge der Biergartenbesucher fiel mir ein junger Mann auf, der mich anlächelte. Da ich unter einer schlimmen Vaginenallergie leide und daher eher dem eigenen Geschlecht zugetan bin, erwiderte ich das Lächeln freundlich, er schaute mir nach, ich zurück...wie man eben so flirtet. Dabei kam mir der Mann irgendwoher bekannt vor. Ich dachte aber nur 'Vielleicht irgendwann mal in der Szene gesehen' und huschte weiter.
Eine Stunde später.
Ich sitze in der S-Bahn.
Hatte den Typen schon fast vergessen.
Da!
Aus heiterem Himmel!
Eine Erleuchtung!
Der Mann war Bela Ewald Althans.
Ein ebenfalls schwuler Neonaziführer
Ächz.
Sagt mir, habe ich mich jetzt gegen die Menschheit versündigt? Hat sich jetzt für alle Zeiten ein Schatten auf meine Seele gelegt, weil ich mit Beelzebub geflirtet habe?
Ratlos,
Beautyfullooser

tschisi
14.04.2001, 12:29
das nennt man dann wohl 'flirting with disaster'...

klesk
14.04.2001, 23:46
@beautyfullooser
eeeeeeecht? bela 'beruf neonazi' althans: das große braune loch in der stadt? mannomann, ich bin echt von den socken, daß ausgerechnet in neonazikreisen un(re)produktive formen von sexualität so verbreitet sind. andererseits, wer mag sich schon für bdmädel mit rosinenschnecken auf den ohren begeistern.
wann hast du ihn denn getroffen? vor oder nach verbüßung seiner haftstrafe? und was hatte er an? laibach-look oder fetish-camou? oder ganz der manager-typ?

Wolfgang Mueller
15.04.2001, 02:41
liebe klesk, es ist keine Überraschung, daß 'un(re)produktive Formen der Sexualität' unter Neonazis genauso verbreitet sind wie woanders auch. Es konnte sich vor zwanzig Jahren z.B. auch kaum jemand vorstellen, dass der Mädchenschwarm Rex Gildo niemals je ein Liebhaber von Gitte gewesen ist. Also, das ist dann eher die Folge fehlender Phantasie beziehungsweise alter Klischees. 'Diese Welt ist voller Wunder und Widersprüche...' (siehe Max Müllers Kühnen-Song) Genau!

Tex Rubinowitz
15.04.2001, 22:02
Vaginenallergie?
Was ist denn das für ein garstiges Wort?
Sie sind schwul, weil Sie allergisch sind?

Beautyfullooser
17.04.2001, 18:39
@klesk
die begegnung muß irgendwann 92/93 oder so stattgefunden haben. das wäre, wenn ich mich recht entsinne, dann vor seiner Inhaftierung gewesen. Und die Kleidung war ganz normal.
@Tex
Vaginenallergie ist eine Schöpfung meines mir eigenen 'Synonymators'. Ich finde, das Wort klingt hübsch!
(Beitrag wurde von Beautyfullooser am 17.04.2001 um 17:40 Uhr bearbeitet.)

Tex Rubinowitz
17.04.2001, 19:16
So sympathisch Sie mir sind, aber das Wort ist grässlich.
Mit so einem Wort kommt man in Teufels Küche

Beautyfullooser
18.04.2001, 13:22
okay, bleiben wir beim Althergebrachten.
Ich bin eine blöde Schwuchtel, ein warmer Bruder, bei mir darf man sich nicht nach der Seife bücken, ich wurde am 17.5. geboren.
Die Briten haben ein schönes Wort für Schwuchtel: pufta.
Ist jetzt sicher falsch geschrieben, spricht sich aber so.

kathi m.
19.04.2001, 01:39
Also entweder das ist schon wieder so eine Sache die ich auf Grund meines Alters nicht verstehe(es scheint im Moment in Mode zu sein mein Alter zu kritisieren) oder ich bin einfach zu blöd dafür, aber was soll es bedeuten das du am 17. Mai geboren bist??
fragend
Kathi (geb. 16.05.1981 ehrlich!!)

Beautyfullooser
19.04.2001, 01:58
Schau Dir mal das Datum an und dann greife Dir eine ältere Ausgabe des StGB.
¤175 stellte bis vor einigen wenigen Jahren Homosexualität unter Strafe.
Ach ja, und Übersetzungsgenie Günthomon erklärt mit gerade das schöne englische Wort für Schwuchtel schreibe sich 'poofter' und sei sehr sehr sehr böse.
aufklärerisch
Beautyfullooser
(geb. 2.10.71)(auch ehrlich)
(Beitrag wurde von Beautyfullooser am 18.04.2001 um 13:01 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von Beautyfullooser am 18.04.2001 um 13:04 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von Beautyfullooser am 18.04.2001 um 13:05 Uhr bearbeitet.)

kathi m.
19.04.2001, 01:58
Danke für die Aufklärung, aber das mit dem StGB ist so eine Sache ich nehme doch an, dass du das deutsche meinst und ich ja nach dem österreichischen lebe, wie der Homosexualität-Paraghraph hier geheißen hat weiß ich leider auch nicht.(vielleicht hat das mit dem Alter/Wissen doch was auf sich..*grübel*)
dankend
kathi

Beautyfullooser
19.04.2001, 01:58
Ja, in Österreich gab, nein, viel schlimmer, gibt es immer noch!!! - so einen Paragraphen, und soweit ich weiß, gibt es da auch ähnliche Zahlenspiele.
Österreichische Schwestern, klärt uns auf!
Interessiert,
Beautyfullooser

kathi m.
19.04.2001, 01:58
Ich habe in der Eile nichts besseres gefunden , werde mich aber bemühen. Ich bin mir noch nicht ganz sicher ob der Paragraph nun geändert wurde oder nicht (würde mich bei unserer momentanen Regierung nicht wundern wenn er noch vorhanden ist)
Bleibe am Laufenden
Kahti


¤209 STGB - Schutzalter
Im Gegensatz zum Rest der westlichen Welt kennt Österreich nicht ein
'Einwilligungsalter', ab dem dir zugestanden wird, selbst über dein
Sexualleben zu entscheiden. 'Schutzalter' heißt das hingegen bei uns im
Strafrecht und ist allgemein bei 14 Jahren festgelegt. Nur Männer dürfen
sich erst ab 18 lieben, davor werden sie 'geschützt'.
Das Europäische Parlament hat Österreich bereits 5 Mal aufgefordert, den
¤209 zu streichen. Nicole Fontaine, die Präsidentin des Europa-Parlaments,
wies darauf hin, dass es sich bei dieser Bestimmung um eine
Menschenrechtsverletzung handle und dass Österreich daher gegen den
EU-Vertrag verstoße.
Zum Stichtag 01.03.99 befanden sich 11 Männer wegen des ¤ 209 StGB in
Haftanstalten. ¤ 209 erfaßt nur schwule Beziehungen und nur solche mit
jungen Männern über 14 Jahren. Die 11 Inhaftierten sind also
Gewissensgefangene auf Grund ihrer sexuellen Orientierung im Sinne des
Mandats von Amnesty International. Derzeit sind fünf Fälle im
Zusammenhang mit ¤ 209 beim Europäischen Gerichtshof für
Menschenrechte anhängig
Quelle= http://www.homo.at/guide/03_wichtig/default.h

Beautyfullooser
19.04.2001, 01:58
Ja, so in etwa war meine Vermutung.
Mein Onkel ist wg. des 175 noch in den 60ern mit Elektroschocks behandelt worden und kurz danach gestorben...deshalb fahren mir bei sowas immer die Krallen aus.

klesk
19.04.2001, 01:58
herr mueller,
ich habe mich scheinbar unklar ausgedrückt. mich überrascht nicht so sehr die fallhäufigkeit von homosexualität unter neonazis als solche, (liegen ihnen da eigentlich zahlen vor?) sondern vielmehr das ausmaß der widersprüchlichkeit in zusammenhang mit der häufung schwuler neonazi-führungskräfte in diesem strang. scheinbar schaffen es besagte herren sehr gut, beruf und privatleben zu trennen. bemerkenswert ist das allemal.

kathi m.
19.04.2001, 01:58
@Beautyfullooser
Natürlich fällt es mir schwer auf so etwas zu antworten, es tut mir sehr leid um ihren Onkel, und ich finde es mehr als nur legitim das du(ich darf doch du sagen, oder??) bei diesem Thema auffährst.
Ich bin am Land aufgewachsen und hatte es immer mit vielen Vorurteilen zu tun. Seit ich aber selber denken und entscheiden kann was gut ist, habe ich - zumindest - meine Eltern mit stundenlangen Diskussionen davon überzeugt dass diese Dinge alle nur Blödsinn sind, und vielleicht wird ja die nächste Generation eine die ohne Vorurteile auskommt.
Grübelnd, hoffend
Kathi
(Beitrag wurde von kathi meierhofer am 18.04.2001 um 13:55 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von kathi meierhofer am 18.04.2001 um 13:56 Uhr bearbeitet.)

Beautyfullooser
19.04.2001, 01:58
Huch, ich wollte gar kein großes Mitleid erwecken. Finde es nur immer wieder bemerkenswert, daß sich dieser unglaubliche Gesetzesschrott in der BRD immerhin bis 1991 (?) gehalten hat und in Austria sogar bis heute.
Und: lieber/liebe/liebes Klesk, ich könnte jetzt hier einen Vortrag über die neurotische Grunddisposition vieler schwuler Männer ('Bin ich ein richtiger Mann?') berichten und Vorträge halten über die spezielle Anziehungskraft von Männerbünden auf schwule Männer und die latente Homoerotik ebendieser.
Ich will aber nicht.
nett winkend aus München,
Beautyfullooser

tschisi
19.04.2001, 01:58
Das Gesetz gilt in Österreich bis heute. Immer wieder werden 19jährige wegen Geschlechtsverkehr mit 17jährigen verurteilt und letztens wurde einem sogar der Führerschein (!) deswegen entzogen - was dann sogar in der 'Kronen Zeitung' Kopfschütteln hervorrief, und die sind wahrlich nicht für ihre progressive Ader bekannt... Einzig und allein schuldig an der Aufrechterhaltung dieser Infamie ist meines Wissens die Volkspartei, die sich beharrlich gegen jede Änderung stellt.
Was mich an der Neonazi-Geschichte noch interessieren würde: Stellen diese schwulen Führer denn ihre Homosexualität frei zur Schau bzw. ist das allgemein bekannt? Oder muß das verheimlicht werden, weil sonst die Glaubwürdigkeit futsch wäre?

Beautyfullooser
19.04.2001, 01:58
Soweit ich weiß hat Kühnen das immer bestritten, während Althans da nie groß einen Hehl draus gemacht hat. Den hat man angeblich auch häufiger in Szenekneipen gesehen. Läßt sich vermutlich auch hübsch verquer begründen, von wegen Männerbünde gehen dann viel tiefer oder ähnliches.
Warm,
Beautyfullooser
(Beitrag wurde von Beautyfullooser am 18.04.2001 um 15:10 Uhr bearbeitet.)

Wolfgang Mueller
19.04.2001, 01:58
Michael Kühnen hat nur wenige Monate vor seinem Tod einen völlig verquasten Text über Homosexualität verfasst, in dem Stil: da der Mann einen starken sexuellen Trieb habe und die Frau ja während der Schwangerschaft einige Monate ausfalle, ergebe sich also eine Differenz zwischen männlichem Trieb und weiblicher Bereitschaft etc. etc. - also eine ganz verquere Erklärung von 'homosexuellen Handlungen'. Die taz hat seine Thesen zitiert und darüber die Überschrift gesetzt: 'Michael Kühnen bekennt sich zu seiner Homosexualität'. Daraufhin hat er einen Leserbrief an die taz gesandt, in dem der HIV-Erkrankte schrieb, dass die von ihm aufgestellten Thesen überhaupt nichts mit ihm persönlich zu tun hätten. Es seien sozusagen allgemeine philosophische Gedanken. Tja, was soll man dazu sagen?
Bei seiner Beerdigung ging - vor zwei Männern, die Trommel rührend - eine blonde Maid mit Schneckenfrisur und der Urne in den Händen: Die Verlobte.
(Klingt ähnlich bizarr wie eine Heirat im Führerbunker in allerletzter Minute- nämlich erschreckend normal.)

Hartmut Andryczuk
19.04.2001, 01:58
Dazu kann man wenig sagen. In dem Film 'Beruf Neonazi' mit Ewald Althans wird nicht erwähnt, dass der eloquente Held der damaligen Neonazi-Szene homosexuell ist. Warum eigentlich nicht? Aus falsch verstandener 'Political Correctness'? Stattdessen sagten seine Eltern bezüglich seines Neonaziseins bei einem Besuch: 'Ach Ewald, du warst früher schon immer anders. Das fing bei dir schon im Waldorf-Kindergarten an...'

Miss Raten
19.04.2001, 04:37
Die Maid mit den Schneckenzöpfen und angebliche (?) Kühnen-Verlobte war Esther 'Lisa' Wohlschläger, kurze Zeit nach der Beerdigung zog sie zu Christian Worch nach Hamburg.
Bemerkenswert finde ich übrigens, dass diese Dame Esther heißt, sich aber Lisa nennt. Esther ist dann doch ein nicht sonderlich praktikabler Name in der Nazi-Szene. Esther 'Lisa' Wohlschläger verteilte in Langen Ende der 80er Jahre merkwürdige kleine Flyer von der DFF (Deutschen Frauen Front). Auf denen wurden unter anderem Einkaufsstätten genannt, in denen eine deutsche Frau aus rassischen Gründen nicht einkaufen sollte....das war wohl alles, was diese merkwürdige Szene zum Thema Emanzipation zu sagen hat(te)- Emanzipation durch Verweigerung ausländischer Produkte. Mir ist noch gut die geifernde Stimme dieser Frau in Erinnerung, ich empfand sie immer als latent irr, aber das denke ich eigentlich über alle, die in diesen Kreisen verkehren. Ob Esther Lisa Wohlschläger noch heute die Urne von M. Kühnen im Wohnzimmer stehen hat? Wo wohnt sie eigentlich jetzt? Und...ist Christian Worch auch schwul? Weiß jemand Antworten?
Miss Ratlos

akbrehm
19.04.2001, 05:09
kann man mal wieder sehen, das diese arschlöcher ne feige bande sind. ich hab mir aber nen muskelkater bei der sache mit dem deutschen bratwürstchen und den fritierten kartoffelstäbchen gelacht.
umpf...
danke, arthur

Dreizehn Koestlichkeiten
22.04.2001, 12:34
Weiß in diesem geschätzten Strang eigentlich jemand etwas über Herrn Felix Kersten? Das war wohl der Privatmasseur von Heinrich Himmler. Anscheinend eine interessante Person.

klesk
22.04.2001, 13:32
lieber 13kö, von felix kersten weiß ich nichts. aber es scheint, als würdest du was wissen. sag schon: hat er 'entspannungsmassagen' vorgenommen oder war seine dienstleistung rein medizinischer natur?

Dreizehn Koestlichkeiten
22.04.2001, 18:05
Liebe klesk, ich weiß nur, daß er ein Gut in Hartzfelde besaß und behauptete, Himmler sei für die Vielehe eingetreten. Wir dürfen ihn uns wohl als einen behutsam walkenden Menschen vorstellen.

Miss Raten
18.12.2001, 10:11
guten morgen
das hier fand ich heute morgen in meiner mailbox und wollte es euch natürlich nicht vorenthalten.
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'das heißt eine deutsche bratwurst mit frittierten kartoffelstäbchen'
und wer bist du? die bratwurst oder das kartoffelstäbchen?
bestimmt keines von beiden, denn die haben einen gewissen wert!!!
aber lass mal gut sein. es muss auch geschichtenerzähler geben, leut über die
man lachen kann.
und außerdem, stöhrt es dich, wenn deutsche auch mal einen türken aufsuchen
um bei ihm zu speisen?
fladenbrot ist lecker!
heil dir und heil deinem hirn
dein compu
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süss gelle....
ob ich die e-mail-adresse des absenders auch mal hier posten sollte? *grübel*
Miss Raten

Pomito
18.12.2001, 16:38
Seit die Faschisten neuerdings von einer gemeinsamen Front mit den Muslimen träumen, dürfen sie auch kulinarisch über den Tellerrand des deutschen Eintopfs hinausschauen. Hat man ihnen jetzt erlaubt.

Manfred Mustermann
18.12.2001, 17:32
misschen: das 'stöhrt' hast du eingebaut oder?
das ist einfach zu doof.
das kann doch nicht sein.
schön auch: das kartoffelstäbchen. das eine. oder das andere.

Miss Raten
18.12.2001, 17:43
Ein ganz entschiedenes NEIN.
Diese Mail habe ich mit Copy & Paste aus meiner Mailbox hierher transportiert - Rechtschreibfehler inbegriffen.
Miss Raten

Herr Cohn
18.12.2001, 19:58
Miss Raten, man kann so einiges abkriegen, wenn man im Web seine Spuren hinterlässt. Weil ich mir darüber mal aus Amerika einen 'MeinKampf' bestellt hatte, der hier ja kaum zu kaufen geht, habe ich neulich einen Katalog vom Verlag bekommen, ist leider ein Naziverlag ('National Vanguard'), aus irgendeiner geistverlassenen Gegend in Iowa. 20 $ haben die von mir bekommen, immerhin. Drauf geschissen. Drinnen im Katalog massenhaft Bücher, von denen man nicht dächte, dass es sie gibt. Es gibt auch Nazicomics. Auf einem abgebildeten Einband war links eine Punkerin, ähbäh, in der Mitte der Good Guy mit blonder Tolle, Redneck-T-shirt und dumpfgutem Gesicht, eine Gestalt wie von einem gezähmten Tom of Finland (schwule Machocomics). Rechts, hübsch im Hintergrund, stand das Good Girl, Schneckenfrisur (!) und Krägelchen brav aus dem Pullover hervorblitzend. Irgendwie waren diese Bücher alle so. Wer sowas liest!

Lenin
18.12.2001, 20:54
Der Feind steht rechts!
(Wer hier so alles mitliest! Oder war das ein Spaßvogel?)
Die Geschichte ist sehr schön, Miss Raten, danke für das verständliche Selbstwuchten.
Kennt jemand das under-cover-Interview von Marcel Ophüls mit Michael Kühnen? Letzterer ist nicht informiert wer vor ihm steht (eine beliebte Technik von O.). Am Ende kommt ihm aber der Verdacht. Sehr schön!
Wäre Kühnen nicht schwul gewesen, so säße er heute bestimmt im Bundestag, ich weiß nur nicht, für welche Partei. Aber vielleicht wäre er dann auch nicht DER Michael Kühnen geworden. Und würde immerhin leben.

Miss Raten
19.12.2001, 10:12
Genosse Lenin
Hiermit bitte ich um Beschreibung oben genannten Interviews, es fehlt mir offenbar in meiner wirklich umfassenden M.K.-Sammlung.
Miss Raten

Miss Raten
19.12.2001, 10:16
Guten Morgen Herr Cohn
Schlimmer als der Comic über Conny Controletti, den der mecklenburg-vorpommerische Verfassungsschutz zu Beginn der 90er Jahre veröffentlichte, kann es nicht gewesen sein. Conny Controletti sollte darin Nazis überreden mit dem Verfassungsschutz zusammenzuarbeiten - ein Highlight der deutschen Comic-Literatur. Weiß noch jemand ob Conny der Rabe war oder die Nazis? Mir ist es leider entfallen.
Miss Raten

Lenin
19.12.2001, 14:51
Leider kann ich das Interview nicht mehr komplett rekapitulieren. Auch habe ich mir den Namen der Sendung nicht gemerkt.
Kühnen wurde von Ophüls u.a. auf ein normalerweise bei ihm an der Holzpanelenwand hängendes Hitler-Porträt angesprochen, wo es denn sei? Der erwiderte, ja das habe früher da gehangen, jetzt habe er es abgehängt. Warum, war ihm nicht zu entlocken.
Ophüls gibt sich am Ende als Jude zu erkennen, darauf reagiert Kühnen, ja, das hätte er sich gleich gedacht. Wie er das denn bemerkt hätte, fragt Ophüls. Ja, die Weltgewandheit, die Art Fragen zu stellen, die Vielsprachigkeit. Kamera schwenkt wieder auf Ophüls (oder Schnitt), der den 'ewigen Juden' in Kühnens Wohnzimmer gibt, ohne dass dieser gewahr wird, Teil einer sorgfältigen Inszenierung zu sein, oder er gibt dieses Gewahrwerden zumindest nicht Preis.
'Er selbst hat seine Interwiewstrategien einmal mit denen Columbos verglichen, der seine Fragen mitunter ins Kleid blauäugiger Ahnungslosigkeit steckt, während er seine bemüht lügenden Opfer schon längst über den Tisch gezogen hat. Und eine geheime Komplizenschaft mit dem Zuschauer pflegt, dem Ophüls über die Schulter zuzwinkert:
Den Knaben kaufen wir uns jetzt: Was Sie nun zu hören kriegen, ladies und gentlemen, ist ein Haufen abgestandener Lügen.' (tre) in zeitgeschichte.at
Obiges in Anführungszeichen habe ich gerade ergoogelt. Das trifft die Interviewerhaltung von Ophüls ganz gut. Ebenfalls hervorragend von MArcel Ophüls: Hotel Terminus (über Klaus Barbie).

graumauser
19.12.2001, 18:36
Ich habe lange in Langen gelitten....bis es mir gelangt hat.....
Eine fürchterliche Stadt, ohne Stil, ohne Charme, grau, Südliche Ringstraße / B3 - ja, das trifft's. Die beiden Straßen zerschneiden jeden Charakter. Amtsgericht, Finanzamt, Sparkasse - wie von einem Misanthropen hingeklotzt. Hitlers Geburtstagsfeiern im Disco Duck. Das Second Life.
Langen ist seltsam prädestiniert, kaputte Figuren zu beherbergen: pädophile Pfarrer, schwule Neonazis, gutnachbarliche Geiselmörder.
Ich hoffe, du wohnst jetzt woanders, Missi.
g.

Miss Raten
19.12.2001, 18:48
Ja graumauser, was für ein Glück. Die Brücke an der Stadthalle auf der Südlichen Ringstraße wurde abgerissen - wirklich schöner wurde das Stadtbild dadurch aber nicht.
Miss Raten

Herr Cohn
20.12.2001, 00:27
AAAH, Lenin: der Kühnen, was für ein Widerling. Charaktereigenschaften 'des Juden', dass ich nicht lache. Ich habe mal in einem kleinen Museum gearbeitet, das gern kleine Ausstellungen über das 20ste Jahrhundert zeigte, kaum Budget, kaum Platz, aber immerhin. Drei Gestalten kamen herein, zwei junge Skinheads, blass und desillusioniert (hoffe ich) mit einem wohlsituierten Graubart um die Fünfzig, der herumschaute, dann zu mir trat und anfing herzuziehen, über Ignaz Bubis und über diese Republik. Eine Minute später kam es zum Streit. Ich sagte 'Sie sollten jetzt besser gehen, und vielleicht bin ich ja doch Jude.' Er sah mich nur an, so viel Hass in blauen Augen, das hab ich noch NIE gesehen. Bestimmt war jetzt für den alles sonnenklar, die Art zu reden, die Gestik, der Rundschädel, das ist einer von denen. Aber ich hätte auch ein alt eingesessener Ostfriese sein können oder ein Pechschwarzer aus Burundi. Eben das ist das ekelhafteste.

vir
12.03.2002, 16:36
kaum hatten sie die neueste auflage ihrer aufkleber an den laternenmasten angebracht, puhlte ich sie wieder moeglichst vollstaendig ab. am ende hatte ich eine schoene sammlung. .

Vor über zehn Jahren habe ich von einem Brunnen in Zürich einen Zettel mit dem Portrait von Rudolf Hess entfernt, auf dem "Rache für Rudolf Hess - von den Allierten am ...... in Spandau ermordet" stand, und der mit "Volkssozialistische Befreiungsbewegung Winterthur" gezeichnet war.
Den bizarren Kleber habe ich aufgehoben, und es fällt mir heute noch schwer zu glauben, dass das ernst gemeint war.

Stimmen
12.03.2002, 23:08
Mein Liebling zeigt eine dralle Vierzehnjährige, Aufschrift: "NATIONALISMUS ist auch Mädelsache". V.i.S.d.P.: A. Storr, Junge Nationaldemokraten.

vir
13.03.2002, 11:36
Meine Güte, nicht minder bizarr. Aber was heisst wohl V.i.S.d.P.?

slowtiger
13.03.2002, 11:46
Verantwortlich Im Sinne Der Partei natürlich.

vir
13.03.2002, 15:39
Das müsste dann aber doch V.i.S.d.P.n. heissen.

DerCaptain
14.03.2002, 12:36
Arrrg! (V.i.S.d.P.)