poldi
13.03.2001, 20:38
Während meiner Vorbereitung für die dritte juristische Staatsprüfung und das dazu gehörende Rigorosum besuchte ich 1975 oder 1974 zwei Wochen lang täglich das Repetitorium „Verwaltungsverfahren“. Vortragender war Universitätsassistent Dr. Jörg Haider. Dieses Repetitorium war im Vergleich zu anderen nicht sehr gut besucht. Es saßen weniger als zwanzig StudentInnen in dem kleinen Hörsaal, der in den Räumen des sozial- und wirtschaftswissenschaftlichen Dekanats untergebracht war. Ich habe offene Fenster und eine Jahreszeit in Erinnerung, in der man keine Mäntel trägt (ich erinnere mich nicht mehr im Detail daran, was Haider anhatte; einmal hatte er jedenfalls einen Anzug an).
Haider unterschied sich in mehrfacher Hinsicht von anderen Assistenten-Vortragenden. Er setzte setzte sich „locker“ auf die erste Bankreihe, stellte die Füße auf die Sitzbank, stütze die Ellenbogen auf die Knie, verschränkte die Finger ineinander und legte los. Er benützte keinerlei Unterlagen, sodass der Eindruck entstand, er beherrsche das zu Vermittelnde vollständig (möglicherweise hatte er das eine oder andere Mal das Allgemeine Verwaltungsverfahrens-Gesetz, den wesentlichen Gegenstand seines Vortrags, mit dabei). Haider befand sich also nahe, in nur geringer räumlicher Distanz zu den Studierenden. Sie kamen buchstäblich zu seinen Füßen zu sitzen. Haider verwendete keine Tafel, keine Kreide, kein Podium, kein Katheder, kein Lehrbuch, keine Unterlagen für die Studierenden, im Grunde auch keinen Gesetzestext. Er schien der ideale Jurist zu sein, der wie der ideale Kleriker „alle Archive in seinem Herzen hat“. Fragen beantwortete Haider ohne Zögern oder Nachschlagen, manchmal allerdings oberflächlich, und fuhr dann unbeirrt in seinem Vortrag fort.
Er schien Fragen allerdings nicht gern zu haben.
Poldi Finzenberger
Haider unterschied sich in mehrfacher Hinsicht von anderen Assistenten-Vortragenden. Er setzte setzte sich „locker“ auf die erste Bankreihe, stellte die Füße auf die Sitzbank, stütze die Ellenbogen auf die Knie, verschränkte die Finger ineinander und legte los. Er benützte keinerlei Unterlagen, sodass der Eindruck entstand, er beherrsche das zu Vermittelnde vollständig (möglicherweise hatte er das eine oder andere Mal das Allgemeine Verwaltungsverfahrens-Gesetz, den wesentlichen Gegenstand seines Vortrags, mit dabei). Haider befand sich also nahe, in nur geringer räumlicher Distanz zu den Studierenden. Sie kamen buchstäblich zu seinen Füßen zu sitzen. Haider verwendete keine Tafel, keine Kreide, kein Podium, kein Katheder, kein Lehrbuch, keine Unterlagen für die Studierenden, im Grunde auch keinen Gesetzestext. Er schien der ideale Jurist zu sein, der wie der ideale Kleriker „alle Archive in seinem Herzen hat“. Fragen beantwortete Haider ohne Zögern oder Nachschlagen, manchmal allerdings oberflächlich, und fuhr dann unbeirrt in seinem Vortrag fort.
Er schien Fragen allerdings nicht gern zu haben.
Poldi Finzenberger