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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Plassnik, Uschi, Gigi Schüssel, Wolfgang Schüssel



poldi
13.03.2001, 20:36
Ich besuchte mit meiner Juristenkollegin Bianca Castafiore nach einer Sitzung im Café Amacord (Naschmarkt, Wien) an einem Freitagabend Anfang Februar 2001 das Gasthaus Ubl, um noch etwas zu essen. Wir peilten den Stammtisch der ehemaligen SoziologInnen-Runde aus dem Grünen Anker an; dort saß auch schon jemand.
Am Nebentisch, einem kleinen Tisch für 6 Personen, saß auch schon jemand, meine ehemalige Studienkollegin Uschi Plassnik, Kabinettschefin des Bundeskanzlers, mit dem Bundeskanzler und einer Dame und einem Herrn. Es gibt etliche Pressephotos der Kabinettschefin, weil sie fast 1,90 groß ist, blond und schlank und nett ausschaut, und der Kontrast zum klein gewachsenen Bundeskanzler gut & billig kommt.
Ich hab Uschi Plassnik begrüßt, hinten am Kanzler vorbei (den begrüßte ich nicht; es hat ihn mir schließlich niemand vorgestellt). Dann setzten Castafiore und ich uns an den angepeilten Tisch; dort berichtete Frau S. laut & schneidend von einer Reise nach Addis Abeba samt dortigen Dreikönigsbräuchen. Der Nachbartisch mit Kanzler konnte nichts überhören.
Castafiore und ich hätten dem Kanzler gern mitgeteilt, was wir von seiner Politik halten, taten es aber nicht. Zudem frequentieren Castafiore und ich die website www.derZustand.at; dort gab es just zu jener Zeit die Möglichkeit, den Kanzler durch Anklicken eines eigens entworfenen, wunderschönen Tools mit virtuellen Torten zu bewerfen (er brachte es bis Mitte Februar auf 1,2 Millionen Torten). Am Ublschen Wirtshaustisch kamen Castafiore und mir die Differenz zwischen Real und Virtuell, vor allem aber unsere gehemmte Wohlerzogenheit schmerzlich zu Bewusstsein.
Etwas später kam Frau Schüssel mit einem fremden bärtigen Herrn und setzte sich neben ihren Ehemann. Bei allem Respekt für die Privatsphäre konnten Castafiore und ich nicht umhin, intensiv den schmalen, schwarz transparent verhüllten Rücken von Frau Schüssel zwischen den beiden Herren zu betrachten (sie hatte nix darunter an). Der Kanzler und seine Ehefrau saßen an der Breitseite des Tischs, der fremde Herr übers Eck an der Schmalseite. Der fremde Herr streichelte kurz Frau Schüssels lange gelockte Haare. Castafiore und ich glotzten. Herr Schüssel hängte Frau Schüssel sein Sakko um. Man könnte auch sagen: er legte es ihr schützend um die Schultern.
Castafiore und ich verließen nach dem Verzehr unserer Mahlzeit das Gasthaus und kippten vis ˆ vis bei Franz noch einige Vodkas, wobei wir unsere Wohlerzogenheit beklagten.
Seither meide ich das Gasthaus Ubl.
Poldi Finzenberger

(Beitrag wurde von poldi am 14.03.2001 um 00:21 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von poldi am 14.03.2001 um 01:04 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von poldi am 14.03.2001 um 01:06 Uhr bearbeitet.)
(Beitrag wurde von poldi am 24.03.2001 um 17:33 Uhr bearbeitet.)

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lacoste
13.03.2001, 23:36
Das mit den Torten habe ich nicht verstanden, geht es um eine Wette? Ein fremder Herr streichelt die Kanzlergattin? Stimmt das auch? Wenns erfunden ist kanns Ärger mit dem Kanzler geben.

pinkas
14.03.2001, 11:04
Bianca Castafiore? Ist das die aus 'Die Juwelen der Sängerin'?

TEIXL
15.03.2001, 15:28
Meine Hochachtung, Poldi! Mach Dir nix draus! So kann's manchmal laufen! Die Zivilcourage ist eben meistens in Gedanken ein muskulöses Wesen, in natura aber nur ein Lüfterl! Vielleicht klappt's ja beim nächste Mal! Die Wahrscheinlichkeit steigt mit jedem weiteren 'Schüssel als Kanzler'-Tag!

henriette mayr
28.11.2002, 23:25
ich habe ein paar wochen vor der wahl gehört, dass frau schüssel darüber klagte, in gasthäusern, beim heurigen etc von fremden menschen zornig angesprochen bzw beschimpft zu werden.

vielleicht hat höfliche distanz doch was für sich.

AntonH
30.11.2002, 18:21
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henriette mayr
30.11.2002, 23:17
volksnahe ältere ministerin nimmt in beisl frugale mahlzeit zu sich. abendessen? allein?

poldi
01.12.2002, 14:01
@ lacoste: eine späte antwort - ich saß im märz 2001 verzagt vor der hinweiskargen historischen forums-software.

das tortungs-tool auf der zustand.at ist im text eingebaut. man konnte durch anklicken eines bildes zb von wolfgang schüssel eine torte werfen - der beworfene erschien dann mit schlagobers überzogen, als dollfuß hinter einem kleinen röntgenschirm usw.

das ganze ist mittlerweile mediengeschichte, denn www.DerZustand.at gibt es nicht mehr. es war eine trashige satire-seite, zunächst im anhang von DerStandard.at, dann ausgegliedert. Am 18. Jänner 2002 hat DerStandard.at den "Zustand" vom netz genommen; begründung: ökonomisch- finanziell (gerücht: interventionen des damaligen fpö-klubobmanns peter westenthaler, der sich dort in der collagen-serie "Hojac deVot" zu oft verarscht fand.)

streichelnde herren: castafiore und ich können alles mit eigenen augen bezeugen!

und nochmals sorry für mein grobschlächtig einhertrampelndes email!

@pinkas: ja, das ist sie. kommt auch in anderen tintin-geschichten vor. als pseudonym in internet-foren parallel gewählt zum motto der göttlichen im wirklichen leben: "die oper ist nicht vorbei, bevor die dicke dame nicht gesungen hat."

@TEIXL: danke für die freundlichen & tröstenden worte!

@ AntonH: ich war seit der hier erzählten episode nur mehr zweimal im ubl. aber mittlerweile gibt es ja kein entrinnen mehr.

poldi
26.02.2003, 02:27
... und so soll der Text mit meinem Klarnamen ins Buch kommen (eine Erklärung von Martina T. und mir, dass das Beschriebene wahr ist und dies bei Bedarf eidesstattlich bekräftigt werden kann, ist an Anko gegangen):


Ich ging mit meiner Kollegin Martina T. an einem Freitagabend Anfang Februar 2001 ins Gasthaus Ubl. Wir kamen aus dem Café Amarcord und waren hungrig. In der hinteren Gaststube des Ubl saß, als nahezu einziger Gast, Frau Ministerialrätin S. am so genannten Soziologen-Stammtisch, den Rücken zu den Fenstern. Wir setzten uns zu ihr, ihr gegenüber. Es kam das Essen, es kamen Andi B. und Eva C., Rotwein-, Weißwein- und Wasserkaraffen, Peter R. kam wohl und dann eine der strengen Schwestern Ubl im weißen Arbeitsmantel (rituell raunzende Bitten der Stammgäste sinnlos, ab 22 Uhr 30 kein Essen mehr). So um 22 Uhr 30 kam Bundeskanzler Wolfgang Schüssel. Ich hatte ihn noch nie im Ubl gesehen. Eine Dame, ein Herr und seine Kabinettschefin Uschi Plassnik begleiteten ihn. Uschi Plassnik ist fast 1,90 groß, blond und schlank, auf Pressefotos kommt der Kontrast zum klein gewachsenen Kanzler gut & billig. Die Kanzler-Runde nahm den Nebentisch, einen kleinen Tisch für sechs Personen.

Plassnik saß an der Schmalseite, den Rücken zu den Fenstern. Der Kanzler saß an der Breitseite, die SoziologInnen im Rücken. Der Platz neben ihm blieb leer. Die diensthabende Ubl-Schwester näherte sich dienstfertig mit Speisekarten. Die Soziologen-Runde verstummte. Ministerialrätin S. begann in schneidender Vortragslautstärke von Dreikönigsbräuchen in Addis Abeba zu berichten (österreichische Dreikönigsbräuche: ÖVP-Obmann absetzen). Ich stand auf, meine ehemalige Studienkollegin Uschi Plassnik stand auf. Wir umarmten einander hinten am Kanzler vorbei (er musste sich vorbeugen und die Speisekarte noch näher in Augenschein nehmen. Ihn begrüßte ich allerdings nicht, es hatte ihn mir schließlich niemand vorgestellt).

Die Runden flossen in ihre Sitzordnungen und Gespräche zurück. Martina T. saß dem Kanzlertisch in einer Entfernung von weniger als einem Meter am nächsten. Ministerialrätin S. berichtete weiter. Dann besprach die Soziologen-Runde die privilegierende Essensgewährung an die Kanzler-Runde, eine Störung des Freitagabendfriedens. T. (an meiner linken Seite) und ich hätten den Kanzler gern angesprochen und ihm gesagt, was wir von seiner Politik halten. Wir taten es nicht und skandierten uns missfallende Regierungsmaßnahmen vor uns hin. Unsere gehemmte Wohlerzogenheit kam uns schmerzlich zu Bewusstsein. Eva C. (an meiner rechten Seite) fragte mehrmals: Und warum gehen wir nicht hin und sagen ihm, was für eine beschissene Politik er macht?

Am nahen Nebentisch traf Frau Schüssel mit einem fremden bärtigen Herrn ein. Sie setzte sich neben ihren Ehemann. T. und ich konnten nicht umhin, ihren schmalen, schwarz nur transparent verhüllten Rücken zwischen den beiden Herren zu sehen (sie hatte nix darunter an). Der fremde Herr saß übers Eck an der Schmalseite des Tisches und streichelte kurz Frau Schüssels lange gelockte Haare. T. und ich glotzten. Herr Schüssel hängte Frau Schüssel sein dunkles Sakko um. Man könnte auch sagen: er legte es ihr schützend um die Schultern und saß nun in einem dunkelgrauen Hemd da. Ich sah ihn ein schmales, bauchig ausgewölbtes und mit klarem Schnaps gefülltes Stielglas heben und den Damen und Herren zuprosten, die mit ihm am Tisch saßen und ebensolche Schnapsgläser hochhielten.

Martina T. und ich verließen das Gasthaus und kippten vis à vis bei Franz einige Vodkas, wobei wir unsere Wohlerzogenheit beklagten.

Seither meide ich das Gasthaus Ubl.

poldi
21.10.2004, 01:10
frau plassnik ist außenministerin geworden. endlich gibt es ein foto:

http://images.derstandard.at/20041020/a(11).jpg

von links nach rechts: gigi schüssel, wolfgang schüssel, ursula plassnik.

http://derstandard.at/?id=1831781