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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Hochhuth, Rolf



lacoste
03.03.2001, 01:58
Im Fernsehen lief eben etwas über Rolf Hochhut, und da fiel mir siedendheiß ein, dass ich mal Rolf Hochhut begegnet bin! Dass er dabei war, war nicht zufällig, aber dass ich dabei war, das war ein Zufall! Damals war ich nämlich Beleuchterin an einem Theater, das gerade 'Wessis in Weimar' spielte, ein unheimlich langes Stück von Rolf Hochhut. Und er ist eines Abends mit seiner Frau angereist, um sich die Inszenierung an unserem Theater anzusehen. Soweit nicht zufällig. Zufällig ist aber, dass ich an dem Abend, als er kam, eigentlich gar nicht eingeteilt war, sondern mich drei Stunden vor der Vorstellung ein Kollege gebeten hatte, mit ihm zu tauschen. Ich wusste auch gar nicht, dass Rolf Hochhut kommen würde, das erfuhr ich erst, als ich meinen Dienst antrat. Das fand ich natürlich recht spannend, ich kenne zwar von ihm bis heute nur 'Wessis in Weimar', aber ich wusste damals schon (Ich glaube es war 1994 oder 1995), dass Rolf Hochhut berühmt ist. Ich gehörte zu der Zeit übrigens zu der Minderheit aller Beteiligten, die das Stück nicht ausschließlich zum Gähnen langweilig fanden. Als ich erfuhr, dass Rolf Hochhut kommen wurde, rief ich schnell eine Freundin an, der ich kurz zuvor einen Eitelkeitsdruck von mir geschenkt hatte, und fragte sie, ob ich das Büchlein für sie signiert hätte. Als sie es verneinte, erklärte ich ihr, dass gleich ein berühmter Schriftsteller ins Theater kommen würde, dem ich das Büchlein unheimlich gerne auch schenken würde, damit er auf mich aufmerksam wird. Meine Freundin begriff sofort, radelte heran und gab mir das Geschenk zurück, damit ich es Rolf Hochhut schenken konnte. Alles lang vor der Vorstellung. Ich schrieb eine schöne Widmung für Herrn Hochhut in den Eitelkeitsdruck und freute mich auf die Vorstellung. Leider, vor der Vorstellung habe ich sein Kommen nicht bemerkt, weil ich mich schon eine halbe Stunde vorher in die Technik-Kabine zurückziehen musste. Ich wusste auch nicht, wie er aussieht, deshalb konnte ich, als Einlass war, auch nicht ausmachen, ob er sich wirklich unter den Zuschauern befand. Aber als Pause war, fragte ich die Kollegen, und sie bestätigten, dass das Ehepaar Hochhut in der ersten Reihe säße. Nach der Pause musste der jeweilige Beleuchter in einer Szene in der Rolle eines Kameramannes oder Frau hinunter auf die Bühne laufen, und einem zusammengeschlagenen Dr. Pforzheim ein feuchtes Taschentuch auf die blutende Nase drücken (Nebenbei hatte ich auch Text: 'Ton läuft! Kamera läuft!' Aber in einer anderen Szene.).
Nach der Vorstellung luden Herr Hochhut und seine Frau das gesamte Ensemble ins Wirtshaus gegenüber zum Essen ein, also auch mich. Die Dramaturgin und der Intendant fragten so hinten herum, wie ihm denn die Inszenierung gefallen habe, und er fand sie ganz gut. Ihm mein Büchlein mit Widmung zu schenken, traute ich mich nicht, aber, weil ich schräg gegenüber saß, fragte ich ihn, ob er meinen Auftritt als Kameramann auch gut gefunden hätte, und er antwortete: 'Ja, durchaus.'
Das fand ich großartig, und meine Freundin hat jetzt einen Eitelkeitsdruck von mir mit einer Widmung an Rolf Hochhut zuhause.
P.S. Ich hab den Namen im 'Thema' falsch geschrieben: Hochhut schreibt sich mit drei 'h'
(Beitrag wurde von lacoste am 03.03.2001 um 01:01 Uhr bearbeitet.)

Phettberg
03.03.2001, 08:57
Liebe Lacoste, den auch gerne bedeutend sein wollenden Skrupulanten, mich also, interessiert hier vor allem der erstmals in sein Leben dringende Begriff Eitelkeitsdruck. Bitte ab wann muss ein Druck ein Eitelkeitsdruck genannt werden, und wäre ein solcher für völlig Unbeleckte auf den ersten Blick zu erkennen? Bangnis.

lacoste
04.03.2001, 17:01
Liebster Hermes,
'Eitelkeitsdruck', den Begriff kennst Du nicht? Das kann gut sein, denn ich frage mich gerade, ob das nicht eine Wortneuschöpfung von mir selbst ist. Ich weiß es gerade wirklich nicht, denn der Begriff ist mir sehr vertraut,aber alle anderen kennen ihn auch nicht. Vielleicht habe ich ihn selbst erfunden. Damit meine ich selbstfinanzierte Heftchen, Büchlein und Dergleichen, die Niemand drucken wollte, die man aber selbst so schön fand - in diesem
Falle ich - dass man sich selbst die Mühe gemacht hat, romantische Gedanken auf
Papier zu bannen, um damit Freunde oder verehrte Menschen zu beschenken. Ich liebe meine Eitelkeitsdrucke noch immer. In dem, den ich eigentlich Rolf Hochhut schenken wollte, mich aber nicht traute, stand unter Anderem mein Lieblingsgedicht von mir:
Mein Hund,
Mein Hund,
Seine Schnauze ist so wund,
Sein Bein ist so verdreht,
Sein Brustkorb so verklebt,
Seine Nase ist so blutig,
Sein Auge schaut so mutig,
Sein Arschloch ist so rot,
Ich glaube, er ist tot.
Damit wollte ich Rolf Hochhut auf mich aufmerksam machen.

Phettberg
04.03.2001, 17:38
Liebe Corinna, natürlich, wer würde so ein Gedicht drucken! Aber es ist ein wahres, wirkliches Lieblingsgedicht. Es ist entwaffnend verblüffend und schön.
Dass sich das mit dem Eitelkeitsdruck bei Rolf Hochhut, dem Eitelsten, ereignete, ist doch wieder so ein Futter für meine Theorie, dass das Unbewusste sensationell schmiedet und fügt, während wir unbesorgt dahin'radeln'. Ich habe auch bei meinen Texten oft dann den Eindruck, wenn ich sie lese, nur ein Bruchteil ist von 'mir', der Rest von unten. Und so kriegt Dein Hochhut-Strang große feuilletonistische Schärfe. Jubel!

lacoste
04.03.2001, 17:45
Danke für diese Eröffnuing! Ich hatte ohnehin am Hochhut Abend das Gefühl, dass was lauert im morphischen Feld.
(Beitrag wurde von lacoste am 04.03.2001 um 20:56 Uhr bearbeitet.)

Phettberg
04.03.2001, 22:49
Also der Hochhut ist eitel, und nimmt teil an einer von ihm vorfinanzierten Aufführung seiner Feder, und schon erfindet Lacoste das Große Wort 'Eitelkeitsdruck' *) <recte: Leistungsdruck, Gruppendruck...>
Jetzt bestürme ich aber den Dr. Ankowitsch: Geh, Magnificenzchen, Rektorchen, Hausmeisterchen, bitte erklär uns endlich, was die 'Morpischen Felder' mit uns anstellen. Du hast es schon so oft geheimnisvoll angedeutet...

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<(({Fußnote: *) könnte Euch hiezu Geschichten erzählen!:
http://www.alles-bonanza.net/forum/showthread.php?s=&threadid=989 *Temperatur habe*}))>
(Beitrag wurde von Phettberg am 04.03.2001 um 22:30 Uhr bearbeitet.)

lacoste
05.03.2001, 00:15
Vorfinanziert? Wieso hat Hochhut denn die Vorstellung vorfinanziert? Er hat ja noch nicht mal Eintritt bezahlt, und seine Frau auch nicht.Taxi Orange ist mir leider kein Begriff, ist es was Ähnliches wie BB?
Ich hoffe, die Temperatur steigt nicht. Gute Besserung.

Angelika Maisch
05.03.2001, 03:02
das Morphische Feld, lieber Hermes Phettberg, das ist wies der Name schon besagt, ein Feld, welches quasi überall vorhanden ist und innerhalb dessen jegliche Art von Information für einen jeglichen immer und überall gleichzeitig vorhanden ist. Rupert Sheldrake hat diese Theorie von diesem Feld in die Welt gesetzt, soweit mir bekannt ist. Habe jedenfalls das eine oder andere Buch von ihm gelesen. Bewiesen ist wie immer nix definitiv, aber diese Idee erklärt, wieso beispielsweise, nehmen wir an, eine Affenart auf einer völlig von der Welt sonstwie abgeschotteten Insel plötzlich einen neuen Trick vollbrächte,den bisher noch kein Affe gekonnt hat. Binnen kurzem ist es dann so, daß die Affen in völlig entlegenen Weltgegenden das Neue schier zeitgleich auch können, obwohl sies nicht durch Nachmachen erlernt haben können. Die Information über diese neue Fähigkeit, so Sheldrake haben sie aus dem Morphischen Feld, welches er angenommen hat, um diese Art Vorgang zu erklären.Da alles allen gleichzeitig zugänglich und immerdar vorhanden sei. Deshalb liegen die Dinge dann 'in der Luft' und werden von mehreren gleichzeitig entdeckt. So, ungefähr, Rupert Sheldrake.
Ich selbst habe auch einmal einen unfreiwilligen oder besser, nicht beabsichtigten Versuch auf diesem Gebiet unternommen, ein Versuch mit Maden(kleine Würmer, aus denen sich grüne Schmeißfliegen entwickeln) und der war mir nur mit der Theorie vom Morphogenetischen Feld so recht erklärlich.
Ich erwähnte dies glaube ich bereits irgendwann.
Erzähl uns aber dennoch Geschichten, Hermes Geschichtenerzähler.

Phettberg
05.03.2001, 10:06
Liebe Angelika, Du bist eine gute Didaktin, so schön hat mirs noch nie wer erklärt. Aber dennoch werd ich es auch jetzt wieder vergessen, denn wenn sich mir etwas nicht tagtäglich vergegenwärtigt - oder ich es mir selbst, wozu ich aber kraft meiner schweren Suchterkrankung nicht komme, weil keine Zeit bleibt, - isses versunken, versinkt es.
In Liebe versunken ins morphische Feld...

rupertjahn
25.04.2001, 19:09
Entschuldigung, ich wollte nur kurz erwähnen: Wäre dieser schöne Strang, der ganz oben mit
Rolf Hochut begann, sich dann aber schnell zu Rolf Hochhut entwickelte, noch ein bisschen weitergeführt worden, hätte er sicher auch den Rolf Hochhuth erreicht. Ein Mann mit vier H - dem etwas zu schenken hätte ich mich auch nicht getraut.
Verzeiht, blubb, blubb, ich tauch schon wieder ab...

honz
24.11.2001, 15:36
für Lacoste, und das wunderbare tote Hundegedicht, damit sie den Herrn Jahn nicht vorschicken muss, und weil sie heute Abdend liest, aber ich bin leider fast so tot wie ihr Hund und kann nicht dabei sein.

honz
24.11.2001, 16:24
Ich musste das Gedicht nochmal lesen, bevor ich sterbe, und dabei fielen mir die 'ist's' auf. Ist das Gedicht noch besser ohne die ists?
Mein Hund,
Mein Hund,
Seine Schnauze so wund,
Sein Bein so verdreht,
Sein Brustkorb verklebt,
Seine Nase ist blutig,
Sein Auge schaut mutig,
Sein Arschloch ist so rot,
Ich glaube, er ist tot.
Ich weiß nicht. es klingt lyrisacher aber auch verkitschter, das isat bringt es wieder auf eine wirkliche Ebene.Dessalb das ist in den letzten Zeilen. Ist ja auch egal, viel Spass heute bei der Wahrheit