Marc Degens
08.02.2001, 14:48
Sage mir, wen du kennst, und ich sage dir, wer du bist... Sollte diese Annahme zutreffen, dann bin ich ein Nichts und Niemand.
Freilich, in einem Neubauten-Konzert überließ mir der bullige Ex-Einstürzer F.M. Einheit einmal seine frisch angezündete Zigarette (und bewarf mich später mit Kieselsteinchen), auf dem Weg von der Universität zur U-Bahn stieß ich vor gar nicht allzu langer Zeit auf und versehentlich gegen einen leibhaftigen Nobelpreisträger (Günter Grass - er sah genauso aus wie im Fernsehen: Pfeife im Mundwinkel, sozialdemokratisches Stirnrunzeln, voller Aufacht), ja und im Kinosaal saß ich einmal neben Christoph Schlingensief und seiner weiblichen Begleitung und versuchte mich auf den Streifen 'Fight Club' zu konzentrieren, was mir allerdings schwerfiel, da sich die beiden Turteltauben nebenan beständig herzten und liebkosten wie frischverliebte Teenager - bis die Dame an Schlingensiefs Seite zur Hälfte des Filmes GottseiDank sanft entschlummert war.
Auch mein kurzer Dialog mit Wolf Biermann ist kaum dazu angetan, meinÔ Ruhm und Ehr zu mehren. Ihn traf ich im Foyer des Dortmunder Zeitungsschnipselarchivs, wo ich für meine Abschlußarbeit 'Donald Duck und die Dichter' recherchierte - und die Gelegenheit der Zusammenkunft prompt ausnutzte, ihm während seines Soundchecks anzusprechen: 'Entschuldigung, taucht in ihren Texten eigentlich auch Donald Duck auf?' Der Barde warf seine Stirn in Falten, er erinnerte mich dabei irgendwie an Günter Grass, und antwortete gleichnishaft: 'Leider nein, soweit bin ich noch nicht aufgestiegen.' (Während ich dies nun niederschreibe, muß ich unwillkürlich an das einzige Gespräch denken, das die beiden berühmtesten Dichter ihrer Zeit einstens angeblich miteinander geführt haben sollen. Marcel Proust: 'Essen Sie gern Trüffel?' James Jocye: 'Ja, ich esse sie sehr gern.') Spektakulärer war da schon meine Begegnung mit dem TV-Tausendsassa und Robert Musil-Experten Doktor Roger Willemsen, dessen Seminar 'Das Ich in der Geschichte' ich an der Bochumer Ruhr-Universität besuchte. Frisch bewaffnet mit einer Kakaotüte schlich ich mich in seinem Rücken, da ich wie so oft zu spät gekommen war, zu einem freien, vorderen Sitzplatz, fing an, während meines Marsches gedankenverloren die Kakaotüte zu schütteln, gar nicht daran denkend, daß ich diese bereits geöffnet hatte. Und schon - platsch! - waren Roger Willemsen, sein Kaschmirmantel, alle Unterlagen und seine wertvollen Bücher mit meinem Schokoladentrunk bekleckert. Roger Willemsen sprang von seinem Stuhl auf und schrie: 'Ihh, ich wurde mit Kakao bespritzt!' Später jedoch, als Roger Willsemsen an der Universität seinen Abschied feierte und wir die einzigen Teilnehmer waren, die Bier tranken, verzieh er mir und gemeinsam spekulierten wir lang und breit darüber, ob Rainald Goetz nun schwul, hetero-, bi- oder gar asexuell sei.
(Beitrag wurde von Marc Degens am 13.02.2001 um 00:13 Uhr bearbeitet.)
Freilich, in einem Neubauten-Konzert überließ mir der bullige Ex-Einstürzer F.M. Einheit einmal seine frisch angezündete Zigarette (und bewarf mich später mit Kieselsteinchen), auf dem Weg von der Universität zur U-Bahn stieß ich vor gar nicht allzu langer Zeit auf und versehentlich gegen einen leibhaftigen Nobelpreisträger (Günter Grass - er sah genauso aus wie im Fernsehen: Pfeife im Mundwinkel, sozialdemokratisches Stirnrunzeln, voller Aufacht), ja und im Kinosaal saß ich einmal neben Christoph Schlingensief und seiner weiblichen Begleitung und versuchte mich auf den Streifen 'Fight Club' zu konzentrieren, was mir allerdings schwerfiel, da sich die beiden Turteltauben nebenan beständig herzten und liebkosten wie frischverliebte Teenager - bis die Dame an Schlingensiefs Seite zur Hälfte des Filmes GottseiDank sanft entschlummert war.
Auch mein kurzer Dialog mit Wolf Biermann ist kaum dazu angetan, meinÔ Ruhm und Ehr zu mehren. Ihn traf ich im Foyer des Dortmunder Zeitungsschnipselarchivs, wo ich für meine Abschlußarbeit 'Donald Duck und die Dichter' recherchierte - und die Gelegenheit der Zusammenkunft prompt ausnutzte, ihm während seines Soundchecks anzusprechen: 'Entschuldigung, taucht in ihren Texten eigentlich auch Donald Duck auf?' Der Barde warf seine Stirn in Falten, er erinnerte mich dabei irgendwie an Günter Grass, und antwortete gleichnishaft: 'Leider nein, soweit bin ich noch nicht aufgestiegen.' (Während ich dies nun niederschreibe, muß ich unwillkürlich an das einzige Gespräch denken, das die beiden berühmtesten Dichter ihrer Zeit einstens angeblich miteinander geführt haben sollen. Marcel Proust: 'Essen Sie gern Trüffel?' James Jocye: 'Ja, ich esse sie sehr gern.') Spektakulärer war da schon meine Begegnung mit dem TV-Tausendsassa und Robert Musil-Experten Doktor Roger Willemsen, dessen Seminar 'Das Ich in der Geschichte' ich an der Bochumer Ruhr-Universität besuchte. Frisch bewaffnet mit einer Kakaotüte schlich ich mich in seinem Rücken, da ich wie so oft zu spät gekommen war, zu einem freien, vorderen Sitzplatz, fing an, während meines Marsches gedankenverloren die Kakaotüte zu schütteln, gar nicht daran denkend, daß ich diese bereits geöffnet hatte. Und schon - platsch! - waren Roger Willemsen, sein Kaschmirmantel, alle Unterlagen und seine wertvollen Bücher mit meinem Schokoladentrunk bekleckert. Roger Willemsen sprang von seinem Stuhl auf und schrie: 'Ihh, ich wurde mit Kakao bespritzt!' Später jedoch, als Roger Willsemsen an der Universität seinen Abschied feierte und wir die einzigen Teilnehmer waren, die Bier tranken, verzieh er mir und gemeinsam spekulierten wir lang und breit darüber, ob Rainald Goetz nun schwul, hetero-, bi- oder gar asexuell sei.
(Beitrag wurde von Marc Degens am 13.02.2001 um 00:13 Uhr bearbeitet.)