Juergen Broemmer
19.01.2001, 13:23
Eine weitere nichtige Begegnung mit einer sehr zweifelhaften Berühmtheit, jedoch nicht ohne Moral.
Vor einigen Jahren arbeitete ich in der Konzernzentrale einer weltumspannenden Waschmittel- und Kosmetikfirma. Das ist zugegebenermassen nicht ganz so glamourös wie für eine täglich erscheinende Tageszeitung zu schreiben, doch immerhin hatten wir ja Isabella Rosselini in einem Aufsichtsrat und einen ãChief Enterprise Officerä, der von einer Zeitschrift zum ãManager des Jahresä gewählt worden war.
Just jener ãChief Officerä kam eines Tages zu mir und fragte mich, ob ich bei ihm zuhaus seine Frau ins Internet bringen könne. Das gehörte zwar nicht unbedingt zu meinen Aufgaben, aber er glaubte wohl, dass es ãmit Herrn Brömmer schneller gehtä. Im Zuge der Vorbereitungen des Hausbesuches verriet mir die Gattin, eine Frau der Feder zu sein und das Internet für ihre Recherchen zu benötigen. Erkundigungen im Sekretärinnenkreis ergaben, dass sie gerade unter ihrem Geburtsnamen einen erfolgreichen Roman in der Neuen-Frau-Reihe des Fischer Taschenbuch Verlages vorgelegt hatte.
Und so kaufte ich ein Exemplar von ãMänner sind wie Schokoladeä, bevor ich in der Frankfurter Villa meine Dienste verrichtete. Wer viel liest, dem begegnen gar nicht so selten auch nicht so gut gelungene Bücher, aber dieser Text war empörend schlecht. Selbst Bastei-Groschenheftchen oder Tagebücher von Pubertierenden schimmern erhaben neben solch üblen Schund.
Selbstverständlich leugnete ich meine Kenntnis, als ich Frau Tina Grubes Apparate einrichtete. Das Haus war mit dem üblichen Klassische-Moderne-Kram ausgestattet und mein Mineralwasser bekam ich in einer Kristallvase serviert. Frau Grube hatte ihren nächsten Roman schon stückchenweise auf der Festplatte und erzählte, wie sie in die Welt der Literatur eingeführt worden war (soll hier aus Gründen der Diskretion nicht vertieft werden, aber Hannelore Elsner spielte eine Rolle). Der erste Roman handelte übrigens davon, wie sie unseren Chef kennengelernt und geheiratet hat. Im nächsten wollte sie berichten, wieâs weiterging. Die Filmrechte hatte sie auch schon verkauft.
Wie andere Kulturmenschen dachte auch Frau Grube, dass Ignoranz gegenüber der Technik eine charmante Eigenschaft sei. Stunde um Stunde mühte ich mich um Erklärungen des Augenfälligen. Doch obwohl unser beider Mägen schon anständig rumpelten, bekam ich noch nicht einmal ein Schnittchen angeboten. Nur immer wieder Mineralwasser in die Blumenvase nachgefüllt. Aber das gehört wohl dazu, dass man als Nobelmann ein bisschen rauh behandelt wird, wenn man fremden Damen hilft.
(Beitrag wurde von Juergen Broemmer am 19.01.2001 um 12:34 Uhr bearbeitet.)
Vor einigen Jahren arbeitete ich in der Konzernzentrale einer weltumspannenden Waschmittel- und Kosmetikfirma. Das ist zugegebenermassen nicht ganz so glamourös wie für eine täglich erscheinende Tageszeitung zu schreiben, doch immerhin hatten wir ja Isabella Rosselini in einem Aufsichtsrat und einen ãChief Enterprise Officerä, der von einer Zeitschrift zum ãManager des Jahresä gewählt worden war.
Just jener ãChief Officerä kam eines Tages zu mir und fragte mich, ob ich bei ihm zuhaus seine Frau ins Internet bringen könne. Das gehörte zwar nicht unbedingt zu meinen Aufgaben, aber er glaubte wohl, dass es ãmit Herrn Brömmer schneller gehtä. Im Zuge der Vorbereitungen des Hausbesuches verriet mir die Gattin, eine Frau der Feder zu sein und das Internet für ihre Recherchen zu benötigen. Erkundigungen im Sekretärinnenkreis ergaben, dass sie gerade unter ihrem Geburtsnamen einen erfolgreichen Roman in der Neuen-Frau-Reihe des Fischer Taschenbuch Verlages vorgelegt hatte.
Und so kaufte ich ein Exemplar von ãMänner sind wie Schokoladeä, bevor ich in der Frankfurter Villa meine Dienste verrichtete. Wer viel liest, dem begegnen gar nicht so selten auch nicht so gut gelungene Bücher, aber dieser Text war empörend schlecht. Selbst Bastei-Groschenheftchen oder Tagebücher von Pubertierenden schimmern erhaben neben solch üblen Schund.
Selbstverständlich leugnete ich meine Kenntnis, als ich Frau Tina Grubes Apparate einrichtete. Das Haus war mit dem üblichen Klassische-Moderne-Kram ausgestattet und mein Mineralwasser bekam ich in einer Kristallvase serviert. Frau Grube hatte ihren nächsten Roman schon stückchenweise auf der Festplatte und erzählte, wie sie in die Welt der Literatur eingeführt worden war (soll hier aus Gründen der Diskretion nicht vertieft werden, aber Hannelore Elsner spielte eine Rolle). Der erste Roman handelte übrigens davon, wie sie unseren Chef kennengelernt und geheiratet hat. Im nächsten wollte sie berichten, wieâs weiterging. Die Filmrechte hatte sie auch schon verkauft.
Wie andere Kulturmenschen dachte auch Frau Grube, dass Ignoranz gegenüber der Technik eine charmante Eigenschaft sei. Stunde um Stunde mühte ich mich um Erklärungen des Augenfälligen. Doch obwohl unser beider Mägen schon anständig rumpelten, bekam ich noch nicht einmal ein Schnittchen angeboten. Nur immer wieder Mineralwasser in die Blumenvase nachgefüllt. Aber das gehört wohl dazu, dass man als Nobelmann ein bisschen rauh behandelt wird, wenn man fremden Damen hilft.
(Beitrag wurde von Juergen Broemmer am 19.01.2001 um 12:34 Uhr bearbeitet.)