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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kreisky, Bruno



ck1
14.01.2001, 15:40
Meine Mutter liebt die Nähe zum Wald. Das brachte mich in die unglückliche Lage im 19. Bezirk in Wien aufwachsen zu müssen. Für alle, die Wien nicht so gut kennen: das ist eine noble Villengegend.... Aber es hatte auch seine guten Seiten. Zum Beispiel führte mich mein Schulweg an der Villa mit Garten von Bruno Kreisky vorbei. Der Garten ist riesengroß und umzäunt von einem fast undurchsichtigen Bretterzaun. Aber wenn man die Bäume focussiert, ergeben die kleinen Ritzen zwischen den Brettern ein verschleiertes Bild vom Garten.Es gab auch ein paar kleine Löcher im Zaun, aber es wäre den Sicherheitswachebeamten, die dort immer standen, bestimmt nicht recht gewesen, wenn ich meine Nase an Bruno Kreiskys Zaun gerieben hätte. Das nahm ich zumindest an. Ich träumte davon in diesem Garten spazieren zu gehen und Bruno zu sehen. Oder ihn beim Spaziergang mit seinen Hunden zu treffen, wie einige meiner Schulfreunde. Zu der Zeit war er österreichischer Bundeskanzler, und ich vielleicht 9, das muß irgenwann Ende der 70er gewesen sein. Eines Tages sagte mein Vater:' Kommts, wir gehen beim Bruno Kreisky in die Sauna!'. Natürlich wußte ich, dass sich B.K.s Sohn und mein Vater kannten, aber der wohnte doch ganz woanders! Wir packten unsere Badesachen ein und gingen los. Da ich saunieren immer schon haßte, hüpfte ich gleich in den outdoor pool in diesem GARTEN! Was für ein herrliches Gefühl, da war ich also! Ich schwimme und schwelge, plötzlich kommt Bruno Kreisky und fragt mich: 'Wo isn da Peter?' Ich ertrinke beinahe, lasse mir aber nichts anmerken (?) und sage vor Schreck fast unwirsch:' Keine Ahnung, wahrscheinlich in der Sauna!'. Dann ging er wieder, ohne eine weiteres Wort. Vermutlich wollte er mich vor dem endgültigen Untergang retten. Als ich Peter davon erzählte, sagte der: 'Komisch, eigentlich mag Bruno Kinder.'
(Beitrag wurde von ck1 am 14.01.2001 um 15:47 Uhr bearbeitet.)

anko
15.01.2001, 12:01
wunderbare geschichte.
zur volksnaehe kreiskys ist noch zu sagen, dass seine private telephonnummer und adresse bis zu seinem tod im oeffentlicher wiener telephonbuch stand.
so long, anko

Doron
16.01.2001, 22:26
Anfang der Achtziger trafen sich in Wien linke Israelis mit einigen gemäßigten Palästinensern. Ich fuhr einen israelischen Friedenspolitiker zu so einer Konferenz, sah dort arabische Studenten, die mich bei den diversen Uni-Debatten so sehr angehaßt hatten wie ich sie, und wir staunten nicht schlecht, einander an so einem Ort wiederzusehen. Sie hatten ihre Idole vorbeigebracht, ich meines.
Eines Tages sollten die Israelis Kreisky rendezvuzzeln, und ich durfte diesmal dabei sein. Kreisky kam herein, bereits mit Bart und Stock, nahm Platz und sagte: 'Schaun Sie, eines muß ich von Anfang an klarstellen; es gibt kein jüdisches Volk und ich bin folglich kein Jude.'
Betretenes Hüsteln bei den Israelis. Ein Friedensexperte der Arbeiterpartei, David Shacham, meinte, daß in den USA zwischen Nation, Religion und People unterschieden werde, einer etwa Amerikaner, Katholik und Ire sein könne. Darauf Kreisky: 'Ja, das mag in Amerika so sein, bei uns ist das nicht so.'
Schweigen, dann sprach ein Politiker der linken Bürgerrechtspartei Meretz: 'Also, wenn Bruno Kreisky sagt, daß es kein jüdisches Volk gibt und daß er kein Jude ist, dann muß ich das ernst nehmen. Wenn aber mich jemand fragen würde, wer heute der bedeutendste jüdische Politiker auf der Welt ist, dann antworte ich: Bruno Kreisky.'
Diesem Argument konnte sich auch Kreisky nicht verschließen. 'Schaun Sie, da werd ich Ihnen einen Witz erzählen. Geht 1938 ein orthodoxer Jude, in Kaftan, mit Jarmikel und Schläfenlocken, über die Urania, da hält ihn ein Polizist auf, sagt: 'Gehen Sie da nicht weiter. Dort drüben san die Nazibuam. Die wern Sie piesacken' Da antwortet der Jude, mit seiner Kippah und seinen Pejes: 'Danke Herr Inspektor, aber ich werd mich nicht zu erkennen geben.'' Dann setzte Kreisky nach: 'Sehen Sie,und so geht's mir manchmal auch.'

Andrea Maria
16.01.2001, 23:06
Ich finde beide Bruno-Kreisky-Geschichten ganz wunderbar! Die von Tini hat so etwas fantastisch 19.bezirkhaftes und die von Doron was extrem internationales. Ich besitze übrigens eine Melone von Bruno Kreisky, die mein Bruder einmal um 7000 Schilling in einem dubiosen Auktionshaus ersteigert hat. Das Zertifikat zu dem Hut liest sich: 'Ich, Peter Kreisky bestätige hiermit, dass ich nicht ausschliessen kann, dass mein Vater diesen Hut besessen hat. '
Andrea Maria Dusl

Kai Herrmann
17.01.2001, 03:39
ck1-Supergeschichte

ck1
17.01.2001, 06:34
7 tausend Schilling!!!! Bitte, darf ich deinem Bruder auch irgendwas verkaufen?
Ein dickes Bussi, liebe Andrea!
(Beitrag wurde von ck1 am 17.01.2001 um 05:36 Uhr bearbeitet.)

rron
28.09.2001, 14:35
Weil Freitag ist.

DonDahlmann
14.06.2002, 16:53
Weil schon wieder Freitag ist.

AntonH
17.06.2002, 12:24
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DonDahlmann
17.06.2002, 12:28
Interessante These. Gemeinsames Volvo fahren als Sexersatz.

DerCaptain
17.06.2002, 12:50
Blutjunge blonde Schwedenautos bis nach Österreich gehetzt. Schon verfilmt?

poldi
19.06.2002, 21:37
? wieso bretterzaun im präsens?

slowtiger
20.06.2002, 09:53
Weil das mit jedem Bretterzaun funktioniert. Also, daß man dann das dahinter sieht. Man sieht natürlich nicht hinter jedem Bretterzaun dem Kreisky seinen Garten.