lacoste
28.12.2000, 22:16
Sekttrinken mit Wolfgang Thierse
Auf der Leipziger Buchmesse 1997 landete ich mit mehreren Freunden auf dem Sekt- und Häppchenempfang der Wochenzeitung Freitag, wo wir uns ordentlich Sekt und weniger Häppchen genehmigten. Wolfgang Thierse, der damals zwar noch nicht Bundestagspräsident aber immerhin stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag war (dafür aber noch recht zottig aussah), weilte plötzlich auch unter den Gästen, was wir uns ö als wir es gewahr wurden ö gegenseitig zuzischelten. Nach dem dritten Sekt fragte ich Freund Thomas: ³Wie glaubst Du, würde Herr Thierse reagieren, wenn ich ihn fragte, ob er Harry Rowohlt sei?ã Thomas unkte nur: ³Das traust Du Dich sowieso nicht.ã Damit hatte er selbstverständlich recht, aber nur ein Glas Sekt später traute ich mich dann doch, tippte Herrn Thierse an und fragte ihn: ³Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie mal was fragen?ã Herr Thierse lächelte mich mit bürgenahem Stolz an und antwortete: ³Aber sicher dürfen Sie mich mal was fragen.ã Ich nahm allen Mut zusammen und sagte: ³Ich bin mir nicht ganz sicher, aber sind Sie nicht Harry Rowohlt?ã Herr Thierse stutzte für den Bruchteil einer Sekunde und belehrte mich dann souverän: ³Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber was für eine charmante Verwechslung.ã Dann drehte er mir den Rücken zu und ging ein paar Schritte weg, blieb stehen, drehte sich wieder zu mir um, kam zu mir zurück und sagte: ³Aber vielleicht sollte ich Ihnen meinen Namen ja auch mal sagen. Vielleicht sagt der Ihnen ja auch was.ã Ich antwortete erfreut: ³Ja, gerne.ã Herr Thierse sagte: ³Ich bin Wolfgang Thierse.ã Ich dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann bedauernd den Kopf: ³Nein, tut mir leid. Sind Sie denn auch Schriftsteller?ã Herr Thierse schüttelte nun seinerseits den Kopf und ging zu ein paar Freunden, mit denen er sich vernehmlich darüber amüsierte, gerade mit Harry Rowohlt verwechselt worden zu sein.
Corinna Stegemann
Auf der Leipziger Buchmesse 1997 landete ich mit mehreren Freunden auf dem Sekt- und Häppchenempfang der Wochenzeitung Freitag, wo wir uns ordentlich Sekt und weniger Häppchen genehmigten. Wolfgang Thierse, der damals zwar noch nicht Bundestagspräsident aber immerhin stellvertretender SPD-Fraktionsvorsitzender im Bundestag war (dafür aber noch recht zottig aussah), weilte plötzlich auch unter den Gästen, was wir uns ö als wir es gewahr wurden ö gegenseitig zuzischelten. Nach dem dritten Sekt fragte ich Freund Thomas: ³Wie glaubst Du, würde Herr Thierse reagieren, wenn ich ihn fragte, ob er Harry Rowohlt sei?ã Thomas unkte nur: ³Das traust Du Dich sowieso nicht.ã Damit hatte er selbstverständlich recht, aber nur ein Glas Sekt später traute ich mich dann doch, tippte Herrn Thierse an und fragte ihn: ³Entschuldigen Sie bitte, darf ich Sie mal was fragen?ã Herr Thierse lächelte mich mit bürgenahem Stolz an und antwortete: ³Aber sicher dürfen Sie mich mal was fragen.ã Ich nahm allen Mut zusammen und sagte: ³Ich bin mir nicht ganz sicher, aber sind Sie nicht Harry Rowohlt?ã Herr Thierse stutzte für den Bruchteil einer Sekunde und belehrte mich dann souverän: ³Nein. Ganz bestimmt nicht. Aber was für eine charmante Verwechslung.ã Dann drehte er mir den Rücken zu und ging ein paar Schritte weg, blieb stehen, drehte sich wieder zu mir um, kam zu mir zurück und sagte: ³Aber vielleicht sollte ich Ihnen meinen Namen ja auch mal sagen. Vielleicht sagt der Ihnen ja auch was.ã Ich antwortete erfreut: ³Ja, gerne.ã Herr Thierse sagte: ³Ich bin Wolfgang Thierse.ã Ich dachte einen Augenblick nach und schüttelte dann bedauernd den Kopf: ³Nein, tut mir leid. Sind Sie denn auch Schriftsteller?ã Herr Thierse schüttelte nun seinerseits den Kopf und ging zu ein paar Freunden, mit denen er sich vernehmlich darüber amüsierte, gerade mit Harry Rowohlt verwechselt worden zu sein.
Corinna Stegemann